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Leipzig Grün-As Stadtteilmagazin

9. November: Erinnern heißt nicht vergessen

Max-Klinger-Schüler rufen zum gemeinsamen Gedenken auf

In der Hast des Alltages kann man sie schnell übersehen und doch kommt es hin- und wieder vor, dass man regelrecht über sie stolpert. Manchmal völlig unerwartet und erschreckend oft begegnet man den kleinen Messingschildern, die vor mittlerweile insgesamt 136 Leipziger Häusern ins Straßenpflaster eingebettet sind. Sie erinnern an 313 Menschen, die Opfer der Nationalsozialisten wurden. Deportiert und ermordet – die wenigsten überlebten den Terror. Die Stolpersteine findet man dort, wo sie ihren letzten frei gewählten Wohnort hatten.

Das Projekt vom Kölner Künstler Kurt Demnig ist längst deutschland– ja europaweit aktiv und bekannt. Es lebt von engagierten Menschen und Initiativen, die die Geschichte hinter den Namen der Opfer recherchieren, Geld für die Verlegung der Gedenksteine sammeln und die Patenschaft dafür übernhemen.

Mit der Verlegung (in Leipzig kamen am 1. Oktober die neuesten 26 Steine hinzu) ist der Erinnerungsarbeit aber noch lange nicht Genüge getan. Erinnern ist ein permanenter Prozess, der auch durch Aktionen wie das »Stolpersteine putzen« gefördert wird. Seit geraumer Zeit werden in Leipzig am Jahrestag der Reichsprogromnacht, am 9. November, die vielen kleinen Mahnmale der Stadt in den Blickpunkt der Öffentlichkeit gerückt.

An diesem Tag finden an jenen Stellen Mahnwachen statt, die Messingschilder werden symbolisch geputzt, die Lebensdaten derer verlesen, denen man gedenkt. Die Schüler der Max-Klinger-Schule schließen sich dieser Aktion an und wollen an den insgesamt 13 Stolpersteinen, die sie im vergangenen Jahr für ehemalige Schülerinnen und deren Familien initiiert hatten, ab 16 Uhr die Mahnwachen übernehmen.

In Grünau selbst findet man keine Stolpersteine, sieht man einmal von dem in der Herrmann-Meyer-Straße 1 für Albin Jacobowitz ab. Der Stadtteil entstand ja auch lange nach dem Krieg. Dennoch gibt es hier einen Ort, der mit der Verfolgung und Vernichtung der jüdischen Mitmenschen in direktem Bezug steht und deshalb ebenfalls Beachtung finden soll.

An das ehemalige KZ-Außenlager Schönau, welches sich in der heutigen Parkallee befand, macht seit nunmehr drei Jahren eine Gedenktafel aufmerksam. Der Bund der Antifaschisten (BdA) wird gemeinsam mit Schülern der Max-Klinger-Schule im Rahmen einer halbstündigen Veranstaltung an das Schicksal der 500 jüdischen Mädchen und Frauen aus Ungarn erinnern. Interessenten sind herzlich eingeladen, sich diesem Gedenken anzuschließen.

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