Das Wasservogelparadies Stöhnabecken
Radtouren ins Umland - Teil 3
Das Stöhnabecken ist eine flache Senke auf einer Kippe des ehemaligen Tagebaues Espenhain. Es liegt an der Pleiße zwischen Großdeuben und Rötha. Durch Absenkungen und Bodenverdichtung hatten sich schon seit den 70er Jahren in dieser Senke eine Anzahl größerer Tümpel gebildet. Anfang der 90er Jahre wurde die Senke als Hochwasserrückhaltebecken ausgewiesen und probeweise 1994 und 1995 geflutet.
Sehr schnell stellten sich eine Reihe seltener Wasservögel ein, so dass das Wasser nicht wieder abgelassen wurde. Im Moment ist der See ca. 60 Hektar groß und ein bis drei Meter tief. Es gibt ausgedehnte Röhrichte und Flachwasserzonen, die zahlreichen vom Aussterben bedrohten Vögeln Brutmöglichkeiten und Nahrung bieten. So brüten dort gegenwärtig mehrere Wildentenarten, darunter die seltene Löffelente und die Schnatterente, alle vier bei uns vorkommenden Taucher und zahlreiche Schnepfenvögel. Die bekanntesten sind Kiebitz und Regenpfeifer.
Eine ausgesprochene Rarität ist der große Brachvogel. Zur Futtersuche tauchen u.a. Kranich und Schwarzstörche auf. Selbst Fisch- und Seeadler sind schon gesichtet worden. Im Herbst und im Frühjahr machen hier zahlreiche durchziehende Wasservögel Rast. Ein so artenreicher flacher See ist mir im gesamten Süden der ehemaligen DDR nicht noch einmal bekannt. Selbstverständlich steht das Stöhnabecken unter Naturschutz. Gefährdet wird es gegenwärtig vor allem durch bornierte Anwohner. Die lassen u.a. ihre Hunde dort frei laufen und baden. Das führt dazu, dass die scheuen Vögel ihre Nester verlassen. Es gibt daher durchaus Naturschützer, die am liebsten niemanden mehr dorthin lassen möchten.
Ich setze mehr auf Lernfähigkeit und Vernunft der Leipziger. Ich glaube, wer dieses Vogelparadies einmal unter sachkundiger Führung gesehen hat, der kann gar nicht anders, als sich für seinen Schutz zu engagieren. Die Führung werden wieder Frau Hagemann und Herr Schruth vom Naturschutzbund übernehmen, die uns schon die Orchideenwiesen bei Zedtlitz gezeigt haben. Sie werden auch ein starkes Stativfernrohr mitführen, trotzdem sollte jeder, der hat, ein eigenes Fernglas mitbringen. Wir fahren zunächst wie bei der Zedlitztour zur Pleiße und folgen dann dem Fluß bis nach Böhlen zur Wiesenbrücke.
Von dort sind es nur noch einige hundert Meter. Den Rückweg nehmen wir über das Oberholz. Dort gibt es noch einige nasse Wiesen mit vielen selten gewordenen Blumen, und auch das Oberholz selbst hat einiges zu bieten. Falls noch Zeit bleibt, können wir auch dem Kräutergarten im Oberholz bei Großpösna einen Besuch abstatten.
Zurück geht es dann über Güldengossa, Auenhain, Markkleeberg, Großzschocher wieder nach Grünau. Wer schneller zurück möchte, kann auch von Böhlen mit der S-Bahn zurückfahren. Vom KOMM-Haus bis zum Stöhnabecken sind es ca. 24 km.
Dr. Leonhard Kasek Weiter>>>