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Die LWB 2007: Neues Jahr - neue Projekte

Interview mit Klaus Hochtritt, Geschäftsstellenleiter West

Das zurückliegende Jahr war für Grünau in vielerlei Hinsicht ein besonderes. Während der Stadtteil seinen 30. Jahrestag mit etlichen Höhepunkten beging, sorgten auch 2006 wieder Sanierungen, Umbauten und Abrisse für stetige Veränderung. Daran war natürlich auch die Leipziger Wohnungs- und Baugesellschaft mbH (LWB) als eine der wichtigsten und größten Wohnungseigentümer vor Ort beteiligt. Doch was steht Grünau in diesem Jahr bevor? Im Gespräch mit »Grün-As« gibt Geschäftsstellenleiter Klaus Hochtritt einen Rück- und Ausblick.

Grün-As
2006 - auch für die LWB ein wichtiges Jahr?
Klaus Hochtritt
Ja, wir haben einiges vorangebracht. So konnten die Sanierungen im WK 1 komplett abgeschossen werden, an anderer Stelle waren es eher Instandhaltungsarbeiten, die man wahrscheinlich gar nicht so wahrgenommen hat. Erfreulich war die Gründung des Hausmeisterservice. Das hat richtig gut geklappt. Ende des Jahres konnten wir das Wohnprojekt des Quelle e.V. für alte obdachlose Menschen mit auf den Weg bringen und den seit langem leer stehenden Dreiseitenhof in der Garskestraße wieder vermieten. Dort ist ein soziales Jugendprojekt eingezogen, das die LWB mit der kostengünstigen Bereitstellung der Räumlichkeiten unterstützt.
Es gab allerdings auch negative Erlebnisse. Vandalismus ist ein ganz großes Thema und kostet uns jährlich erhebliche Summen. In der Brambacher Straße beispielsweise hat man uns zweimal die Aufzüge angezündet und sinnbildlich gesprochen als brennende Fackel durchs Haus fahren lassen. Der entstandene Schaden liegt bei 250 000 Euro und die Leidtragenden sind am Ende unsere Mieter.
Aber 2006 war auch oder vor allem hinsichtlich des Stadtumbaus in Grünau für uns von großem Interesse. Mit der Freilenkung Neue Leipziger Straße 2-28, die wir noch bis Jahresende realisieren konnten, ist der Stadtumbau für die LWB im Großen und Ganzen abgeschlossen. Der bevorstehende Abbruch des 11-Geschossers ist - im wahrsten Sinne des Wortes - der letzte große Brocken.
Grün-As
Zeit zum Durchatmen? Sie haben ja in den vergangenen Jahren viel Schelte für Ihr Vorgehen in Grünau über sich ergehen lassen müssen...
Klaus Hochtritt
Das ist richtig. Die LWB als kommunales Unternehmen hat praktisch die Vorreiterrolle beim Stadtumbau übernommen. Dafür wurde uns oft vorgeworfen, dass wir den Stadtteil platt machen wollen. Das ist natürlich Unsinn. Wer so viele Wohnungen in Grünau hält wie wir, hat natürlich großes Interesse an einer langfristig positiven Entwicklung. Auch die Stadt engagiert sich, auch wenn das nicht immer so wahrgenommen wird. Nach Grünau sind in der Vergangenheit viele Fördermittel geflossen - mehr als in andere Stadtteile.
Grün-As
Ist denn Grünau Ihrer Meinung nach auf dem richtigen Weg?
Klaus Hochtritt
Das ist schwer vorauszusehen. Stadtumbau ist zwar grob, aber kaum konkret planbar, weil da zu viele Faktoren berücksichtigt werden müssen. Wir konnten jedoch unser Konzept, das dem Stadtentwicklungsplan aus dem Jahr 2001 zugrunde lag, bis auf wenige Ausnahmen umsetzen und unsere Ziele somit letztlich erreichen.
Grün-As
Nun sorgt doch Abbruch eher für Verunsicherung und Instabilität...
Klaus Hochtritt
Oberflächlich gesehen mag diese Aussage zutreffen. Allerdings hat Grünau nach wie vor mit rückläufigen Einwohnerzahlen und daraus resultierendem enormen Leerstand zu kämpfen. Es nutzt zweifellos wenig, zwar viele Häuser in Besitz zu haben, die aber nur halb vermietet sind. Die Idee einer Konzentration im Stadtteilzentrum und grünen Inseln in den äußeren Wohnkomplexen finde ich absolut sinnvoll. Ein Ziel war darum, mit der Reduzierung von Wohnraum unsere Kernbestände zu stärken. So konnten wir die Hälfte der frei gelenkten Mieter in eigenen Beständen unterbringen. Noch wichtiger war uns jedoch, dass immerhin 70 Prozent in Grünau geblieben sind. Das wiederum sorgt natürlich für Stabilität.
Grün-As
Stadtumbau beinhaltet ja aber nicht nur Abbruch, sondern auch Konzepte für die Nutzung entstandener Freiflächen. Allzu oft wird jedoch lediglich Rasen gepflanzt.
Klaus Hochtritt
