Liebe Leserinnen und Leser,
das Ergebnis unserer Wahl vom 13.06.2004, zum Europaparlament überrascht nicht. Es stimmt eher traurig und sollte zumindest ein Warnsignal für alle deutschen Politiker sein, die hierzu Verantwortung tragen. Die Wahlbeteiligung gibt Auskunft über den derzeitigen Stand der entwickelten und gelebten Demokratie der Bürgerinnen und Bürger Leipzigs.
Vor allem, so meine ich, war es eine Unterschätzung der Bedeutung des zu wählenden Europäischen Parlaments durch die Verantwortlichen, indem sie zum gleichen Tag Kommunalwahlen zum Stadtrat der Stadt Leipzig festlegten. Gewiss, organisatorisch und ökonomisch effektiv, doch psychologisch ungeschickt. Warum? Die gegenwärtige allgemeine Politikverdrossenheit unserer Bürgerinnen und Bürger, über die anhaltende schwierige soziale und wirtschaftliche Lage, von der Viele unverschuldet betroffen sind, hat sich bedauerlicherweise auf die Europawahl übertragen und ausgewirkt. Das war absehbar, wie ich meine!
Hinzu kamen Versäumnisse der Bundespolitik. Beispielsweise fehlte die größere Inanspruchnahme der Medien mit ihren vielfältigen Möglichkeiten, um uns Bürgern die Inhalte, die Personen und deren Verantwortlichkeiten, die uns im Europaparlament vertreten sollen, ausreichend vorzustellen. Wird es ein Europa für die Bürger sein…, dann wird es ein Europa mit den Bürgern sein. Einige aufklärende Abschlusswahlreden kamen zu spät.
Liebe Leserinnen und Leser, ich bin trotz allem überzeugt, dass die Leipziger und meine
Grünauer Mitbürger, dem europäischen Gedanken und den damit verbundenen Zuversichten und
Hoffnungen viel näher stehen, als das im Wahlergebnis leider zum Ausdruck gekommen ist.
Ihr
Joachim Kasten