Das Bildermuseum
Unter dem Decknamen »Haddock«
bombardierten am 4. Dezember 1943, 3.39 Uhr, 527
britische Bomber die Stadt Leipzig. Gegen 4.20 Uhr war die Innenstadt Leipzigs zerstört und
brannte. Auch das Zuhause einer der bedeutendsten und ältesten Bürgerkunstsammlungen
Deutschlands - das Museum der bildenden Künste Leipzig - fiel dem Bombenangriff zum Opfer.
Auf den Tag genau 61 Jahre nach dessen Zerstörung ist die Sammlung, die inzwischen etwa 3500
Gemälde, 1000 Skulpturen und 60.000 grafische Blätter umfasst, wieder unter einem Dach vereint.
Ein Teil der Sammlung wird im neuen Bildermuseum - einem gigantischen Stahl-Beton-Kubus - auf
rund 7000 Quadratmetern Ausstellungsfläche gezeigt. Nach einem vielbesuchten »Tag der
offenen Tür«
am 1.12. und einem Rundgang für Förderer, Künstler und Galeristen am
3.12., wurde das neue Museum am 4.12. im Rahmen einer Gala durch Ministerpräsident Georg
Milbradt, Staatsminister Rolf Schwanitz, Oberbürgermeister Wolfgang Tiefensee und
Museumsdirektor Hans-Werner Schmidt eröffnet.
Die Kunstsammler Marion Bühler-Brockhaus und Hans-Peter Bühler hatten bereits vor drei Jahren eine Schenkung von Werken französischer Romantiker des 19. Jahrhunderts veranlasst, die nun zur Eröffnung übergeben wurde. Eine Dauerausstellung mit Werken von Max Klinger wird die Schüler des Grünauer Klinger-Gymnasiums freuen.
Das Bildermuseum, »eines der Gravitationspunkte bildender Kunst in
Europa«
(W. Tiefensee), war und ist nicht ganz unumstritten: Der einzige
Musuemsneubau der neuen Länder kostete 74,5 Millionen Euro (Bund und Freistaat Sachsen
finanzierten davon 30 Millionen), kostete 18 Millionen mehr als geplant, und wurde mit
zweijährigem Verzug fertiggestellt. Die Leipziger, die den Kunsttempel so teuer bezahlten, sind
noch nicht ganz versöhnt. Einige der 8200 Besucher des »Tages der offenen
Tür«
wirkten etwas irritiert über die recht abgehobene Präsentation der wenigen
Werke, die zu sehen waren - wirkte es doch im alten Museum persönlicher, intimer, fast wie
»zum anfassen«
. Viele halten auch den Bau für furchtbar.
Es bleibt auch noch abzuwarten, was Direktor Schmidt mit dem recht schmalen Budget den
erwarteten 200000 Gästen bieten kann. Innerhalb der Öffnungszeiten, dienstags - sonntags 10.00
bis 18 Uhr (außer mittwochs, da ist von 12.00 bis 20.00 Uhr geöffnet) können die Besucher die
Werke im neuen Bildermuseum in Augenschein nehmen.
Lutz Rodenhauser