Friede ihrer Asche
Sie ist weg. Einst mit viel Kreativität entworfen, mit noch mehr Engagement, sowie Durchsetzungsvermögen, aber gegen den Willen der Grünauer errichtet, von selbigen für sinnlos befunden, trotzdem grandios eingeweiht, kurz danach zunächst demoliert und schließlich wieder demontiert. Und sie hat gerade einmal ihren ersten Geburtstag erleben dürfen. Sie schied ungeliebt und keiner weint ihr auch nur eine Träne nach. Denn sie war eines jener Projekte, die in Grünau völlig fehl am Platze sind und darüber hinaus Geld kosten, das - wenn es denn überhaupt ausgegeben werden muss - an anderer Stelle sicher eine bessere Verwendung gefunden hätte.
Unstreitbar ist die eigens für den Stadtteil konzipierte so genannte Laubengarage, von der hier die Rede
ist, eine clevere Idee. Entwickelt wurde die Initiative von den »Zwischengrün«
-Veranstaltern im
Rahmen der Reihe »Wohnfolgelandschaften«
, welche wiederum den Stadtumbau West thematisiert.
Förderer der skurrilen Projekte, die vorwiegend in Grünau realisiert wurden, waren unter anderem
Grünflächenamt und ASW.
Zunächst sollte die Erfolgsgeschichte Laubengarage ihren Anfang im WK 5.1 finden. Eigens dafür wurde eine Veranstaltung im Kontaktladen durchgeführt, bei der die Bürger sich über Sinn und Zweck einer solchen Anschaffung - ja die Grünauer sollten die Garagen für schlappe viereinhalbtausend Euro auch erwerben - informieren konnten. Eine hübsche Garage aus Holz mit einem kleinen Gärtchen drumrum - zum Erholen.
Jeder der Grünau kennt, weiß, dass es wohl kaum ein Wohngebiet mit derartig
vielen kostenfreien Stellplätzen gibt, wie den hiesigen. Und dass es dem Stadtteil nicht an Grün mangelt, ist
ebenfalls kein Geheimnis. »Wieso dann bitteschön hier eine Laubengarage«
, fragten sich die Grünauer
und lehnten das Vorhaben glattweg ab.
Die Förderer jedoch waren von dieser Idee derart angetan, dass sie sich vom gemeinen Grünauer nicht
diktieren lassen wollten, was sinnhaft ist und was nicht. Und so entstand besagte Garage
im WK 8
(Brackestraße / Alte Salzstraße) - dieses Mal war man allerdings schlauer und verzichtete auf eine
lästige Befragung der Bürger. Vielleicht dachte man sich: »Wenn die Leute erst einmal sehen, wie toll
sich so eine Remise im öden Plattenbauviertel ausnimmt, werden sie schon erkennen, was der Künstler
damit sagen wollte; werden einsehen müssen, dass Nachnutzung von ehemals bebauten Flächen
nicht allein Sache der Wohnungsbaugesellschaften ist und letztlich werden sie zugreifen - zum
Schnäppchenpreis versteht sich.«
Was in mühevoller Arbeit durch die Hände unzähliger
Ein-Euro-Jobber einst entstand, wurde im Juni dieses Jahres wieder entfernt.
Wobei sich einmal mehr die Frage nach der Sinnhaftigkeit solcher Beschäftigungsmaßnahmen stellt.
(Aber das soll an dieser Stelle nicht Thema sein.)
Ob das Konzept der kreativen Freiflächennutzungsideen-Erfinder aufgegangen ist, bleibt ungewiss.
Immerhin könnte es durchaus gelungen sein, dass die Laubengarage doch noch einen Liebhaber und ein
neues Zuhause auf dessen Privatgrundstück gefunden hat. Zu wünschen wäre es ihr. Und die Grünauer?
Die können nun wieder bis zum nächsten Kunstangriff den Anblick einer großen grünen Wiese
genießen.
Magda