Sonnenblumen, Meer und ferne Länder
Ingo Lämmel der im Rollstuhl tanzt und farbenfrohe Bilder malt
Blau ist seine Lieblingsfarbe. Vincent van Gogh sein Vorbild. »Die Bilder sollen über mich sprechen«
, hofft Ingo Lämmel. Beim Malen
möchte er anderen Menschen von sich erzählen. Ingo Lämmel sitzt im Rollstuhl. Ist von Geburt an spastisch gelähmt. Ist eingeschränkt beim Reden und in
seinen Bewegungen. Das Malen öffnet dem 34-Jährigen eine zusätzliche Tür, sich auszudrücken: Was er erlebt. Was er empfindet. Was er denkt.
Bereits mit sechs Jahren entdeckte er das Malen für sich. Manchmal entwirft der Autodidakt seine Bilder auch am PC. Die Ausdrucke werden dann mit Hilfe
von Wachsstiften lebendig. Sie erzählen von knallgelben Sonnenblumen, dunkelblauem Meer oder fernen Ländern. Auf einem dieser Bilder stellt Ingo Lämmel
eine Echse dar, die von einem Stein magisch angezogen wird: Sie kann sich an dem Stein wärmen und beginnt zu leuchten. Das verdeutlicht der Maler mit
warmen, kräftigen Farben. Die Echse hat sich auf einen Platz bewegt, der wie für sie geschaffen scheint. Sie ist »Das wundervolle
Geschöpf«
.
Wer sich seine Bilder anschauen möchte, dem wünscht Ingo Lämmel, dass er dabei ein gutes Gefühl hat. Es genießt und anderen von seinen Bildern erzählt.
Von den Geschichten. Von den Farben. Kein Wunder, dass eine seiner Ausstellungen im Hotel »Regenbogenhaus«
zu sehen war. Seit 4. April,
und noch bis 28. Juni, sind seine Bilder nun in der Pauluskirche in Leipzig-Grünau zu sehen.
Seit 1998 arbeitet Ingo Lämmel in der Werkstatt für Menschen mit Behinderung der Diakonie am Thonberg. Dort ist er in der Arbeitsfördergruppe
»Manuelle Gestaltung«
beschäftigt und kann während seiner Arbeit nicht nur seiner Begeisterung für das Malen nachgehen. Er ermutigt auch
andere, sich auszuprobieren, Neues zu entdecken. Diesen mutigen Schritt hat er für sich schon vor Jahren getan - Ingo Lämmel hat das Tanzen für sich
entdeckt: Tänzerinnen des Tanztheaters proben gemeinsam im LOFFT mit Rollstuhlfahrern. Sie versuchen so, dem herkömmlichen Verständnis des Tanzes
»auf andere Sprünge zu helfen«
.
In »U can't touch this«
zeigen sie Möglichkeiten des zeitgenössischen integrativen Tanzes, die Freiheit der Bewegungen. »Wir
haben einfach im Tanz gesprochen, da brauchte es keine Worte«
, so Jana Rath, Mitwirkende und Studentin der Tanzpädagogik der Palucca Schule
Dresden.
Sensible Inszenierungen - energiegeladen und berührend. Leichtigkeit und Schwere erleben. Distanz spüren. Nähe zulassen. Sinne erwecken. Und Berührung spüren - Ich tanz' mit Dir.
»Nach den Proben«
, so sagt Ingo Lämmel, »fühle ich mich frei wie ein Adler, der durch die Luft fliegt.«
Seit 2004
ist er dabei, hat alle vier Bühnenproduktionen mitgetanzt: U can't touch this. CoPPe-LiA. Vier Jahreszeiten. Die Proben zu HUMAN SYSTEM laufen.