Alles im grünen Bereich
Das Projekt »Kolonnaden Alte Salzstraße«
hat die
erste Hürde genommen und feiert den Spatenstich
Was tun mit den so genannten Rückbauflächen? Dass eine einfache Raseneinsaat nicht überall der Weisheit letzter Schluss ist, ist zwischen Grünauern und Fachleuten eigentlich unumstritten. Doch wo gibt es gute Beispiele dafür, was man stattdessen tun kann?
Direkt westlich der Friedrich-Fröbel-Schule im WK 4 wird in den nächsten Monaten ein solches Beispiel entstehen. Dort,
wo bis 2005 die Häuser Alte Salzstraße 125-129 standen, entsteht demnächst eine grüne Oase für die Bewohner. Die 3300
Quadratmeter große Abrissfläche wird im Rahmen eines Pilotprojekts unter Federführung des Architekturbüros cet-01 gemeinsam
mit der Wohnungsgenossenschaft Pro Leipzig e.G. und dem Amt für Stadterneuerung und Wohnungsbauförderung zu einer Garten-
und Parklandschaft umgestaltet. Das Besondere daran ist, dass nicht nur für, sondern auch mit den Bewohnern geplant wird.
Architekten, Stadtplaner und Wohnungsgenossenschaft hoffen, dass dadurch die Wünsche und Bedürfnisse der Bewohner besser
berücksichtigt werden, und dass ein Stück »eigenes Wohnumfeld«
entsteht, in dem sich Nachbarn treffen,
miteinander reden, gärtnern und entspannen. Eine höhere Bindung der jetzigen Bewohner und eine höhere Attraktivität für
neue Bewohner, insbesondere für Familien, sind die Hauptziele der beteiligten Wohnungsgenossenschaft.
Als innovativer Ansatz der Nachbarschafts- und Quartiersentwicklung ist das Projekt daher in ein Forschungsfeld des
Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) eingebunden und wird mit Mitteln des Forschungsprogramms
»Experimenteller Wohnungs- und Städtebau«
(ExWoSt) finanziert.
»Wir wollten eben nicht nur einfach eine freie Fläche irgendwie bepflanzen sondern zugleich die Nachbarschaft
im Wohngebiet stärken und für mehr Integration zwischen jüngeren und älteren Bewohnern, zwischen alteingesessenen und neu
hinzugezogenen sorgen«
, erklärt Architektin Susanne Schnorbusch, die das Modellvorhaben angeschoben hat. Dass die
Einbindung der Bewohner jedoch gar nicht so einfach ist, zeigte sich zur Verblüffung der Architekten schon auf der ersten
Informationsveranstaltung für die Mieter im März 2007. Es herrschte überwiegend Skepsis und das Vorkonzept der Planerinnen,
das vorsah, interessierten Mietern je eine eigene Parzelle als kleine Gartenfläche zur Verfügung zu stellen, stieß auf
Ablehnung.
»Wir mussten dringend etwas tun, um den anfänglichen Widerstand aufzulösen und um zu konstruktiver Mitarbeit zu
gelangen«
, erinnert sich Susanne Schnorbusch an die ersten Wochen. Solche Erfahrungen seien aber gerade von
großem Nutzen, denn sie bestätigen den Sinn des Forschungsauftrags. »Seit März haben wir uns daher fast
wöchentlich mit denjenigen, die an dem Projekt und der Verbesserung ihres Wohnumfelds interessiert waren, zu
Arbeitssitzungen getroffen. Wir haben das Gelände und die Umgebung gemeinsam intensiv abgewandert, haben Vorschläge
gesammelt, Modelle gebaut und Pflanzpläne erstellt. Relativ bald wurde klar, dass statt individueller Nutzungsflächen
lieber eine für alle Bewohner zugängliche Gemeinschaftsfläche entstehen sollte. Diese aber sollte abwechslungsreich und in
verschiedene Zonen aufgeteilt sein.«
Was sich alle Projektpartner noch wünschen, ist eine größere Anzahl von Mitstreitern aus den Reihen der Bewohner. Aus den 340 Wohneinheiten der umliegenden Wohnblöcke kommen nur etwa zehn der Mieter regelmäßig zu den Treffen. Diese aber, stellt die Architektin anerkennend fest, seien hoch motiviert und brächten ganz unerwartete und vielfältige Kompetenzen in die Arbeit ein. Gemeinsam ist man so zu einem Entwurf gelangt, der auch die Skeptiker unter den Anwohnern zufrieden stellen dürfte. Planungsstand ist, die Fläche wie einen großen Garten anzulegen, der in fünf Bereiche gegliedert ist. Verbindendes Element ist eine sich wie ein Mäander durch die Fläche ziehende Kolonnade, ein durchgängiges, schmales Band von Holzstützen, die teils geschlossene Überdachungen für Sitzplätze tragen, teils Schatten spendende Pergolen, in das aber auch geschlossene Räume für Gartengeräte, Trenntoiletten oder technische Installationen eingefügt werden können. Es ist ein Platz für kleinere Nachbarschaftsveranstaltungen wie Boulespiele etc. vorgesehen, ein Teich, dessen Wasser von einer Quelle gespendet wird, ein Bereich mit Beeten und Pflanzflächen zum Einzel- und Gemeinschaftsanbau, eine ruhigere Zone mit Hochbeeten und Bestandsbäumen sowie eine Wiese, auf der man sich auch unter Bäumen aufhalten oder ein Picknick veranstalten kann.
Dass das Projekt trotz der anfänglichen Vermittlungsschwierigkeiten nun doch auf gutem Wege ist und im Zeitplan liegt,
liegt nicht zuletzt an den offiziellen Projektpartnern, dem Amt für Stadterneuerung und Wohnbauförderung der Stadt Leipzig
und der WG Pro Leipzig e.G., die das Vorhaben ideell, personell und logistisch großzügig unterstützten. Die WG Pro Leipzig
e.G. ist es auch, die zum ersten Spatenstich ein großes Mieter Fest mit allem Drum und Dran sponsert. Alle Mieter, Familie
und Freunde sind am 16. September herzlich dazu eingeladen. »Wir sind ganz sicher«
, sagt Susanne
Schnorbusch von CET-01, »dass dies einen weiteren Schub für das Projekt gibt und in der zweiten Phase noch weitere
Anwohner zu den Donnerstags-Treffen der Arbeitsgruppe, dem so genannten 'Kolonnaden-Stammtisch' hinzu
stoßen werden.«