Grün-As
Leipzig Grün-As Stadtteilmagazin

Editorial

Superheroes for Green Now

Liebe Leserinnen und Leser, schon vor Monaten habe ich in meinem Kalender den 20. Juni mit einem dicken roten Kreuz versehen. Kultursommereröffnung. Die zwölfte für mich – die 20. für Grünau.

Die kurz »KuSo« genannte Veranstaltungsreihe wurde in den zurückliegenden Jahren mit einem ökumenischen Bühnenstück in der Pauluskirche eingeläutet. Das Ambiente stimmte. Die anschließenden Abende im Gemeindegarten bei Lagerfeuer, Live-Musik, Bier, Bratwurst und netter Unterhaltung waren lauschig angenehm. So weit – so gut.

Das Ansinnen von Kulturamt und Quartiersmanagement, im Jubiläumsjahr 2015 mit dieser Tradition zu brechen und als Ergebnis innovativer Ideensuche einen gänzlich anderen Ort, Rahmen und Projektpartner für die Auftaktveranstaltung zu küren, kam verständlicherweise nicht bei allen Grünauer Akteuren gut an – erst recht nicht die unglückliche Kommunikation der Neuerungen (»Grün-As« berichtete).

Den leider noch immer schwelenden Konflikt im Hinterkopf, aber durchaus neugierig, machte ich mich nun am vorletzten Juni-Wochenende auf den Weg ins Heizhaus, das als Location für den diesjährigen KuSo- Startschuss diente. Mit dem Stück »Superheroes for Green Now« wurde die Skaterhalle erstmals vom nahen Nachbarn, dem Theatrium bespielt. Das Söhnchen freute sich trotz abendlich einsetzender Müdigkeit riesig, einen Blick hinter die kunterbunten Wände werfen zu können.

Naja und Superhelden? Da musste ich nicht viel Überzeugungsarbeit leisten. Dafür gab es von mir den ersten Pluspunkt auf der imaginären Positiv- / Negativ-Liste. Die Begrüßung der Gäste (an dieser Stelle ein aufrichtiges Sorry für die Falschmeldung im letzten »Grün-As«, die Veranstaltung sei nur für geladenes Publikum) geschah ganz theaterlike in fantasievollen Kostümen, was schon mal einen kleinen Vorgeschmack auf die kommenden Stunden gab. Pluspunkt.

Was nach der offiziellen Eröffnung durch Kulturamtschefin Susanne Kucharski-Huniat, Beate Roch vom Theatrium und Heizhaus-Chef Sven Bielig über die zirka 120 Besucher hereinbrach, war ein turbulentes, dem Stadtteil ganz auf den Leib geschneidertes Stück in Comic-Manier. Gut gegen Böse – bunt gegen schwarz.

Pointiert witzig verteilt Projektleiter Ricardo Endt seine Seitenhiebe auch in Richtung Stadtverwaltung, wenn er beispielsweise seine Bösewichtin »Maxi Mirage« einen Angriff auf die Grünauer Stätten der Bildung, des Wissens und der Kultur verüben lässt, um die Menschen selbst in willenlose Blöcke zu verwandeln, die man nach Herzenslust manipulieren kann. Allein dafür drei Pluspunkte. Und nochmal drei dafür, dass die vielen kleinen und großen Superhelden – angeführt von Jordan »Ferrum« – es schaffen, diesen zu vereiteln – zumindest im Theater an diesem Abend.

Neben den schauspielerischen Leistungen der Jungdarsteller begeisterte aber auch die ungewöhnliche Kulisse – Rampe rauf und runter. Rutschend, rennend, kriechend – persönlich habe ich nur ein in die Handlung eingebautes Skateboard vermisst. Auf die Augen gab es allerdings nicht nur live: Via Beamer wurden externe Handlungsstränge an unterschiedlichen Grünauer Orten eingespielt. Das Söhnchen juchzte bei jedem Gebäude, welches er erkannte. Eine tolle und äußerst amüsante Idee, für die es einen weiteren Pluspunkt gibt.

Doch auch Kritik darf erlaubt sein: Während sich anfängliche Bedenken, das Thema »Superhelden« wäre ein Ausschlusskriterium für ältere Stadtteilbewohner, schnell zerstreut haben, war es dennoch very english. Maybe a little bit to much?! Auch der Veranstaltungsbeginn – 20 Uhr – war für eine Kultursommereröffnung deutlich zu spät. Vor allem für jüngere Kinder (somit auch für deren Eltern) und Senioren hätte es ruhig zwei Stunden früher losgehen können, dann wären sie vielleicht auch zahlreicher erschienen. Denn ehrlicherweise muss man bei allem Lob abschließend feststellen: Ein breiteres Publikum als sonst, hat man mit dem neuen Konzept nicht wie gehofft anziehen können.

Dennoch: Alle, die die beiden Aufführungstermine im Juni verpasst haben, sollten sich den 30. August vormerken. Dann wird das Stück erneut gezeigt. Es lohnt sich.

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