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Leipzig Grün-As Stadtteilmagazin

Klinische Investitionen haben Priorität

Interview mit der Geschäftsführerin des Klinikums St. Georg gGmbH

Der Robert-Koch-Park ist seit jeher für viele Grünauer ein beliebtes Ziel für Spaziergänge. Eine lauschige Idylle am Rande der Großwohnsiedlung mit altem Baumbestand, Teichen, Kunst am Wege und bis vor kurzem auch mit einer kleinen Cafeteria. In den vergangenen Monaten hat sich der Zustand des Geländes jedoch rapide verschlechtert.

»Grün-As« erhielt mehrere Zuschriften von Lesern, die auf die Situation im Park aufmerksam machten und unterhielt sich daraufhin mit der Geschäftsführerin des Klinikums St. Georg, Dr. Iris Minde.

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Der Robert-Koch-Park ist öffentlich zugänglich. Bedeutet das, dass sich das Grünflächenamt um die Pflege der Anlagen kümmert?
Dr. Iris Minde
Das würden wir uns wünschen. Leider ist es aber so, dass es allein in unserer Verantwortlichkeit liegt, den Park instand zu halten. Bei einem Gelände dieser Größenordnung ist das natürlich ein hoher finanzieller Aufwand.
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Können Sie den beziffern?
Dr. Iris Minde
Der reine finanzielle Aufwand liegt bei über 50.000 Euro jährlich, wenn man die Beseitigung von Vandalismusschäden dazurechnet. Das sind Kosten, die wir uns als Krankenhaus - um es mal salopp zu formulieren - rausschwitzen müssen. Schließlich erhalten wir unser Geld für die Patientenbehandlung und nicht für die Grünpflege. Im Vergleich zu anderen Kliniken in Leipzig hat das St. Georg mit seinen zwei Hauptstandorten im Stadtgebiet bedeutend größere Freiflächen. Um es konkret zu machen: Pro Bett haben wir teilweise das bis zu Siebenfache an Fläche zu unterhalten. So schön wie das ist, entsteht uns dadurch ein klarer Wettbewerbsnachteil. Mit den uns zur Verfügung stehenden Geldern müssen wir in erster Linie klinische Investitionen tätigen. Das hat einfach Priorität.
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Das leuchtet ein. Dennoch: Der Park gehört nun einmal zu Ihrer Einrichtung und dient ja letztlich nicht nur Anwohnern zur Erholung, sondern auch Ihren Patienten. Sollten Sie da nicht im Interesse aller um dessen guten Zustand bemüht sein?
Dr. Iris Minde
Das sind wir doch. Um den Park, der immerhin mit 5.000 Bäumen bestückt ist, kümmert sich unsere St. Georg Facility Management Gesellschaft mbH nach einem Pflegeplan. Ab September wird der Standort in der Grünpflege von der Diakonie bewirtschaftet.
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Was aber nichts am finanziellen Problem lösen dürfte. Die Sanierung der Teiche, Brücken und Zaunsfelder dürfte recht kostenintensiv sein. Geld, das sie nach eigenen Aussagen nicht einfach so aus dem Ärmel schütteln können.
Dr. Iris Minde
Um dessen Beschaffung wir aber stets bemüht sind, bisher jedoch leider ohne Erfolg.
Grün-As
Aber von wem erhoffen Sie sich sonst eine kräftige Finanzspritze?
Dr. Iris Minde
Um ehrlich zu sein, setzen wir auf eine politische und öffentliche Unterstützung. Immerhin ist das Gelände, wie Sie schon sagten, öffentlich begehbar. Die Allgemeinheit profitiert somit davon und wir sind ein kommunales Unternehmen. Der Park und einige Gebäude sind zudem denkmalgeschützt.
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Apropos Gebäude: Wie wird denn das Schloss derzeit genutzt? Früher gab es ab- und zu ein paar Veranstaltungen im wunderschönen Festsaal, die auch gut besucht waren.
Dr. Iris Minde
Dafür haben wir einen neuen Mieter gefunden. Die Event-Agentur Moll bietet das Schloss als Location für Veranstaltungen an. Das freut uns natürlich, denn wir sind ja auch daran interessiert, dass die Örtlichkeit mit diesem tollen Ambiente genutzt wird. Viel zu schade für verschlossene Türen.
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Nun haben Sie aber noch ein weiteres Gebäude, welches seit einiger Zeit verschlossen ist - wenngleich nicht so groß. Viele Besucher des Parks wünschen sich eine neue Cafeteria an alter Stelle.
Dr. Iris Minde
Leider ist das aber nicht so einfach. Der alte Betreiber hat seinen Pachtvertrag gekündigt, nachdem wir aufgrund von gesetzlich vorgeschriebenen Investitionsmaßnahmen die Miete anheben mussten. Zu den ausgeschriebenen Bedingungen hat sich bisher leider noch kein passender Nachmieter gefunden.
Grün-As
Schade eigentlich. Das Café war im unterversorgten Grünau ein echter Besuchermagnet.
Dr. Iris Minde
Wir bedauern das auch sehr. Schließlich möchten wir unseren Patienten und Besuchern ein Maximum an Aufenthaltsqualität bieten und hoffen, dass sich recht bald jemand findet, der das Café übernehmen möchte. Als kleinen Ausgleich hat der Kiosk im Haus 8 sein Sortiment erheblich erweitert. Wer möchte, kann dort seit Anfang August auch seinen Kaffee trinken. Und wir bieten einen Speiseservice an: Leute aus der Umgebung können sich Essen bestellen und täglich bei uns abholen.
Grün-As
Na das ist doch schon mal was. Vielen Dank für das Gespräch und viel Erfolg bei den Verhandlungen in punkto Grün- und Denkmalpflege.
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