Grün-As

»Lücken sind dazu da, geschlossen zu werden«

Margrit Hanisch ist neue Schulleiterin am Max-Klinger-Gymnasium

Bild Nach 22 Jahren Schulleitertätigkeit verabschiedete sich Armin Hausmann im Juli vom Max-Klinger-Gymnasium. Seine Nachfolge trat im August Margrit Hanisch an, die neun Jahre das Leipziger Schiller-Gymnasium und vier Jahre das Lessing-Gymnasium geleitet hat. Grün-As unterhielt sich mit der engagierten Frau, die sich in ihrer ganz eigenen, vielfach bewehrten Art, in den Alltag der Max-Klinger-Schule einbringen möchte.

Klaudia Naceur
Was war Ihre erste Amtshandlung?
Margrit Hanisch
Ich habe hitzefrei gegeben.
Klaudia Naceur
Da haben Sie sich ja gleich bei den Schülern sehr beliebt gemacht…
Margrit Hanisch
… obwohl das so nicht meine Absicht war. Prinzipiell habe ich am Schuljahresende kein Problem damit, hitzefrei zu erteilen, aber am Anfang war das nicht so günstig. Bisher habe ich noch keine Neubau-Schule geleitet und wusste gar nicht, wie die sich aufheizen können. Das konnte man weder Lehrern noch Schülern zumuten.
Klaudia Naceur
Haben Sie sich trotzdem gut eingelebt?
Margrit Hanisch
Um das zu behaupten, ist es noch ein Tick zu früh, aber ich bin dabei, mich einzugewöhnen. Die Kollegen kenne ich mittlerweile alle und den Schülern stelle ich mich derzeit in den Klassen vor. Es ist mir wichtig, dass die Kinder und Jugendlichen nicht nur meinen Namen kennen, sondern auch wissen, wie ich aussehe.
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Klaudia Naceur
Für die Schüler ist es einfach, sich ein neues Gesicht zu merken. Aber wie stellen Sie es an, über 1200 zu speichern?
Margrit Hanisch
Das ist wahrlich nicht ganz einfach. Aber ich habe mit den Schülern vereinbart, dass sie mir ruhig ein kleines Zeichen geben können, wenn wir uns mal an anderer Stelle treffen sollten und ich sie nicht gleich als »meine« Schüler erkenne. Und das klappt schon ganz gut.
Klaudia Naceur
Sie haben in den letzten vier Jahren ein Gymnasium in Döbeln geleitet. Gibt es Unterschiede zwischen Schülern in der ländlichen Region und Großstadt?
Margrit Hanisch
Kompetenz und Engagement der Lehrer sind hier nicht anders als in Döbeln. Auch die Schüler haben keine andere Lerneinstellung. Das Gymnasium in Döbeln war zwar das einzige und gab daher auch ein komplettes Abbild der Schülerschaft wieder, aber die Kinder und Jugendlichen haben dort die gleichen Interessen und Hobbys wie hier auch, nur das Umfeld ist ein wenig anders. Allerdings wirkt sich das nicht auf deren Leistungen aus. Ich habe gestaunt als ich festgestellt habe, dass die letzten Abiturienten, von denen 97 Prozent bestanden haben, fast identische Durchschnittsnoten erreichten. In Döbeln war es ein Durchschnitt von 2,39 und am Klinger 2,4.
Klaudia Naceur
Sie sind im Begriff, eine wahre Rektor-Legende zu »beerben«. Ist das besonders schwierig?
Margrit Hanisch
Armin Hausmann hat natürlich eine Lücke hinterlassen. Aber Lücken sind dazu da, geschlossen zu werden. Wir sind unterschiedliche Personen und haben sicherlich auch in bestimmten Bereichen unterschiedliche Herangehensweisen. Ich werde hier sicher nicht alles auf den Kopf stellen. So wie die Schule funktioniert, ist es gut und die Balance versuche ich beizubehalten, natürlich nicht ohne zu schauen, was noch verbessert oder neu eingebracht werden könnte. Armin Hausmann kenne und schätze ich seit 1992. Seither stehen wir in regem Kontakt und das wird weiterhin so bleiben. Sein starkes Interesse an der Schule kann nur hilfreich sein.
Klaudia Naceur
Wenn Sie ihn so gut kennen, hat er Ihnen auch sicher ein paar Tipps gegeben…
Margrit Hanisch
Ja, vor allem hat er mir die Besonderheiten der Schule ans Herz gelegt.
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Klaudia Naceur
Gutes Stichwort. Die Klingerschule hat zwei Häuser und vier Gebäude, die nicht nur räumlich voneinander getrennt sind. Ist das ein Problem für Sie?
Margrit Hanisch
Eigentlich nicht. Die Situation hatte ich in Döbeln auch schon einmal und bin damit gut zurecht gekommen. Was ich mit Besonderheiten allerdings meinte, sind die Stärken, die beide Häuser in ihrer Geschichte entwickelt haben. So bin ich beispielsweise vom Lichtenberg-Projekt »Lernen lernen«, gleichsam fasziniert wie von den Klingerchören.
Klaudia Naceur
Ich meinte eher die Probleme, die sich durch die Zusammenlegung beider Schulen ergeben haben…
Margrit Hanisch
Zugegeben: Das ist nicht ganz einfach. Schüler und Lehrer beider Einrichtungen identifizieren sich sehr stark mit ihrer Schule. Aber das muss ja nichts Negatives sein. Die Zusammenlegung hat auch viel Positives gebracht. Zum Beispiel den Schatz an verschiedenen Erfahrungen, die beide Schulen gesammelt haben. Außerdem kann die Schule durch die insgesamt drei Profile, dem naturwissenschaftlichen, gesellschaftswissenschaftlichen und musischen, ein breites allgemeinbildendes Angebot vorweisen. Diese Chance muss man konstruktiv nutzen.
Wichtig ist dabei nur, dass die Besonderheiten sowohl vom Lichtenberg- als auch vom Klingerhaus berücksichtigt und erhalten werden. Außerdem müssen sich beide Schulen darüber im Klaren sein, dass sie ohne den anderen nicht überleben können. Dabei ist es jedoch extrem wichtig, dass in Grünau ein Gymnasium existiert.
Klaudia Naceur
Wie wollen Sie sich dafür einsetzen, dass der Stadtteil dieses auch behält?
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Margrit Hanisch
Das Regionalschulamt hat eindeutige Signale ausgesendet, dass der Schulstandort gefestigt werden soll. Die Eltern und Schüler müssen sehen: Hier ist ein Gymnasium, das auf meine Bedürfnisse eingeht, das mich begleitet und wo den Lehrern die Zukunft der Kinder und Jugendlichen das Wichtigste ist. Ich werde meinen Teil dazu beitragen. Schließlich will ich ja selbst auch nicht gleich wieder die Schule wechseln…
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