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Mach' mich an meiner Seele rich'...

Samuel Scheidts »Tabulatura Nova« entstand im Baujahr der Kirche Schönau

Viele von Ihnen, liebe Leser, werden dem Namen, so wie ich übrigens auch, zum ersten Mal begegnen: Samuel Scheidt.

Aber der Kantorin Elke Bestehorn war er am 11. April in der Kirche Schönau immerhin ein ganzes Konzert innerhalb der beliebten Reihe »Klang-Stille-Raum« wert. Und das nicht nur, wie sie einleitend augenzwinkernd versichert, weil er ebenfalls aus Sachsen-Anhalt kam und daher sozusagen ein Landsmann sei.

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Elke Bestehorn, Foto: Silke Heinig

1587 geboren wirkte er zu Zeiten des Frühbarock bis 1654. Immerhin bereits gute 80 Jahre vor dem später bekannteren J. S. Bach. Seine »Tabulatura Nova« aus dem Jahr 1624 fasst nicht nur das Beste seines künstlerischen Schaffens zusammen.

Er hielt seine Werke zum ersten Mal - »Nova« - in der noch heute üblichen Notenschrift innerhalb von fünf Notenlinien fest. »Nova« auch deshalb, weil es ein Kompendium verschiedenartigster Nationalkunst ist.

Es enthält Werke aus spanischen, lateinischen, englischen oder griechischen Quellen und öffnete damals schon die Ohren der Zuhörer für Andersklingendes jenseits der Landesgrenzen.

Samuel Scheidt begann seine Ausbildung als Hilfsorganist in Halle an der Moritzkirche, ging später für Jahre nach Amsterdam, um bei seiner Rückkehr in seine Heimatstadt zum Hoforganisten aufzusteigen. Nun, mit 40 Jahren, heiratete Scheidt Helena Magdalena Keller. Mit ihr hatte er sieben Kinder, von welchen nach einer Pest-Epidemie nur zwei überlebten.

In den Wirren des Dreißigjährigen Krieges und der Flucht seines Dienstherrn vor Wallensteins Truppen wurde Scheidt mittellos. Während der folgenden Rekatholisierung verlor er nicht nur seine kirchenmusikalische Position, sondern auch einen Großteil seines Vermögens. Nach seinem Tode bekam er ein Armenbegräbnis.

Was Wunder, dass sich in seiner »Cantio Sacra« seufzend der Vers findet »Ich bin ein armer Erdenkloß...« Aber auch, einige Werk-Verzeichnisse weiter, im Hymnus »Veni Creator Spiritus De Sancto Spiritu« das zuversichtliche Bekenntnis: »Mach' mich an meiner Seele rich' / hab' ich genug auf ewiglich.«

Und da sind sie wieder eins, die »Landsleute« von einst und heute. Kaum ein Vers kann die Intention der erfolgreichen Konzertreihe »Klang-Stille-Raum« poetischer beschreiben. Überzeugen Sie sich selbst, am 9. Mai und 13. Juni, jeweils 19.00 Uhr, in der Kirche Schönau.

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