Zunächst muss gesagt werden, dass das Thema Nachnutzung ein sehr schwieriges ist. Richtig ist, dass vor Abbruch ein Konzept für die anschließende Gestaltung der Fläche vorliegt. Ideen gibt es da viele, aber das Problem ist, dass es am Ende nicht nur hübsch aussehen soll. Als Grundstückseigentümer sind letzten Endes wir für die Pflege etwa einer aufwendig gestalteten Grünanlage verantwortlich und die ist nicht nur zeit-, sondern vor allem sehr kostenintensiv. Hinzu kommt, dass die Gestaltung natürlich auf die nähere Umgebung abgestimmt sein sollte. Für das Areal Brackestraße beispielsweise hatten wir ganz konkrete Vorstellungen. Diese wurden jedoch zunächst zurückgestellt, da LIPSIA und Baugenossenschaft in unmittelbarer Nähe ebenfalls Abrisse tätigen werden und es daher sinnvoll ist, ein Gesamtkonzept zu entwickeln.
Grün-As
Gibt es denn eigentlich schon Pläne für die Neue Leipziger Straße? Die LVZ hatte ja unlängst eine Grafik veröffentlicht, in der das Areal als Stadtwald gekennzeichnet war. Eine fiktive Vorstellung von Frau Teske, oder soll dort wirklich aufgeforstet werden?
Klaus Hochtritt
Es gibt tatsächlich Überlegungen, die in diese Richtung gehen, auch Gespräche mit benachbarten Eigentümern und dem Grünflächenamt haben bereits stattgefunden. Das Gelände würde sich zumindest für ein solches Vorhaben eignen. Allerdings darf man sich unter Stadtwald keinen öffentlichen Park mit Sitzgelegenheiten und Wegenetz vorstellen. Vielmehr wollen wir mit der Entstehung eines Nutzwaldes an dieser Stelle, eine ökologische Wertschöpfungskette entwickeln. Das heißt, die gepflanzten Bäume werden zeitnah gefällt und aus dem Holz Rohstoffe für eigene Heizanlagen gewonnen. Damit können wir natürlich nicht flächendeckend unsere Bestände heizen, aber neben dem ökologischen Aspekt spricht natürlich auch der wirtschaftliche Nutzen für diese Variante. Allerdings ist das noch Zukunftsmusik.
Grün-As
Apropos Zukunft: Sie sagten, das große Thema Stadtumbau sei für die LWB abgeschlossen. Worauf konzentrieren Sie sich nun 2007. Gibt es konkrete Pläne?
Klaus Hochtritt
Spektakuläre Aktionen wird es in diesem Jahr nicht geben. Vielmehr liegt der Schwerpunkt vor allem auf der Instandhaltung unserer Bestände. Das klingt zwar einfach, ist jedoch aufwendig und preisintensiv. Ein weiteres Vorhaben wird die Umgestaltung der drei PH 16 in der Stuttgarter Allee sein. Die demografische Entwicklung im Stadtteil dürfte allen bekannt sein. Darauf müssen wir als Wohnungseigentümer, der seine Mieterklientel langfristig halten möchte, natürlich reagieren. Mit den baulichen und strukturellen Veränderungen möchten wir im Zentrum Grünaus seniorengerechten Wohnraum anbieten.
Grün-As
Was kann man sich genau darunter vorstellen?
Klaus Hochtritt
Baulich kann man in den Hochhäusern einiges tun. Wir verändern teilweise die Grundrisse, um stark nachgefragte 2-Raum-Wohnungen anbieten zu können. In größeren Wohnungen können Räume abgetrennt und entweder als Loggia oder zu einer Abstellkammer für die 1-Zimmer-Appartements umfunktioniert werden. Mit struktureller Veränderung meine ich eine seniorengerechte Betreuung, beispielsweise mit der Anbindung von Pflegediensten zu realisieren. Kulturelle und gesellschaftliche Angebote, wie Malschule oder Bibliothek werden ja vom Dachverband Altenkultur bereits abgedeckt. Ziel ist eine Rundum-Betreuung, damit die Bewohner keine Veranlassung mehr sehen wegzuziehen, wenn sie älter werden. Und da wir versuchen, dem Markt möglichst immer einen Schritt voraus zu sein, wollen wir in einem der drei Hochhäuser ein ganz besonderes Projekt initiieren. Dort werden Senioren-Wohngemeinschaften entstehen - zunächst handelt es sich um eine Dreier-WG und bei positiver Resonanz soll noch eine große für fünf Personen folgen.
Grün-As
Das klingt nach einer witzigen Idee...
Klaus Hochtritt
...ist aber nicht ohne Risiko für uns, da wir zumindest die erste WG komplett fertig stellen, bevor wir überhaupt wissen, ob dort Mieter einziehen. Die Sanierung wird dabei sehr aufwendig sein, denn wir müssen dabei die Besonderheiten älterer Menschen berücksichtigen. Während beispielsweise in einer »normalen« WG ein gemeinsames Badezimmer genügt, bekommt jeder unserer zukünftigen Bewohner ein eigenes Bad in Zimmernähe. Zusätzlich wird es noch ein Gäste-WC beim Aufenthaltsraum geben
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Grün-As
Aber ein komplettes Hochhaus mit WGs ist nicht geplant oder?
Klaus Hochtritt
Nein. Zum einen weil die Häuser zwar vorwiegend, aber nicht ausschließlich an ältere Menschen vermietet werden sollen, Zum anderen wissen wir genau, dass Senioren-WGs sicher nicht zum Massenprodukt werden. Es ist ein Versuch, neue Wohnformate anzubieten und vielleicht treffen wir ja damit den Geschmack der Leute. Auf jeden Fall wäre dies wünschenswert.
Grün-As
Viel Erfolg bei diesem und allen anderen Projekten in den nächsten Monaten und herzlichen Dank für das Gespräch!
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