Aus der Sicht eines Grünauer Stadtrates
Leidenschaftliche Diskussionen und konkrete wirtschaftliche Bestandsanalysen der
Wohnungsunternehmen zum Dauerbrenner »Stadtumbau Ost«
haben in den letzten Wochen bei allen
Akteuren für kollektive Ernüchterung gesorgt. Angesichts des versiegenden Mittelzuflusses
seitens öffentlicher Hand und misstrauischer Banken (Politikerzitat: Das Kapital ist scheu wie
ein Reh) findet der zunächst euphorisch ins Auge gefasste Wohngebäudeumbau in Grünau schlicht
nicht statt, verbleibt kaum finanzieller Spielraum für großzügigere Maßnahmen der
Wohnumfeldgestaltung. Statt dessen erleben die Grünauer eine spektakuläre Abrissaktion nach der
anderen! Und doch gilt es in diesem, so nicht erwarteten Sturm auf offener See, Kurs zu halten,
der da heißt: Trotz aller bekannten Zugzwänge den Stadtteil Grünau als lebenswerten
Wohnstandort von 54.000 Leipzigern weiterhin gestalten, schrittweise die neue Vielfalt
schaffen, dabei um jedes Detail ringen - die Summe macht´s, Gewerbe, Wohnungsunternehmen und
neue Investoren ermutigen! Hier stehen Politik und Stadtverwaltung weiterhin in der Pflicht,
jede sich bietende Möglichkeit zu nutzen und zwar mit der notwendigen
Aufgeschlossenheit!
In Sachen »Vielfalt schaffen, Wohnqualität erhöhen«
ist übrigens meine Anfrage vom Mai
diesen Jahres an den Leipziger Oberbürgermeister zu den städtischen Vorstellungen einer
längerfristigen Neugestaltung der alten Dorflage Schönau zu sehen sowie mein derzeit laufender
Prüfantrag an die Ratsversammlung, die beim Grünflächenamt eingelagerte Sachsenplatz-
Brunnenanlage eventuell nächstens im Stadtgebiet von Grünau zu installieren.
Allen Unkenrufen zum Trotz ist aus meiner Sicht gerade jetzt eine noch offensivere Werbung für Grünau im Wettbewerb mit den anderen Wohnstandorten Leipzigs und Umgebung fällig! Mit Blick auf das bisher Erreichte sollte dies nicht schwer fallen. Gäbe es einen Grünauer Bürgermeister, er würde sich dieser Pflicht Nr. 1 mit seiner ganzen Person verschreiben! Mir fällt dazu ein: Wohnen in Grünau am Kulkwitzer See ist fast ein Urlaubsidyll, ansprechende Sanierungslösungen sind vorzeigbar, die kinder- und familienfreundlichen Wohnhöfe Grünaus (dereinst vielleicht Vorzeigeobjekte des Denkmalschutzes), Grünau als altengerechter Wohnstandort der bequemen Wege und guten Einkaufsmöglichkeiten, das engagierte Kultur- und Vereinsleben, Grünau als Bildungsstandort (den geplanten Bibliotheksschließungen ist politisch die verdiente Abfuhr zu erteilen!), neuerdings: Babyboom in Grünau als Zukunftsausblick (die Stadtväter sind momentan sprachlos) und so weiter und so fort…
In diesem Sinne mein Appell vor allem an die Grünauer Bürgervereine: Nachdenken über das Wie
und anpacken! Übrigens, hätte Leipzig-Grünau aufgrund des bisherigen Engagements von Bürgern
und Vereinen nicht längst seinen eigenen LeoLips verdient? Die Symbolkraft auch für Zukünftiges
wäre ihm nicht abzusprechen!
Karl-Heinz Obser