Ente Billy
Hallo liebe Leserinnen und Leser!
Meine Oma ist sehr nachdenklich und ich weiß nicht,
was ich denken soll! Aber immer der Reihe nach. Es war an einem jener bitter kalten Tage, als
wir uns auf die Pirsch machten, um wieder etwas Neues zu entdecken. Oma schwamm vornweg, ich
einfach hinterher. Doch dann konnte ich nicht mehr schwimmen und Oma legte eine Pause ein.
Natürlich wieder am Strand, wo sich die Tauchschule befindet, denn das ist meiner Oma ihr
liebster Platz. Wir watschelten gemeinsam am Ufer hin und her, bis wir laute Stimmen hörten.
Sofort gingen wie in Deckung, denn nichts ist interessanter, als das Gespräch zwischen
Menschen. Zwei Spaziergänger unterhielten sich so laut, dass wir deren Gespräch sogar ungesehen
hinter dem »Roten Haus«
verfolgen konnten.
»Komm, lass uns doch mal zum Strand gehen«
, meinte der eine mit den blauen Hosen.»Ich
denke nicht daran«
, erwiderte der andere.»Warum denn nicht?«
, fragte der Blauhosenmensch
erstaunt.»Na schau mal hin, siehst du irgendwo noch Wiese? Alles ist schwarz!«
»Aber
das sind doch bloß die Blesshühner«
, antwortete der Blauhosenmensch. »Eben. Alles voller
Blesshühner, Schwäne und Möwen. Was meinst du wie es am Strand aussieht, wenn wir die Vögel ins
Wasser scheuchen würden?«
»Na, dann könnte man wieder die Wiese sehen.«
»Die Wiese? Das Gras?«
»Was sonst«
,
antwortete der Blauhosenmensch.»Dann lass es uns probieren, vielleicht verstehst du dann,
warum ich nicht über die Wiese laufen will!«
»Sag mal, die Hundesch… ist dort ganz gewiss
nicht.«
Der andere lächelte nur und rannte mit lauten Schreien den Hang zum Wasser hinunter.
Tausende von Blesshühnern, so schien es jedenfalls, rannten erschrocken ins Wasser. Sogar ich
arme Ente Billy erschrak, aber nicht, weil die Hühner gestört wurden, sondern weil es einer
Invasion glich, die dort ins Wasser abtauchte. Der Blauhosenmensch rannte neugierig hinterher.
»Und nun?«
, fragte er, »was möchtest du mir damit beweisen? Jedes Kind tut dies und jeder Hund.
Daran ist doch nichts außergewöhnlich!«
Der lachte nur und meinte: »Nun, was siehst du jetzt?«
»Grüne Wiese«
, war die Antwort.
»Nun, dann hebe mal deinen Fuß, denn die Wiese klebt daran.«
Der andere hob seinen Fuß und
beschaute die Sohle, die über und über mit Moos beklebt zu sein
schien. »Was ist denn das?«
, fragte er entsetzt.
»Sekret. Sekret von den vielen Vögeln. Wo man auch hinschaut…es ist alles voller Kot der
Tiere. Und was meinst du wie es im See selber aussieht? Möchtest du beim Schwimmen
versehentlich Wasser schlucken? Erwachsenen passiert das gelegentlich, Kindern, die im Sommer
baden möchten, immer. Sie schlucken den Kot und den verseuchten Dreck von Lebensmitteln, die
›Tierliebhaber‹ beim Überfüttern der Tiere hinterlassen. Ich habe gewiss nichts dagegen,
wenn Kinder mit ein paar Brotkrumen die Vögel füttern. Das ist ein Erlebnis für sie. Aber wenn
die Erwachsenen mit Broten und Broten ankommen…, dann wird es doch böse!«
»Ich muss zugeben, dass du Recht hast. Aber wie kann man dies ändern?«
, sinnierte der
Blauhosenmensch. »Keine Ahnung, zumindest sollte man nicht mehr füttern. Das würde sicher schon
etwas helfen.«
Sie liefen weiter und Oma sagte keinen Ton mehr. Erst als ich sie ansprach,
schnatterte sie mit rauer Stimme, dass dieser Mensch sicher Recht hat. Darüber hatte sie noch
nie nachgedacht. Aber welche Lösung kann es geben, damit allen, auch den Vögeln Gerechtigkeit
wiederfährt?
So denken wir nun nach. Vielleicht auch Sie, lieber Leserinnen und Leser.
Text/Karikatur: Beate Engelhardt Weiter>>>