Johanniter-Regionalvorstand Wieland Keller beantwortet Fragen zum Projekt Mehrgenerationenwohnen
Ende August, als sich die Landtags-Wahlkampfmaschine auch durch Grünau wälzte, legte sie einen Zwischenstopp im WK 7 ein. Der CDU-Kandidat und mittlerweile Abgeordnete des sächsischen Parlaments, Andreas
Nowak, hatte seine Parteigenossin, die sächsische Ministerin für Soziales und Verbraucherschutz, Christine Clauß, zur Präsentation des Mehrgenerationenprojektes der Johanniter eingeladen.
Die baulichen Gegebenheiten im Stadtteil lassen die Wohlfahrtsorganisation deutlich größere Brötchen backen, als andernorts. Zwei Blöcke mit insgesamt 140 Wohnungen, welche ursprünglich Eigentum der
Vereinigten Leipziger Wohnungsgenossenschaft (VLW) waren, erwarb der christliche Verein und will diese nun mithilfe von Finanzierungskrediten der KfW-Bank sowie der sächsischen Aufbaubank und ohne zusätzliche
staatliche Zuschüsse sanieren, bedarfsgerecht umbauen und mit neuem Leben erfüllen.
Zehn Millionen Euro plus x wird das gesamte Projekt verschlingen. Eine große Bauplane kündet seit August vom Projekt, das im Dezember starten sollte. »Grün-As« unterhielt sich mit dem
Regionalvorstand der Johanniter Unfall-Hilfe Wieland Keller über das ehrgeizige Vorhaben.
Grün-As
Als Sie Ihre Pläne vorstellten, waren viele überrascht. Mehrgenerationenhäuser kennt man ja, aber gleich ganze Blöcke?
Wieland Keller
Ja, das ist in der Tat ambitioniert - vor allem in der Kürze der Zeit. Ein Jahr dauerte die Vorbereitungsphase. Hinzu kommt, dass es für uns auch das erste Projekt in dieser
Größenordnung ist.
Grün-As
Wie kam es zur Entscheidung für Grünau?
Wieland Keller
Das liegt eigentlich auf der Hand. In Grünau gibt es jede Menge Bedarf an altersgerechtem Wohnraum und sozialen Projekten, was für uns wichtig ist, denn der soziale Gedanke des
Projektes steht für uns als sozialer Träger im Mittelpunkt. Hier waren auch die geeigneten Objekte für ein solches Vorhaben zu finden. Darüber hinaus bietet der Stadtteil hervorragende Lebensqualität nicht
nur für ältere Menschen.
Grün-As
Ältere Mieter für die zukünftigen Wohnungen zu finden, ist sicher kein Problem. Aber Mehr generationenwohnen beinhaltet ja das Miteinander zwischen Jung und Alt. Wie wollen Sie junge Leute
und Familien für ihre Idee begeistern?
Wieland Keller
Darüber haben wir uns natürlich auch Gedanken gemacht und wir wissen, dass das sicherlich sehr anspruchsvoll sein wird. Es gibt schon zahlreiche Ideen, wie wir das Projekt für junge
Menschen, Familien oder Alleinerziehende attraktiv machen können. Welche Angebote wir dann beispielsweise im geplanten Begegnungszentrum konkret anbieten, spielt hier eine große Rolle und wird letztlich auch
die Entwicklung zeigen. Momentan befinden wir uns jedenfalls noch in einer sehr frühen Phase. Vorrang haben jetzt erst einmal die umfangreichen Umbauarbeiten. Bei den Grundrissgestaltungen achten wir
natürlich auch darauf, dass sich hier die verschiedenen Altersgruppen und Familienkonstellationen angesprochen fühlen.
Grün-As
Die Arbeiten sollten im Dezember starten?
Wieland Keller
Leider nicht. Zurzeit läuft noch eine Bauanfrage und wir warten auf baurechtliche Nachgenehmigungen. Die betreffen vor allem die geplanten Grundrissveränderungen und den Einbau des
Begegnungszentrums. Im November haben junge Männer aus unserem Wohnprojekt in der Endersstraße schon einmal mit kleineren Arbeiten begonnen. Das hatte aber eher Symbolcharakter. Wir rechnen damit, dass im
Februar alle erforderlichen Genehmigungen vorliegen und es losgehen kann.
Grün-As
Gibt es eigentlich noch Mieter in den Häusern oder sind die mittlerweile komplett leer?
Wieland Keller
Vereinzelt wohnen noch Leute in den Häusern. Mit ihnen sind wir intensiv darum bemüht, Lösungen zu finden. Wir helfen, wo wir können. Aber für uns ist das natürlich Neuland.
Vermieten ist nicht unser Hauptgeschäft.
Grün-As
Wie viele Wohnungen werden es nach dem Umbau sein, für wie viele Menschen planen Sie das neue Zuhause?
Wieland Keller
Aus den derzeit 140 Wohnungen werden 131. Aber wir legen nicht nur einfach Wohnungen zusammen, sondern verändern tatsächlich die Wohnungsschnitte grundlegend und können somit eine
Vielfalt anbieten, welche den verschiedenen individuellen Vorstellungen gerecht wird. Dies reicht von der preisgünstigen kleinen Wohnung für den 1-Personen-Haushalt bis hin zur Familien-Wohnung mit einem
extra Wohnbereich beispielsweise für die Oma oder das erwachsene Kind. Alle Wohnungen haben einen Balkon und werden direkt (ohne Treppen) mit dem Fahrstuhl erreichbar sein.
Grün-As
In welchem Preissegment wird sich die künftige Miete bewegen?
Wieland Keller
Zu den konkreten Mietpreisen können wir leider derzeit noch keine Aussagen machen. Das hängt noch ein bisschen von den planerischen Details ab, welche sich auf unsere Kosten
niederschlagen, die wiederum Basis für unsere Mietpreiskalkulation sind. Als nicht gewinnorientiert arbeitende gemeinnützige Hilfsorganisation werden wir ein auf unsere Zielgruppe zugeschnittenes sehr
hochwertiges und innovatives Wohnkonzept zu einem bezahlbaren, fairen Preis anbieten.
Grün-As
Das klingt fast zu schön, um wahr zu sein. »Grün-As« bedankt sich für das Gespräch und wünscht gutes Gelingen!