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Leipzig Grün-As Stadtteilmagazin

»Zu wichtig, um es platt zu machen«

Im Interview: Stadträtin Ilse Lauter über die Zukunft der Mietergärten WK 8

Seit Bekanntwerden der geplanten Baumaßnahmen der WG Lipsia im WK 8, die den Abriss der Mietergärten zur Folge hat, regt sich Unmut. Nicht nur die betroffenen Kleinstgärtner, sondern auch andere Anwohner und Naturliebhaber überlegen, welche Möglichkeiten es gibt, die Parzellen zu erhalten oder zumindest in die Nähe zu verlegen.

Um eine mögliche Ausgleichsfläche hatte sich die Genossenschaft zwar bemüht. Die unansehnliche Brache an der Straße am See wäre geradezu ideal für ein solches Vorhaben, wird aber laut Auskunft des ASW vom Amt für Jugend, Familie und Bildung nicht zum Verkauf freigegeben. Nun ist guter Rat teuer. Wie kann die grüne Oase vielleicht doch noch erhalten werden? Stadträtin Ilse Lauter (Die Linke) fragte beim Oberbürgermeister an und »Grün-As« unterhielt sich mit ihr.

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Was war die Intension der Anfrage?
Ilse Lauter
Als Grünauerin und unmittelbare Nachbarin habe ich die Mietergärten immer wieder mit Freude und sogar etwas Neid betrachtet. Eine sinnvolle, weil nachhaltige Nachnutzung von Abrissflächen - so dachte ich bisher. Vom geplanten Abriss zugunsten von Wohnhäusern und eines Parkplatzes erfuhr ich vor Ort. Allein die Vorstellung, dass die Betroffenen von ihren Balkonen künftig statt ihrer liebevoll gehegten Gärten parkende Autos sehen dürfen, trieb mich um. Zumal Grünau kein Parkplatzproblem hat. Mit der Anfrage wollte ich Klarheit schaffen, was für Möglichkeiten es noch gibt, das Problem zu lösen.
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Sehen Sie die Stadt in der Verantwortung, die Mietergärten zu erhalten?v
Ilse Lauter
Natürlich kann die Stadt nicht in unternehmerische Entscheidungen eines Wohnungsunternehmens eingreifen. Dass die Lipsia in Grünau wieder bauen will, ist auch zu begrüßen, es wertet den Stadtteil auf. Dennoch ist das Vorzeigeprojekt Mietergärten zu wichtig, um es einfach plattzumachen. Ganz zu schweigen vom Vertrauensverlust, der damit einhergeht. Daher sollte die Stadt das ihre tun, um eine einvernehmliche Lösung mit der Lipsia und den Mietern zu finden.
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Was könnte die Stadt mit ihrer geringen Einflussmöglichkeit noch erreichen?
Ilse Lauter
Die Verwaltung könnte mit Grundstücksflächen dazu beitragen, dass Ersatzflächen gefunden werden. Das geht aber nur einvernehmlich mit der Lipsia.
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Sind Sie von der Reaktion der Stadt enttäuscht?
Ilse Lauter
Ich hätte mir schon etwas konkretere Aussagen zu den betreffenden Grundtücken gewünscht.
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Was raten Sie den betroffenen Klein(st)gärtnern?
Ilse Lauter
Ein gemeinsames Auftreten gegenüber der Genossenschaft. Die Genossenschafter haben im guten Glauben an eine dauerhafte Nutzung gehandelt. Ihnen im Nachhinein zu sagen, sie hätten doch von vornherein gewusst, dass alles wieder abgerissen wird, halte ich nicht für einen guten Umgang. Hier ist meiner Meinung nach Vertrauen verspielt worden, und es liegt an der Lipsia, es wieder aufzubauen. Und sei es mit neuen Gartenmöglichkeiten.
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Wo sehen Sie ein potentielles Ausweichareal?
Ilse Lauter
Ich möchte dazu nicht in die Glaskugel sehen, erwarte aber, dass eine Abstimmung zwischen den Dezernaten für Schule, für Bau und für Wirtschaft eine wohnortnahe Möglichkeit für Mietergärten ergibt, und dass die Lipsia für ihre jetzigen Nutzer ebenso handelt wie für ihre künftigen.
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