Connewitzer Kinder helfen Grünauer Bibliotheken
Jule bei ihrer Lieblingsbeschäftigung: Zeichnen!
Über die bevorstehenden Schließungen und angedachten Rettungsmaßnahmen zum Erhalt der Grünauer
Stadtteilbibliotheken hat Grün-As ja schon mehrfach berichtet (Aktuelle Beitrag auf der
nächsten Seite). Als die verschiedenen Initiativen, gemeinsam mit dem THEATRium im Sommer
diesen Jahres die Grünauer dazu aufriefen, Bücher zu spenden, ahnten wohl nicht einmal die
kühnsten Optimisten, was sie da für eine Welle der Spendenbereitschaft losgetreten hatten.
Stapelweise schleppten die Bürger »geistige Nahrung«
ins KOMM-Haus, welche dann bei mehreren
Veranstaltungen im Rahmen einer Notbibliothek für einen kleinen Obolus wieder verkauft wurden.
Sage und schreibe 600,00 Euro wurden so eingenommen - nicht zuletzt, weil die engagierten
Grünauer auch Geld gaben, ohne ein Buch zu erwerben.
Zur Zeit werden noch immer Bücher abgegeben und jeden Donnerstag in den Räumen des KOMM e.V.
verkauft. Eine abschließende Veranstaltung ist im KOMM-Haus geplant. Kleine Autoren des
Freundeskreis Buchkinder e.V. lesen aus ihren selbst geschriebenen und hergestellten Büchern,
um ihren Beitrag zur Rettung der Bibliotheken zu leisten. Denn Bücher sind ihre Welt und auch
wenn die Kinder des Connewitzer Vereins nicht zu den Nutzern der Grünauer Bibliotheken gehören,
so macht sie doch die Schließung einer solchen Einrichtung betroffen. Nachdem der alternative
Verlag schon Grafiken und Linoleum- Schnitte in der Stadtteilbibliothek Süd ausstellt, war es
auch kein Problem, sie für die bevorstehende Lesungzu begeistern. Doch wer verbirgt sich
eigentlich hinter dem Namen »Freundeskreis Buchkinder e.V.«
? Mittlerweile 40 Kinder und vier
ABM-Kräfte tummeln sich in den drei Erdgeschosswohnungen in der Bernhard-Göring-Straße 110, im
Süden Leipzigs. Und sie treffen sich, um ihrer Neugier, Kreativität, ihren Sorgen und Ängsten,
ihrer Albernheit und all ihren Gefühlen Ausdruck zu verleihen, in dem sie Geschichten schreiben
und Bilder malen.
Postkarten a la Buchkinder
Anfänglich handelte es sich bei den Illustrationen ausschließlich um Linoleum-Drucke, welche
die Kinder in ihrer Werkstatt selbst anfertigten und jedes der entstandenen Bücher zu einem
Unikat machten. Heute verfügt der Freundeskreis über eine Siebdruckmaschine, die die Arbeit
auch etwas erleichtert. Und trotzdem: Die Werke der kleinen Meister sind groß und das liegt
nicht nur am A3-Format, sondern viel eher an ihrer Einmaligkeit. »Es vergeht schon ein halbes
Jahr, bis man das Buch endlich fertig hat«
, verrät Jung-Schriftstellerin Jule Garschke. Sie ist
10 Jahre alt und von Anfang an dabei.
Der Verein, der sich vor zwei Jahren gegründet hat, zählte damals nur etwa 10 Kinder.
Zusammen mit ihrem »Chef«
Ralf Uwe Lange, von den Kids nur Rulo genannt, brachten sie es fertig
auf ungewöhnlich chaotische Art und Weise das Interesse vieler Leser zu wecken. Chaos, so
scheint es, hat bei den Buchkindern System und ist wahrscheinlich auch ihr spezieller Schlüssel
zum Erfolg. Jeder macht das, was ihm liegt und steckt sich seine Ziele selbst. Rulo lässt den
Kindern freie Bahn, ist eher Freund, denn Pädagoge. Und mit dem Erfolg wuchsen die
Aufgaben…
Aber damit werden sie fertig, denn Leistungsdruck ist ein Fremdwort. Fast schon
routiniert betreuen die jungen Talente ihren Stand auf der Leipziger und sogar auch auf der
Frankfurter Buchmesse, haben hier und da eine Ausstellung, werden zu Lesungen eingeladen und
auch wenn neben der Schule viel Freizeit für den Verein »draufgeht«
verlieren sie doch nicht
den Spaß dabei.
Belohnt werden die Jungen und Mädchen zum Beispiel mit einem Regal voller eigener Werke in
der Connewitzer Verlagsbuchhandlung, oder mit dem unbeschreiblich schönen Gefühl, die Emotionen
- sei es nun Lachen, Weinen oder Nachdenken - bei ihren Zuhörern oder Lesern zu wecken.
Klaudia Naceur