Grün-As
Leipzig Grün-As Stadtteilmagazin

Editorial

Schließung den KOMM-Hauses?

Liebe Leserinnen und Leser, es gibt Leute, die glauben, in Grünau passiert nichts. Dass dem nicht so ist, beweisen an sich schon die stets prall gefüllten Seiten unseres Magazins. Manch eine Ausgabe könnte locker doppelt so umfänglich sein - allein mit den offiziellen Verlautbarungen und offenkundigen Dingen aus dem Stadtteil.

Als Zeitungsmacher bekommt man allerdings auch Einblicke in Entwicklungen, die noch nicht für die Öffentlichkeit gedacht sind. Sätze wie: »Das schreiben Sie aber bitte nicht!« oder »Jetzt mal außerhalb des Protokolls ...« berücksichtige ich normalerweise, denn voreilig rausgeplatzte Meldungen, die sich am Ende nicht bewahrheiten haben für Sie keinen Informationswert und für uns die Konsequenz, das nächste Mal mit Nichtachtung gestraft zu werden. Oft lohnt es also, sich ein wenig in Geduld zu üben.

Manchmal wird die Geduld jedoch arg strapaziert. Städtische Prozesse ziehen sich nicht selten über Monate hinweg und bleiben partout nicht unter dem verordneten Deckel. So erhielt ich neulich den Anruf eines entsetzten Grünauers, der anregte, wir sollen doch die Schließung des KOMM-Hauses thematisieren. Ich fragte ihn, woher er diese Information hätte. Seine Antwort: »Das pfeifen doch die Spatzen von den Dächern. Jeder wisse das.«

Nun, zunächst möchte ich klar stellen: Das Haus wird nicht geschlossen. Richtig ist jedoch, dass schon seit einiger Zeit um die Zukunft der kommunalen Einrichtung heftig gerungen wird. Genauer gesagt seit Jahren. Was hinter verschlossenen Türen im Detail zur Sprache kommt, wissen dabei nur die Verantwortlichen im Kulturamt.

Wahrscheinlich hätten diese auch heimlich, still und leise weiter verhandelt, wären da nicht die unübersehbaren Auswirkungen der anstehenden Veränderung. Sichtbar vor allem die Personalprobleme: Vorbei die Zeiten eines schier unerschöpflichen Pools an ABM-Kräften. Seit einer der beiden langjährigen Mitarbeiter des KOMM-Hauses aus Altersgründen den Dienst quittierte, läuft es nicht mehr ganz rund in der Selliner Straße.

Ein kurzes Intermezzo gab eine ebenfalls in Ruhestand gehende, dem Stadtteil nicht eben wohl gesonnene Kulturkraft. Ihr Nachfolger darf sich nur halbtags betätigen. Bei der Vielzahl an Veranstaltungen und Vermietungen erfordert diese Personalpolitik seitens der KOMM-Häusler Arbeitszeitjonglage, die eines Zirkus würdig ist.

Aber selbst das wäre wahrscheinlich keinem so recht aufgefallen, würde das Haus nicht aufgrund von angestapelten Urlaubstagen den gesamten Dezember über schließen. Komplett zu ist es zwar nicht. Die Kurse der Volkshochschule finden auch weiterhin statt. Aber für hauseigene Veranstaltungen fehlt die zeitliche Ressource und auch Vermietungen sind aufs Minimum zurückgeschraubt - in der Vorweihnachtszeit mit etlichen Feiern natürlich ein Ärgernis für langjährige Nutzer und Gäste der Einrichtung, die diese nun kundtun wollen.

In einem offenen Brief wird die Relevanz des Hauses im kulturellen Leben Grünaus herausgestellt und ein klares Bekenntnis seitens der Verwaltung gefordert. Dem angeschlossen haben sich Stadträte und Landespolitiker aller Couleur. Im November soll er an Oberbürgermeister Burkhard Jung übergeben werden. Wir bleiben dran ...

Wenn ich einmal dabei bin - was gibt es sonst noch an Unausgesprochenem der jüngeren Vergangenheit? Da wäre zum Einen das Bildungszentrum, das eigentlich im Allee-Center entstehen sollte. Die ECE-Group baut auch schon fleißig und hatte längst mit grünem Licht seitens der Kommune gerechnet. Und die hätte es auch gegeben, stände da nicht Finanzbürgermeister Torsten Bonew auf der Bremse, der das Projekt ob seiner Langfristigkeit ablehnt.

Da wäre zum Zweiten die Neuausrichtung des Grünauer Kultursommers im kommenden Jahr. Den bisherigen Programmgestaltern - den Grünauer Akteuren - wurde durch die Blume mitgeteilt, dass man auf ihre Hilfe gut verzichten kann. Man wolle das jetzt in fachkundige Hände geben. Man darf gespannt sein.

Last but not least: Die Neukonzeption der Völkerfreundschaft. Diese wurde nun den Nutzern in - na klar - nicht öffentlichem Rahmen vorgestellt. Trotz einiger positiver Veränderungen ist dies aber noch längst nicht der Endstand - dieser wird sicher noch eine Weile auf sich warten lassen. Und da sage noch mal einer, in Grünau passiert nichts...

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