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Leipzig Grün-As Stadtteilmagazin

»Das war eine Herausforderung«

Sanitätsmanufaktur zieht in die Alte Salzstraße und setzt neue Akzente

Ab April war es weder übersehnoch überhörbar: In die ehemalige Wohngebietsgaststätte Alte Salzstraße an der gleichnamigen Wegeverbindung quer durch den Stadtteil zieht neues Leben ein. Lange Zeit hat das völlig überdimensionierte einstige Restaurant, das zwischenzeitlich zur Brotfabrik umfunktioniert werden sollte, leer gestanden.

Nun soll es zur Sanitätsmanufaktur ausgebaut und spätestens im Oktober eröffnet werden. Die neuen Eigentümer Antje und Jörg Bergmann möchten sich aber nicht nur in Grünau niederlassen und neue Arbeitsplätze schaffen, sondern auch Akzente in Sachen Fassadengestaltung setzen. »Als ich das Gebäude zum ersten Mal sah, hatte ich sofort Ideen, wie man es zum echten Hingucker machen könnte«, erzählt Antje Bergmann, Geschäftsinhaberin der Firma MK Medizintechnik.

Gemeinsam war das Ehepaar schon länger auf der Suche nach größeren Räumlichkeiten für ihre Orthopädie-Manufaktur, erkundigten sich über Immobilien-Angebote im Internet und besichtigten sie anschließend. Auf den Flachbau wurde Jörg Bergmann eher zufällig aufmerksam, als er sich im Stadtteil ein wenig umschaute. »Das Gebäude war zwar in einem desolaten Zustand, aber die Größe und der ebenerdige Zugang machten es perfekt«, so Bergmann. Gemeinsam mit einer Handvoll fleißigen Helfern ist er seither damit beschäftigt, den Innenausbau voranzutreiben, neue Fenster einzusetzen und das Dach zu erneuern. Alles in Eigenleistung sozusagen.

Ehefrau Antje kümmert sich derweil ums Wohl und Wehe der Firma, die derzeit noch in der Harnackstraße im Leipziger Osten auf gerade einmal einem Viertel der neu zu beziehenden Fläche beheimatet ist. »Das wird eine Herausforderung«, weiß die Orthopädiemechanik-Meisterin, die durch ihren Mann in die Branche praktisch hineingeschlittert sei.

»Allein die Einstellung von neuen Fachkräften ist keine leichte Aufgabe.« Die kleine Firma, die in diesem Jahr auch noch ihr 20-jähriges Jubiläum feiert, hat sich neben der Herstellung üblicher Sanitätserzeugnisse auf kinderorthopädische Produkte spezialisiert, arbeitet unter anderem eng mit schwerstbehinderten Kindern und deren Familienangehörigen zusammen. »Unsere Mitarbeiter müssen vielseitig versiert sein. Natürlich müssen sie was vom Fach verstehen, darüber hinaus aber auch rechtlich und sozialpsychologisch kompetent sein. Oft sind wir Ansprechpartner für die Familien der Kinder, machen Hausbesuche und fangen nicht selten Wut, Frust und Enttäuschung auf. Dafür ist nicht jeder gleichermaßen geeignet.«

Mit 18 Arbeitsplätzen wird MK Medizintechnik in Grünau an den Start gehen. Vier mehr als bislang. Und eine Aufstockung auf bis zu 30 Stellen sei durchaus im Bereich des Möglichen. Nötig ist auf jeden Fall eine für den Verkauf, wie Antje Bergmann erklärt: »Bislang haben wir das eher vernachlässigt. Wir haben uns als Manufaktur verstanden, bei der es nicht in erster Linie um den Verkauf geht. Das wäre räumlich auch gar nicht gegangen. In Grünau rechnen wir jedoch damit, dass es durch die gute Erreichbarkeit und Barrierefreiheit mehr Laufkundschaft geben könnte. Das ist für uns neu, aber wir sind darauf vorbereitet.« So wird von der zirka 2000 Quadratmeter großen Grundfläche ein Teil zum Verkaufsraum.

Bis die Räume allerdings bezugsfähig sein werden, steht die Fassade des riesigen Flachbaus im Fokus und beflügelt die Phantasie der Firmenchefin. Während ihr Mann Jörg gerne mit der Blechverkleidung den Retro-Look an der Dachkante erhalten hätte, schwebt ihr eine Verschönerung à la Hundertwasser vor. Natürlich nicht eins zu eins - das sei schon aus rechtlichen Gründen nicht möglich, aber so in der Art. »Ein Hingucker eben, ein Aha-Effekt. Ein Hoppla, so etwas ist im und am Plattenbau möglich«, sinniert Antje Bergmann und hat auch gleich die passende Idee, wer diesen Plan umsetzen soll: Grünauer Kids nämlich. Sogar einen Preis für den besten Entwurf will sie ausloben.

Der Termin mit den Streetworkern der Mobilen Jugendarbeit ist allerdings eher ernüchternd. Die Fassade sei sehr groß - zu groß und die Kids nicht immer bei der Stange zu halten. Wenn sie ein zufriedenstellendes Ergebnis haben möchte, solle sie sich doch an den Graffiti-Verein oder einen professionellen Fassadenkünstler wenden. Letzteres haben die Bergmanns nach Vermittlungshilfe des KOMM-Hauses getan. Der Sprayer Patrick »23« Seifried wird sich der Sache annehmen. Im Juli soll es losgehen und auf das Ergebnis darf man durchaus gespannt sein.


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