Leserbrief
Zu: »Das Schlimmste ist die Erniedrigung«
Mit dem Grün-As-Artikel »Das Schlimmste ist die Erniedrigung«
in der letzten Ausgabe (Nr.
10/2005) wurde das Thema der 1-Euro-Tätigkeiten leider nur sehr einseitig und nicht einmal
repräsentativ behandelt. Denn obwohl tatsächlich Arbeitssuchende zu einer solchen Tätigkeit
verpflichtet werden können und auch verpflichtet werden, ist die überwiegende Zahl der
Beschäftigten freiwillig in den Maßnahmen.
Teilweise gab es hier sogar mehr Nachfragen nach 1-Euro Tätigkeiten, als bisher umgesetzt
werden konnten. So teilt auch die Arbeitsgemeinschaft Leipzig mit, dass »insbesondere in den
Monaten März bis Mai 2005 [...] geeignete Träger durch die Stadt/Agentur/ ARGE aufgefordert
[wurden], ihre Aktivitäten im Bereich des 2. Arbeitsmarktes/gemeinnützige Tätigkeiten zu
verstärken.«
Und weiter bemerkt die Leipziger Arbeitsgemeinschaft: »Die Zahl der verhängen
Sanktionen liegt unter 100.
Auch deswegen, weil zu Beginn der Tätigkeit insbesondere Kunden angesprochen wurden, die im Zuge des Abschlusses der Eingliederungsvereinbarung Interesse an gemeinnützigen Tätigkeiten bekundet hatten.« Zum Vergleich: Die Zahl der Leipzig begonnen 1-Euro-Tätigkeiten liegt bei fast 3000. (Quellen: Landtagsdrucksache).
Nicht zu vergessen ist, dass Menschen mit 1-Euro-Tätigkeit
ohne zusätzliche Abzüge weiterhin genau die Sozialleistungen erhalten, auf welche sie ein Anrecht
haben. Rechnet man den allgemeinen ALG-II-Satz, »Naturalleistung«
wie Wohnen inklusive Nebenkosten
mit den Aufwandsentschädigungen aus der 1-Euro-Tätigkeit zusammen, und bezieht dies auf die
geleistete Arbeitszeit so ergeben sich je nach Wohnsituation und Landkreis beziehungsweise
kreisfreier Stadt Nettoleistungen von insgesamt zwischen 6 und 8 Euro pro Stunde.
Zumindest finanziell ist eine 1-Euro-Tätigkeit also gewiss keine Erniedrigung, auch wenn man mit einer regulären Vollzeitarbeitsstelle schon durch die höhere Arbeitsstundenzahl auf einen höheren Monatssalär kommt. Auch das fiktive Beispiel der Landschaftsgärtnerei, welche um einen Auftrag gebracht wurde, ist schlichtweg falsch. Denn bekanntlich hat die Stadt Leipzig eine Haushaltssperre verhängt, welche dafür sorgt, dass auch das Grünflächenamt nur die notwendigsten Maßnahmen zur Sicherheit und Pflege bestehender Grünanlagen ausführen beziehungsweise beauftragen kann.
Ohne die zusätzlichen Gelder, aus der Arbeitsagentur, würden zur Verbesserung von Grünanlagen
über Rasenflächen hinaus gar keine Mittel zur Verfügung stehen. Solche Arbeiten sind also
tatsächlich zusätzlich und leisten obendrein einen Beitrag zur Verbessung des Wohnumfeldes in
Grünau. Zum Thema der Bemitleidungen, des Belächelns und Beleidigens: Sicherlich gibt es
unverbesserliche, abgehobene Menschen, welche keinen Respekt vor den Leistungen und der Arbeit
anderer haben. Doch handelt es sich hier um eine klare Minderheit, auch wenn deren Äußerungen eher
auffallen. Der Einsatz zur Sauberkeit und Verschönerung Grünaus ist wie alle anderen
gemeinnützigen Tätigkeiten in den Augen der meisten Einwohner eine wichtige und sinnvolle Aufgabe,
wofür die Mehrheit der Grünauer sehr dankbar ist. Ein Dank, der auch in dieser Stelle noch einmal
ausdrücklich hervorgehoben werden soll.
SPD-Ortsvereins Leipzig West
Anm. der Red.: Der Leserbrief erscheint uns auch sehr einseitig, so werden Sozialleistungen als Netto- Einkommen gerechnet - eine Milchmädchenrechnung, wie wir finden. Auch das die Arbeiten an der Grünfläche bereits Anfang September begonnen wurden, wo es noch keine Haushaltssperre durch die Stadt gab. Ob diese Arbeiten zur Verbesserung des Wohnumfeldes beitragen, darüber gehen die Ansichten der Anwohner weit auseinander.
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