Grün-As
Leipzig Grün-As Stadtteilmagazin

»Ich bin mein eigener Verlag!«

Grünauer Autoren finden neue Wege auf den Buchmarkt - selfpublishing als e-book und print

Lesen Sie noch oder googlen Sie schon? Bilder, Nachrichten, Klatsch - Twitter, Facebook, Youtube sei Dank, alles Tag und Nacht verfügbar. Wer's will, für jeden. Und jeder macht mit. Informationen ad hoc. Schnell. Schnell veraltet. Schnell vergessen. Zeitungsverlage gehen in die Knie. Buchhändler stöhnen. »Grün-As« unterhielt sich mit zwei Grünauer Autoren, die am gedruckten Wort festhalten.

»Grün-As«
Hat Gedrucktes heute noch einen Wert?
Silke Heinig
Ja, ich denke schon. Mitteilenswertes weiterzugeben - gelebte Menschenleben, erlebte Geschichte, Erfahrungen und Verhaltensmuster aufzuschreiben, Dritten mitzuteilen, wird immer Teil der Kultur, des Respekts vor dem Menschsein bleiben. Zeitgemäß und auf Augenhöhe. Ohne Goldschnitt und staubfrei.
Matthias Czarnetzki
Wahrscheinlich gab es die gleiche Auseinandersetzung schon vor ein paar tausend Jahren, als die Keilschriftfraktion meinte, nur eine gebrannte Tontafel gibt dem geschriebenen Wort die nötige Dauerhaftigkeit. Und notfalls kann man damit auch diesen Papyrusfuzzies eins über den Schädel ziehen.
»Grün-As«
Warum selfpublishing?
Matthias Czarnetzki
Den Ausschlag gab die Antwort des Literaturagenten auf meinen ersten Lutetia-Stubbs-Roman »KellerLeichen«: Sehr schönes Buch, aber höchstens für Nischenmärkte interessant. Verlage sind nun mal Wirtschaftsunternehmen und brauchen hohe, sichere Absatzzahlen - Bücher, die sich leicht und schnell verkaufen. Meine Ziellesergruppe (intelligent, humorvoll und gutaussehend) ist vielleicht für einen Verlag zu klein, aber für mich groß genug.
Silke Heinig
Der Dünkel der »etablierten Verlage« nervt. Da sind Willkür und Irrtümer nicht ausgeschlossen. Rowling hat 70 (!) Absagen kassiert, bis ihr »Harry Potter« sie und den einen schlauen Verlag zu Millionären gemacht hat. Selfpublishing ermöglicht, sich mit soliden PC-Kenntnissen, geringem finanziellen Risiko und der Logistik eines etablierten Vertriebs selbst dem Leser zu stellen.
»Grün-As«
Beschreiben Sie doch mal diesen neuen Kontakt zwischen Leser und Autor.
Matthias Czarnetzki
Ich bin viel auf Twitter unterwegs und schreibe meinen Blog für Leser und Autorenkollegen. Dadurch weiß ich, was meine Leser lesen wollen und wie meine Geschichten ankommen. Der Kontakt motiviert ungemein - irgendwann habe ich wohl aus Versehen den vierten Teil von Lutetia Stubbs für diesen Sommer angekündigt - jetzt kommen schon die ersten ungeduldigen Nachfragen aus dem Netzwerk.
Silke Heinig
Das Feedback ist - auch ohne Blog - unmittelbar. Jeder Käufer kann seine Rezension veröffentlichen. Empfiehlt dich weiter oder schreibt dich in den Keller. Kein sicheres Halbjahreshonorar oder eins für das nächste Buch. Aber auch kein Ramsch, kein Verlust. Gedruckt wird, was bestellt ist. Man muss dranbleiben, SELBST eben.
»Grün-As«
Na, dann - ein Lesetipp bitte:
Matthias Czarnetzki
Wer sich für Selfpublishing interessiert oder es selbst ausprobieren will, der kann gern auf meinem Blog mczarnetzki.de vorbeischauen, reinlesen, Fragen stellen. Dort sind auch meine Bücher und Kurzgeschichten zu finden - ich bin ja nicht nur Theoretiker.
Silke Heinig
Lernen Sie in meinem Buch Menschen kennen, die als Türmer lebten - mit 14 fröhlichen Kindern oder einsam mit einem Esel. Und Menschen, die heute freiwillig als Türmer arbeiten - ein 17-jähriger in Linz oder eine 50-erin im Blauen Turm, deren Mann längst »getürmt« ist. Alle spannend, alle besonders.

Vorgestellt: Hoch droben über der Stadt - Geschichten vom Leben der Türmer

Auf dem Vogelturm lebten sie. Im Blauen Turm. Im Kirchturm. Oder im Hausmannsturm. Immer aber hoch droben über der Stadt. - Vater Quietzsch. Die Glockenguste. Die Wenzelin. - Eigenbrötlerisch sollen sie gewesen sein. Wortkarg. Ungesellig. Weit weg von den Bürgern ihrer Stadt. Zuverlässig. Wachend. Die einen einsam mit hunderten Büchern. Einer gar mit seinem Esel. Andere mit vierzehn fröhlichen Kindern. Immer aber zirka 200 Stufen über dem Pulsen der Orte. Im Rhythmus der zu schlagenden Kirchturmuhr. Türmer einst. Türmer heute.

Sie können dieses Buch als Taschenbuch oder als E-Book für den Kindle bei Amazon bestellen.

Vorgestellt: Lutetia Stubbs - Die Beerdigung der widerspenstigen Leiche von Adalbert Finley

Ein Klopfen in der Nacht bedeutet nie etwas Gutes - sagt man. Man irrt sich. Ein Klopfen in der Nacht bedeutet meist eine Leiche - und das ist für einen Bestatter die beste Nachricht, die es gibt. Vorausgesetzt, die Leiche verschwindet nicht und taucht bei einer Sauftour durch die Stadt wieder auf. Dann muss etwas unternommen werden, denn wer tot ist, muss tot bleiben. Schließlich haben die drei hinterbliebenen Finley-Damen bereits für die Bestattung bezahlt - und wollen eine Gegenleistung für ihr Geld sehen.

Mehr unter www.mczarnetzki.de.

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