Zum schnellen Einkauf um die Ecke
Von Bestandsmietern, Schließungsgerüchten, Leerstand und neuen Ideen im PEP
Die Grünauer sorgen sich. Sehen zugeklebte Schaufensterscheiben. Die Gerüchteküche brodelt.
Claudia Laib, Centermanagerin der PEP-Einkaufspassage, sieht die Lage professionell: »Wir haben im PEP mit 37 Ladengeschäften reine
Verkaufsfläche von rund 4.000 Quadratmetern zuzüglich Nebenflächen. Der Gewerbebereich im PEP im Erdgeschoss umfasst zirka 6.200 Quadratmeter. Momentan
haben wir im Erdgeschoss einen Leerstand von zirka 15 Prozent. Im Bürobereich können wir momentan nur eine kleinere Büroeinheit anbieten. Die hervorragende
logistische Anbindung des Centers macht es so attraktiv. Die Nachfrage kann in diesem Bereich gar nicht bedient werden.«
Woher dann der Leerstand der Verkaufsflächen? »Wir haben zwei Flächen mit einem Insolvenzverfahren, drei Flächen, wo der Mietvertrag
ausgelaufen ist und die ehemaligen Mieter sich anders orientiert haben.«
Schlecker und X-Games sind insolvent. Die Physiotherapie, der An- und
Verkaufsmarkt und der 1-Euro-Laden im Eck haben die Verträge beendet. Mit der Zoo-Tierhandlung läuft ein Rechtsstreit. Optiker Weigand, der ehemals neben
der Apotheke beheimatet war, hat das elterliche Ladengeschäft in der Ludwigsburger Straße übernommen und ist nun nur noch einmal in Grünau präsent.
Ernsting's Family hat sich im Allee-Center eingemietet.
Zieht das Allee-Center PEP-Mieter an sich? »Das PEP hat dieses Jahr im November das 18. Jahr geöffnet. Das AC ein Jahr später. Die Zeit zeigt,
dass wir durchaus nebeneinander bestehen können und das Quartier bereichern. Natürlich ist es in den letzten Jahren zu Abwanderungen gekommen. Vor einigen
Jahren war es die Firma Reno und im letzten Jahr Ernstings. Erfreulich ist, dass wir für den Leerstand Interessenten haben und wir davon ausgehen, dass im
zweiten Halbjahr wieder mehr Belebung bei uns im PEP sein wird.«
Das PEP sieht sich als die schnelle Einkaufspassage um die Ecke. Als
Nahversorger im Wohngebiet.
»Die Grünauer finden bei uns einen guten Branchenmix, wie Supermarkt, Fleischer, Bäcker, Apotheke, Banken, Telekommunikation, Lotto,
Presse.«
Die geringeren Verkaufsflächen ermöglichen auch Kleinunternehmern eine Existenz. So sind der Schlüsseldienst, der Blumenladen, der
Presseshop und die Toner-Station Mieter. NKD hat sich etabliert. Sogar ein Juwelier, ein Fitness-Studio und eine Spielhalle sind da. Stichwort Nahversorger
im Wohngebiet - das PEP setzt also nicht so sehr auf die Flanierer, die zum Einkaufsbummel kommen?
»Das ergibt sich schon aus der geringeren inneren Freifläche des PEP, die mit der Rotunde nicht konkurrieren kann. Wir dekorieren im
Jahresverlauf auch wesentlich zurückhaltender, aber dennoch ansprechend. Und wir haben Grünau-offene Mit-mach-Aktionen angeregt, die sich in den letzten
Jahren bewährt haben und von den Kunden nachgefragt und gut besucht werden. Osterbasteln, Laternenumzug, Adventskranz gestalten - oft in Zusammenarbeit mit
dem Kreativzentrum Grünau. Wir organisieren vorösterliche Kleintierschauen. Sind mit Pflegediensten und der Apotheke zu Senioren- oder Gesundheitstagen im
PEP aktiv. Es gibt Extra-Verkaufsstände zu Valentins- oder Muttertag, zu Ostern und Weihnachten. Im Frühjahr werden wir eine Fotoausstellung
zeigen.«
Das klingt ja alles nett für das unmittelbare Wohnumfeld. Die DIBAG Industriebau AG als Hausherr des PEP sitzt weiter weg und ist ein Fonds-Objekt. Das heißt, nicht nur das PEP als Standort muss sich rechnen, auch die Aktionäre in München wollen Rendite sehen. Sollten da nicht auch mal ein paar attraktive Highlights vertragsverpflichtet werden? Oder traut man das der Kaufkraft der Grünauer nicht zu?
»Nein, mit der Kaufkraft der Grünauer hat es nicht allein zu tun. Diese ist unseren Erhebungen zufolge grundsätzlich recht gut durchmischt.
Aber die Anzahl der Kunden hat sich verringert. In unmittelbarer Umgebung sind vier Hochhäuser weggebrochen. Auch gegen Monatsende wird es überall etwas
ruhiger. Highlights - ich will das nicht bewerten.«
Handelsgroßketten, wie sie beispielsweise auf dem Hauptbahnhof oder den Höfen am Brühl präsent sind, verlangen 1-A-Lagen, sogenannte Solitäre. Große Center, die frei und ohne unmittelbaren Bezug zur umgebenden Stadtstruktur stehen. Und entsprechend große Verkaufseinheiten als Läden anbieten. Angedacht im PEP ist eine Drogerie. Präsenzbereiche für Grünauer Vermieter oder Pflegedienste. Denkbar wäre auch ein Friseur oder eine Änderungsschneiderei.
Und wohin geht eine Center-Managerin, wenn sie selbst mal bummeln möchte? »Ich schaue mich gern in Innenstadtzentren um. Meist gehe ich flott
und sehr zielgerichtet einkaufen und erfreue mich dann an der Architektur, an der bunten Mischung von Gästen und Einheimischen.«