Grün-As

An der Uhr gedreht...

Liebe Leserinnen und Leser, in Grünau ticken die Uhren anders - im wahrsten Wortsinn. Insbesondere am Vierseitenmodell am PEP hat lange keiner mehr an der Uhr gedreht. Die glänzt mit vier verschiedenen Vermutungen über die Echtzeit - und liegt mit allen kräftig daneben. Obwohl dieser Umstand nicht gerade neu ist, taugt er im Sommerloch zur »Grün-As«-Geschichte. Denn vielleicht ist er ja mit unserer Hilfe änderbar? Es wird jedenfalls höchste Zeit...

Erste Station: Die Uhr. Strategisch günstig gelegen, passieren viele Grünauer das Objekt. Nach oben schaut kaum jemand. Dabei passt gerade einer der Vorschläge: Es ist nämlich 13.23 Uhr. Funktioniert etwa eine Seite doch - nämlich die einzige mit Reklame darunter? Hängt es gar davon ab, ob jemand Werbung schaltet? Nun, weit gefehlt: »Das ist doch eine Standuhr«, ruft eine Passantin. Die Dame ist nicht nur freundlich, sondern auch gerüstet: »Es ist fünf vor halb zwei! Schönen Tag noch«, sagt sie mit Blick auf die unverzichtbare Armbanduhr und geht ihres Weges. Nicht ihres Weges gehen indes ein paar Meter weiter oben die Zeiger der Anzeige - das käme denen doch gar nicht in den Uhrzeigersinn.

Zweite Station: Die Stadt Leipzig. Die muss doch ein Interesse daran haben, dass ihre Bürger mit der Zeit gehen. Nun, weit gefehlt: »Da müssen Sie mit dem Besitzer sprechen«, heißt es aus dem Rathaus. Die etwas vorwurfsvolle Frage, ob der Verwaltung denn gleichgültig sei, welches Stündchen den Grünauern geschlagen hat, wird wegen mangelnder Zuständigkeit nicht für voll genommen. Immerhin gibt es eine Information zum Uhrenbesitzer.

Dritte Station: Eine Leipziger Telefonnummer auf der Uhr, eigentlich gedacht für Werbekunden. Aber dort nimmt zur besten Geschäftszeit keiner den Hörer ab. Vielleicht hängen in dem Büro auch mehrere Wunsch-Uhrzeiten herum - die perfekte Methode für einen frühen Feierabend.

Vierte Station: Das Unternehmen Ströer. Die Firma steckt hinter dem Kürzel ZUW, das als einziger Hinweis auf der Uhr zu sehen ist. In Halle erreichen wir Mediaberaterin Astrid Weber: »Um welche Uhr geht es denn? Ich gebe das intern sofort weiter«, sagt sie. Eine Garantie sei das zwar noch nicht, aber damit ist das Problem erst einmal als solches aktenkundig. Bearbeitet werde es je nach Auslastung der zuständigen Mitarbeiter. Von Weber ist nebenbei Interessantes zu erfahren: In Grünau sei man mit der Vermarktung der Uhren - es gibt mehrere - recht zufrieden. »Da gibt es schlimmere Ecken«, sagt sie über die Werbeuhrenszene in Leipzig. Der Stadt gegenüber sei man nicht rechenschaftspflichtig, es handle sich um einen normalen Pachtvertrag.

Würde heißen: Ströer könnte die Uhren auch rückwärts laufen lassen, oder schneller. Oder eben gar nicht. Da alles außer der schönen Echtzeit aber bei den Werbekunden nicht besonders gut ankommt, ist die nächste »Zeitumstellung« wohl sehr bald zu erwarten. Vielleicht sogar vor dem Erscheinen dieses Textes - da wäre die Zeit mal wieder so gar nicht auf der Seite unseres schmucken Monatsmagazins, dem Frau Weber am liebsten gleich einen Werbeplatz auf besagter Uhr verkauft hätte.

Ihr Reinhard Franke
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