Wenn bei der Feuerwehr die Cola warm wird...
Nachwuchs schiebt erstmals 24-Stunden-Dienst - Teil 1
Der erste Feriensonnabend in Leipzig ist einer jener Tage, die man eigentlich nur im kühlen Schatten oder am See aushält. Die Sonne brennt, kein Wölkchen am Himmel, es ist unerträglich heiß. Während ihre Altersgenossen längst in den Urlaub aufgebrochen sind oder sich am Kulki aalen, macht sich ein Grüppchen von zwölf Mädchen und Jungen bereit zum nächsten Einsatz.
In dicken Uniformen, mit Stiefeln an den Füßen und Helmen auf dem Kopf schleppen die Mitglieder der Jugendfeuerwehr Grünau schweres Gerät aus ihrem
Einsatzfahrzeug an den Unfallort in den Schönauer Lachen. Eine Person wurde verschüttet - die Kinder und Jugendlichen sollen üben, wie sie im Ernstfall
vorgehen müssen. »Es ist unglaublich«
, staunt Hauptfeuerwehrfrau Daniela Neumann. »Die Kids sind jetzt seit fast 20 Stunden in
Bereitschaft, absolvieren hier ihre achte Übung und haben keinerlei Ermüdungserscheinungen.«
Die Jugendwartin ist sichtlich stolz auf »ihre«
Truppe. Und nicht nur sie. Mit ihr freuen sich alle Aktiven und Helfer der
Freiwilligen Feuerwehr Grünau. Lange hat es gedauert bis aus der anfänglichen Idee, einen solchen Übungs-Marathon für den Nachwuchs zu organisieren,
Realität werden konnte. Philipp Heine, der als Betreuer ebenfalls für die Jugendarbeit zuständig ist, erzählt von den Schwierigkeiten: »Die
Überlegungen gab es schon seit zwei, drei Jahren, sind aber von der zuständigen Jugendfeuerwehr Sachsen aus Sicherheitsgründen abgelehnt worden. Außerdem
gab es immer Bedenken wegen des Jugendschutzes, obwohl wir natürlich die Nachtruhe einhalten. Aber es ging irgendwie kein Weg rein«
, erinnert
sich der 21-Jährige.
Dieses Mal sollte es jedoch unbedingt klappen und man verzichtete auf den Antrag von Fördergeldern, der eventuell wieder eine Ablehnung der Aktion zur
Folge gehabt hätte. Kurzerhand wurde das Geld im Kreis der 33 aktiven und 15 »alten«
Mitglieder gesammelt - immerhin etwa 400 Euro
mussten die Freiwilligen zu ihrem ehrenamtlichen Engagement berappen - gemurrt hat Keiner, schließlich geht es um den Nachwuchs.
»Wir müssen doch den Kindern was bieten«
, meint Daniela Neumann. »Immer nur Theorie büffeln und mal am Gerätehaus einen
Löschangriff üben - das ist doch langweilig.«
Die nachrückende Feuerwehrgeneration zu finden und vor allem über das schwierige pubertäre Alter
hinweg zu halten, ist keine leichte Aufgabe. Die Grünauer haben sich deshalb auf Projekttage in Schulen und Kitas konzentriert. Und durch solch aufregende
Aktionen wie dem 24-Stunden-Dienst soll zudem die Neugierde und Abenteuerlust geweckt werden.
Für jede Menge Abenteuer hatte Philipp Heine zumindest gesorgt. Er war für den vollgestopften Plan verantwortlich und freut sich zum
»Dienstbeginn«
am 8. Juli wie ein kleiner Junge auf die bevorstehenden 24 Stunden. Pünktlich 17 Uhr sitzen die jungen Feuerwehrleute an
einer langen Tafel im Gerätehaus an der Schönauer Straße und sind völlig ahnungslos. Ganz offiziell stellt Heine zunächst alle Anwesenden vor und teilt
Gruppen ein, falls es zu irgendwelchen Einsätzen kommen sollte, betont der Oberfeuerwehrmann, der mit zehn Jahren bei der Grünauer Jugendwehr begann und
2006 in den regulären Dienst übernommen wurde.
»Vielleicht«
, so sagt er augenzwinkernd »wird es aber auch ganz langweilig«
. Dass das ganze Gegenteil eintrifft,
merken die Kinder und Jugendlichen bereits eine Dreiviertelstunde später. Der erste Alarm ertönt und es wird hektisch. Eine Ölspur an den Grünen Märkten
muss beseitigt werden. Eine der beiden Gruppen rückt aus. »Ich war ganz schön aufgeregt «
, wird der neunjährige Kevin gut 24 Stunden
später zugeben. Mit Sand rücken die jungen Leute der 100-Meter-Ölspur aus Kakao auf den Leib. Nach einer Stunde ist diese Aufgabe erledigt. Kaum zurück im
Gerätehaus wartet bereits das nächste Einsatzfax...