Grün-As

Das Zentrum am Rande

KOMM-Haus feiert 20-jähriges Bestehen

Wer am 16. September Teil des bunten Treibens entlang der Selliner Straße war, der dürfte sich an längst vergangene Zeiten erinnert haben. Das KOMM-Haus feierte an jenem Tag bei herrlichem Spätsommerwetter seinen 20. Geburtstag.

»Das ist ja beinah wie früher«, staunt ein Besucher, der die Einrichtung aus seiner Entstehungszeit kennt. Und damit hatte er Recht. In den 90ern waren turbulente Straßenfeste keine Seltenheit. Diese schöne - leider ein wenig in Vergessenheit geratene - Tradition griffen die Initiatoren des soziokulturellen Zentrums am Rande Grünaus auf, um gemeinsam mit ihren unmittelbaren »Nachbarn« an die zurückliegenden zwei Jahrzehnte zu erinnern.

Offiziell wurde das KOMM-Haus im Februar 1991 eröffnet. Bereits 1980 - also zu tiefsten DDR-Zeiten - als Jugendeinrichtung geplant, wurde es erst zehn lange Jahre später nach den ursprünglichen Entwürfen realisiert und tat bitter Not. Denn der jüngste Wohnkomplex Grünaus hatte zu diesem Zeitpunkt keinerlei Anlaufstelle für kulturinteressierte und freizeitorientierte Bewohner. Das Konzept der ersten Stunde - von den Mitarbeitern der ersten Stunde Tina Heuer und Dietmar Voigt erarbeitet - machte das Haus in städtischer Trägerschaft zu einer Art Kleinkunstbühne. Theater, Kino und Musik standen damals in erster Linie auf dem Plan. Geöffnet hatte die Einrichtung sagenhafte 16 Stunden - von 10 Uhr morgens bis 2 Uhr nachts. Mit zwei Angestellten eine Illusion, die recht schnell der Realität weichen musste.

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KOMM-Haus

Dies war jedoch nicht das einzige Problem, mit dem die engagierten Kulturexperten am Rande des Randes von Leipzig zu kämpfen hatten: Von Anfang an stand die Trägerschaft des Hauses zur Disposition. Die Entscheidung das Zentrum unter kommunaler Obhut zu behalten, war das Lebenselixier des KOMM-Hauses. Sich selbst finanzierend hätte es wohl kaum das erste Jahr überstanden. Denn die Anfänge waren zäh - manchmal verirrten sich nur ein paar wenige Jugendliche in das Lala-Café, das es damals noch gab. Und die machten zu allem Überfluss auch noch richtig Ärger. »Verrückte« nannte Dietmar Voigt die Neonazis, die kurz nach der Eröffnung die Einrichtung überfielen und verwüsteten. Daraufhin wurde die gastronomische Versorgung zunächst eingestellt - dabei wollte man doch ein offenes Haus und nach den ersten drei Monaten zur festen Adresse für Jung und Alt geworden sein.

Etabliert hat sich das KOMM-Haus allerdings erst lange nach dem angepeilten ersten Vierteljahr. Das Konzept musste grundlegend neu erarbeitet und an den Interessen und Wünschen der potenziellen Nutzer ausgerichtet werden. 1992 wurde das umfangreiche Angebot von Kursen, Diskussionsrunden, Beratungen und Workshops bereits stark eingeschränkt und ein Jahr später verabschiedeten sich die Protagonisten schweren Herzens von ihren Ursprüngen als Kabarett- und Kleinkunstbühne. Kaum zu glauben, wenn man heute die schon Wochen im Voraus ausverkauften Kabarett-Abende im KOMM-Haus bedenkt.

Richtig viel Zulauf bekam die Einrichtung letztlich im Jahr vor dem 20-jährigen Grünau-Jubiläum. Die Mannschaft des Hauses hatte gewechselt. Die Geschicke leiteten Jörg Kerstan (seit 1994) und Uwe Walther (seit 1992), die noch heute die Gesichter des KOMM-Hauses sind. Bereits im Februar 1992 hatte die Volkshochschule ihr erstes Stadtteilbüro in den Räumlichkeiten eingerichtet. 1995 gründete sich der KOMM e.V. - ein Zusammenschluss von vielen Grünauern, die sich für ihren Stadtteil stark machen wollten. Es entstanden Projekte, die noch heute im Veranstaltungskalender zu finden sind: Hobbyschau, Kleintierausstellung und ja auch dieses Stadtteilmagazin wurde im benachbarten KOMM-Haus aus der Taufe gehoben.

20 Jahre (eine ganz kurzgefasste Chronik können Sie in dieser Ausgabe nachlesen) KOMM-Haus bedeutet unendlich viele Gesichter und Geschichten, bedeutet eine nervenaufreibende, engagierte Kulturarbeit, die sich auch noch heute manches Mal in einem leeren Saal verliert und trotzdem allen Beteiligten am Herzen liegt. Frei nach dem Motto der Eröffnung vor 20 Jahren: KOMM-Haus - komm(t) her. Du wirst nicht geholt, bist aber stets willkommen...

Klaudia Naceur
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