Grüne Inseln der Vergangenheit
In der August-Ausgabe vom »Grün-As«
baten wir Sie um Unterstützung, Geschichten
aus dem Leben nicht mehr vorhandener Gartenanlagen aus Ihrer Erinnerung
hervorzukramen, um sie auch anderen Lesern zur Kenntnis bringen zu können.
Gerade bei der Errichtung von Grünau mussten mehrere Sparten weichen, weil auf deren Gelände Wohngebäude, Gesellschaftsbauten oder Straßen und Schienenstränge errichtet werden sollten. Einige Fotos und Postkarten aus vergangener Zeit wurden uns schon überlassen.
In einigen Gesprächen mit Gartenfreunden, die ihre Gärten in den verlagerten
Anlagen hatten, erfuhren wir, dass es dabei oft ziemlich aufregend zugegangen ist. Die
Sparten wehrten sich gegen die Verlagerung, wurden oft vertröstet oder unzureichend
informiert. Im Kleingartenverein »Parkfrieden«
, der auf dem Gelände des jetzigen
Wohnkomplexes I lag, wurde sogar Ende 1973 noch ein neu gebautes Spartenheim
eingeweiht, was bereits 1975, genauso wie die einzelnen Gärten, abgerissen und
eingeebnet wurde. Wie uns ein damaliges Vorstandsmitglied erzählte, reichte zum
Abriss die vorhandene Technik nicht aus und es musste Hilfe aus der sowjetischen
Kaserne an der Lützner Straße angefordert werden, die das Gebäude mit schwerem
Gerät zum Einsturz brachte. Vielen Schrebergärtnern, die den Prozess beobachteten,
standen Tränen in den Augen.
Auch wussten die Kleingärtner oft nicht, wo sie ihre Gartenmöbel, -geräte, mit viel Liebe und Ausdauer gezogenen Pflanzen und Sträucher unterbringen sollten. Die neuen Anlagen waren meist zum Zeitpunkt der Räumung noch nicht so weit vorbereitet, dass ein direktes Umsetzen möglich war.
Heute ist der Wohnkomplex I einer der schönsten Wohnquartiere in Grünau.
Schon bei der Planung wurde von Anfang an darauf geachtet, dass möglichst viel
Großgrün erhalten bleibt. So stehen um das Ärztehaus an der Straße am Park noch die
alten Bäume der Koppel vom Volksgut. An der Straße parallel zur S-Bahn, der
ursprünglichen Alte Salzstraße, stehen noch Apfelbäume aus der Zeit, wo es Grünau
noch nicht gab und auch im Wohngebiet selbst sind noch Obstbäume erhalten, die
früher in den Gärten der Sparte »Parkfrieden«
standen.
In den Archiven des Landes Sachsen und der Stadt Leipzig findet man kaum Unterlagen zu solch speziellen Problemen der Verlagerung von ganzen Gartenanlagen. Deshalb sind wir auch weiterhin sehr daran interessiert, Ihre Erinnerungen zu erfahren. Suchen Sie doch einmal auf Ihrem Dachboden, vielleicht finden sich noch Fotos, Schriftstücke oder andere Dokumente, die wir in unsere Arbeit einbeziehen können.
Ein altes Protokollbuch aus der Zeit von 1909 bis 1934 mit ganz erstaunlichen
Gartengeschichten aus dem Verein »Edelweiß«
, die in unsere Aufzeichnungen
einfließen, wurde so schon gefunden.
In Erwartung Ihrer Beiträge grüßt Sie für heute ganz herzlich
Bärbel Helbing