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Ein festes Schulgebäude und Hilfe zur Selbsthilfe in Aljamdou

ImageLink Nachdem Sie, liebe Leserinnen und Leser, in unserem letzten Grün-As einiges Interessantes über die KiJu Gambia Gruppe, ein Projekt des WABE e.V. erfahren konnten, hatten wir, die Redaktion Grün-As, nun die Gelegenheit mit Frau Martina Gröschner ein Interview über dieses Thema zu führen.

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Frau Gröschner, Sie engagieren sich sehr für das Vorhaben der KiJu Gambia Gruppe. Was sind die Grundanliegen Ihrer Arbeit?
Martina Gröschner
Unsere Arbeit ist zweigeteilt zu betrachten, zum einen wollen wir Kindern und Jugendlichen hier in Leipzig die afrikanische Kultur- und Lebensweise näher bringen, um durch diesen interkulturellen Austausch mehr zur Völkerverständigung beizutragen. Und zum anderen möchten wir in Gambia direkt vor Ort kleine Hilfsprojekte starten, unter dem Gesichtspunkt der Hilfe zur Selbsthilfe.
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Wie kam es überhaupt zu dem Projekt in Aljamdou?
Martina Gröschner
Alles fing an, weil viele Freunde unserer Gruppe in den Jahren 98/99 bereits bei dem Bau einer Vorschule in Mandinabah mitgeholfen hatten. Dabei haben wir Land und Leute von Gambia, wie auch die dortige Lebenssituation sowie Mr. Daffeh kennen gelernt. Mit den Gedanken bei unseren Freunden in Gambia haben wir überlegt, wie wir weiter helfen können, denn Hilfe wird überall dringend benötigt, im Bereich der Bildung wie auch im Bereich der medizinischen Versorgung. Als uns dann Anfang des Jahres 2000 der Brief aus Aljamdou von Mr. Daffeh erreichte mit der Bitte, den Leuten dort zu helfen, begann unsere Projektarbeit. Unser Freund, Mr. Daffeh, schrieb uns, dass die Nursery School in Aljamdou auf der Northbank von Gambia um Unterstützung bittet: Es gibt kein festes Schulgebäude, weder Bücher, Stifte noch Schuhe….Während der Regenzeit fällt der Unterricht aus. Die Eltern der meisten Kinder sind arm. Für diese 60 Kinder gibt es einen Lehrer, der bekommt sein Gehalt von den Einwohnern, die ihm manchmal etwas geben, damit sie ihn behalten können. Mit diesem Brief aus Aljamdou wurde unser Anliegen konkret.
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Wann reisten Sie nun das erste Mal dorthin?
Martina Gröschner
Im Oktober letzten Jahres gingen wir das erste Mal auf Reisen nach Aljamdou. Im Namen des ganzen Dorfes wurde durch den Alkalo, dem Dorfvorsteher, ein Stück Land (100x150 m) für den Bau der Schule an alle feierlich übergeben. Wir erklärten den Dorfbewohnern, dass es ihre Schule sein wird, kein Projekt der Toubabs, den dort sogenannten Weißen, sondern ihr eigenes Projekt. Die Betonung dieser Eigenständigkeit ist uns sehr wichtig, wie schon gesagt, Hilfe zur Selbsthilfe auf der Basis freundschaftlicher Beziehungen und gegenseitigem Vertrauen. Da die Bewohner des Dorfes kein Geld haben und sehr arm sind, begannen wir die notwendigen Münzen für das Vorhaben zusammenzutrommeln.
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Wie haben Sie es denn geschafft, das Geld für den Bau dieser Schule aufzutreiben?
Martina Gröschner
Durch Flohmärkte, organisierte Konzerte, Bücherbasare, Patenschaften und Spenden, durch die Hilfe und Unterstützung vieler Leipziger Eltern, Lehrer, Schüler und Studenten hatten wir das große Glück, zur Grundsteinlegung am 20. Februar 5.500 DM (2812,10 Euro) für die ersten Baumaterialien mit auf die Reise zu nehmen. Insgesamt kostet ein Schulgebäude mit zwei Klassenräumen ca. 15.000 DM (7669,37 Euro). Außerdem gingen mehrere Koffer und Taschen, gefüllt mit Medikamenten für den ersten Hilfe Bereich, Kinderkleidung und Schulmaterialien auf die Reise. Die gleichzeitige Einrichtung einer medizinischen Grundversorgungsstation lag uns nämlich auch sehr am Herzen.
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Wie lief bzw. läuft das Projekt weiter?
Martina Gröschner
Gebaut wurde die Schule durch die Leute vom Dorf selbst, lediglich zwei Fach-Maurer sind mit einem geringen Lohnaufwand engagiert wurden. Im Juni noch vor der Regenzeit wurde das Dach gesetzt und am 22. Oktober 2001 das Schulgebäude für zwei Klassen eröffnet. Unsere Sorgen und Nöte betreffen nun die Themen: - Schulmöbel, - sehr dringend auch Geld für ein Fahrzeug, u.a. für den Transport schwerkranker Kinder in das nächste Hospitel, - sowie Patenschaften für das monatliche Schulgeld.
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Da die KiJu Gambia Gruppe ehrenamtlich arbeitet, ist das Projekt auf jede noch so kleine Unterstützung angewiesen.
Martina Gröschner
Ja, genau so ist es. Zur Zeit läuft eine Steinaktion »3000 Holzsteine für die Kinder in Aljamdou«, eine Aktion mit der Handwerkskammer zu Leipzig, den Roßweiner Werkstätten (Behindertenwerkstatt) und der KiJu. Holzsteine kann man in der Bibliothek in der Plovdiver Straße zu einem Stückpreis von fünf Mark erwerben. Wenn wir die stattlichen 3000 Holzsteine verkauft haben, können wir mit dem Bau unseres zweiten Schulgebäudes beginnen. Die richtigen Steine für den Schulneubau werden in Gambia einzeln, mit Hilfe einer Form hergestellt und durch die Sonne getrocknet. Der »Holzstein« des Schlüsselanhängers symbolisiert einen Stein des zweiten Schulhauses in Aljamdou. Mit einer Patenschaft, bereits ab 10 DM monatlich, kann jeder unser Schulprojekt unterstützen. Die Kinder aus Aljamdou sagen herzlich danke, in Mandinka heißt das »Abaraka bake«, die kleinen Gambianer sind sehr stolz in die Schule gehen zu dürfen. Schulbildung gehört zu den wichtigsten Zielen und die Zukunft eines Landes hängt immer von der kommenden Generation ab. Bildung ist Leben…! Unser späteres Ziel ist, dass die Leute vom Dorf das Schulgeld selbst erwirtschaften können durch Werkstattarbeit und Landwirtschaft.
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Wir bedanken uns für das Gespräch und wünschen der KiJu Gambia Gruppe weiterhin viel Erfolg.
Martina Gröschner
An abschließender Stelle möchte ich auch herzlich danke sagen an meine Freunde und Partner Steffi und Hans-Joachim Münchingen für Ihre Treue und Engagement bei der Durchführung unserer Projekte.
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