Monika Nöcker
»Man kann etwas verändern, wenn man nur will ...«
Früher hätte man Monika Nöcker im DDR-Jargon wohl als »Eingabenschreiberin«
bezeichnet.
Probleme sehen, aufgreifen und angehen - so könnte man die Motivation der 66-Jährigen kurz beschreiben.
Als Vorsitzende des Bürgerbeirates im WK 4 ist die konstruktiv-kritische Frau mit ihrer Einstellung genau
an der richtigen Stelle, obwohl sie sich diese Aufgabe zunächst gar nicht zutraute.
»Der Beirat wurde 1997 auf Initiative des ASW ins Leben gerufen. Durch ihn sollten vor allem
Bürgerbeteiligungen organisiert werden, damit städtische Vorhaben nicht an den Interessen der Einwohner
vorbeizielen. Von der Idee war ich begeistert und machte von Anfang an mit.«
Später änderten
sich die Strukturen der Gruppe. Sie machte sich so zusagen selbständig und ihre Mitglieder - darunter auch
Vertreter der LWB und des ASW - fanden sich nun alle zwei Monate zusammen, um Probleme aufzuwerfen und
Erreichtes auszuwerten. Monika Nöcker übernahm den Vorsitz - übergangsweise.
Aus der Interimslösung sind mittlerweile fünf Jahre geworden. Und die engagierte Rentnerin musste
lernen mit Niederlagen zu leben. »Das war sehr schwer für mich«
, gibt sie unumwunden
zu. »Die ersten Misserfolge waren schmerzhafte Erfahrungen und haben mich unglaublich
enttäuscht, aber wir mussten mit der Zeit einsehen, dass man zwar viel verändern kann, wenn man will,
aber eben nicht alles.«
An dieser Einsicht ist Monika Nöcker gewachsen.
Kritisch und unbequem war sie allerdings nicht erst in den letzten zehn Jahren. Um ihre erste
Wohnung in der damaligen Ho-Chi-Minh-Straße zu bekommen, schrieb sie beispielsweise unzählige Briefe -
bis zum ZK.
»Ich habe gekämpft, obwohl ich vom Erfolg dieser Aktion nicht überzeugt war. Als
die Zuweisung kam, habe ich gedacht, man will mich verschaukeln. Mit einer Neubauwohnung hatte ich nie
gerechnet. Mir hätte schon eine gereicht, in die es nicht reinregnet.«
Später stellte sie ihren ausgeprägten Gerechtigkeitssinn als Gewerkschaftsmitglied und im Betriebsrat ihrer ehemaligen Arbeitsstätte unter Beweis. Und überzeugte mit ihrem Engagement so sehr, dass ihr Nahe gelegt wurde, in die Politik zu gehen. Zur Landtagswahl 1994 wagte die Parteilose und weitestgehend Unbekannte das Unmögliche und erreichte respektable 7,8 Prozent. Zum Einzug ins sächsische Parlament hat das zwar nicht gelangt, aber für Monika Nöcker war dies ein weiterer Beweis, dass man etwas erreichen kann. Ihre heutige Strategie ist ähnlich: Ändern, was zu ändern geht - zielstrebig und vor allem ehrlich.
Wenn Monika Nöcker in Grünau unterwegs ist, dann immer mit dem Fahrrad. »Da erkennt man am
ehesten, was im Stadtteil passiert«
, begründet sie das. Ob nun Dreckecken, kaputte Gehwege,
aber auch positive Entwicklungen - nichts, was in Grünau vor sich geht, bleibt ihren wachen Augen
verborgen. Andere Dinge werden ihr zugetragen und für die passionierte Malerin, Gärtnerin und
engagierte Christin heißt das: Dahinterklemmen, Nachfragen, Antworten und Resultate erbitten.
»Das war und ist nicht immer leicht. Manches Mal musste ich mich regelrecht selbst motivieren,
und das Gefühl beiseite drängen, dass ich einigen Leuten mit meinen ständigen Anfragen gehörig auf die
Nerven gehe«
, sagt sie selbstkritisch.
Obwohl ihr Hauptaugenmerk auf dem WK 4 liegt, gilt ihr Interesse ganz Grünau. So hielt sie das Megaphon in
der Hand, als es um das Jupiterzentrum im WK 7 ging und auch das Thema Brackestraße ging nicht an Monika
Nöcker vorbei. Kaum verwunderlich ist daher, dass sie eine der ersten zehn Preisträger der
»Grünauer Platte«
ist. Doch sie ist bescheiden: »Ich habe mich riesig gefreut,
aber konnte es erst gar nicht glauben, meinte ich hätte mich verhört. Es gibt doch außer mir so viele, die
sich ehrenamtlich engagieren. Der Preis ist wirklich eine Ehre für mich und vor allem der Beweis, dass
meine Tätigkeit geschätzt wird«
, sagt Monika Nöcker noch immer gerührt.
Getreu dem Motto: »Mit 66 Jahren, da kommt man erst in Schuss«
, denkt Monika
Nöcker noch lange nicht ans Aufhören. »Es gibt noch so Vieles zu tun«
, meint sie.
Zum Beispiel müsste der Gehweg am 11-Geschosser Breisgaustraße endlich saniert werden. Lange hat sie
darauf hingewiesen und mit der WOGETRA
verhandelt. Nun ist jemand gestürzt und das Problem wird immer
dringlicher. Da will sie dranbleiben und nicht einfach aufgeben, denn sie weiß ja, dass man etwas
verändern kann
Klaudia Naceur