Grün-As

Magdas Querblick

Des Rätsels Lösung

Gut ein Jahr ist es her. Da war Deutschland der Fußballhimmel - auch Leipzig. Alle Menschen waren irgendwie glücklicher, freundlicher, ja sogar auch schöner. Alles war anders, alles war besser. Wir waren Freunde - aber eben nur temporäre. Leipzigs OBM Burkhard Jung möchte sich aber nicht zufrieden geben. Es war doch viel angenehmer, politische Entscheidungen zu treffen, ohne dafür gleich ein paar auf den Deckel zu kriegen. Denn die Nörgler und Besserwisser, die sonst immer als Erste am schwierigen Tagesgeschäft der Stadtoberen rumkritisieren, waren allesamt abgelenkt. Freudetrunken und siegestaumelnd schwadronierten sie durch Leipzigs Kneipenmeile und ließen die Politiker ausnahmsweise mal in Ruhe.

So muss das wieder werden, schwor sich Jung und er wusste auch schon, wie er das anstellen will. Noch eine Fußball-WM muss her. Da auf regulärem Wege (also ohne Bestechung) das nicht mehr in Jungs Amtszeit passieren dürfte, musste eine Alternative gefunden werden: Und wieder einmal darf das weibliche Geschlecht den Herren aus der Bredouille helfen. Denn auch wenn Frauenfußball eigentlich niemanden wirklich interessiert pures WM-Feeling lockt, wenn sich unser OBM mit Leipzigs Bewerbung als Austragungsort der Spiele im Jahr 2011 durchsetzt.

Bild Grünau - im vergangenen Jahr eher etwas abseits der Euphorie und allein mit sich selbst und seinem 30. Geburtstag beschäftigt - sieht man mal von der umfangreichen Beflaggung ab - will diesmal aber voll mitmischen und hat sich ebenfalls als möglicher Ausrichter für dieses Sportevent angeboten. Und auch dabei bleibt der Stadtteil seinem Motto »Grün - lebendig - anders« treu. Denn etwas merkwürdig ist der avisierte Sportplatz auf jeden Fall. Das Spielfeld ist ein wenig staubiger und kleiner - genau wie die Tore. Das wiederum dürfte allerdings mit den fußballerischen Fähigkeiten von Frauen zusammenhängen. Vertreter einer Menschengattung, denen man ständig aufs Neue erklären muss, was beim Abseits passiert und warum man das abpfeifen muss ... deutlicher muss man nicht werden.

Im Zentralstadion würden die sicher wie die Kühe vorm Tor stehen und derart eingeschüchtert sein, dass sie nicht treffen. Und wer will schon für viel Geld lauter 0:0-Spiele sehen? Genau dort setzt nun das Grünauer Konzept an: kleiner, bescheidener, ergebnisorientierter und härter. Hier müssen die SpielerInnen nicht Gras, sondern Dreck fressen. Tumultartigen Fanausschreitungen á la 10. Februar in Probstheida geht man von vornherein aus dem Weg, in dem nur drei Bänke (siehe Foto) für mitgereiste Anhänger zur Verfügung stehen. Der Rest (falls es einen beim Frauenfußball geben sollte) muss sich auf die andere Seite der Straße am See postieren und mit einem Opernglas ausrüsten.

Ob nun Grünau, wegen seiner genialen Frauen-Fußball-WM-Strategie den Zuschlag bekommt oder nicht, ist eigentlich irrelevant. Wichtig ist nur, dass wir nun endlich den Grund dafür kennen, warum der Sport- und Bolzplatz an der Straße am See, keine großen Tore und Zäune mehr hat. Letztere würden nämlich den Opernglas-Spielverfolgern die Sicht rauben.

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