Grün-As

Magdas Querblick

Finderlohn

Wer sich in diesem Jahr auf den Weg zum Schönauer Parkfest machte, um die Grünauer Parteienlandschaft näher zu studieren und dem ein- oder anderen Politiker mal die Hand zu schütteln, beziehungsweise auf den Zahn zu fühlen, könnte zu dem Eindruck gelangt sein, dass der westlichste aller Leipziger Stadtteile ein christliches Defizit hat. Zumindest ein christlich-demokratisch-unionales. Denn, während sich Linke-, Grüne-, MLPD-, SPD- und DSU-Vertreter zwei Tage lang um ihre Wählerschaft bemühten und sich den Fragen der Grünauer stellten, glänzten die gewählten Volksvertreter der CDU mit Abwesenheit. Nicht zum ersten Mal übrigens.

Hinter vorgehaltener Hand erwähnte Stadtrat Alexander Achminow sogar einmal, dass er sich ob seiner permanenten Abwesenheit im Stadtteil überhaupt nicht erklären könne, warum er immer wieder von den Grünauern gewählt wird. Im Jahr 2004, als es darum ging, ein neues Stadtparlament zu küren, fuhr der ehemalige CSU-Politiker mit immerhin 23,3 Prozent Stimmanteil nach der Linken und der SPD das drittbeste Ergebnis ein. Das aber nur mal am Rande. Denn warum die CDU lediglich vor diversen Urnengängen in Grünau präsent ist, möchte ich an dieser Stelle eigentlich unkommentiert lassen.

Zum diesjährigen Parkfest jedenfalls, scheiterte der Parteienstand daran, dass der CDU anscheinend kein fahrbereites Auto zur Verfügung stand. Um dahin zu gelangen, hätte also die ehemalige CDU-Landtagskandidatin Michaela Neuwirth ihr eigenes Fahrzeug aus der Garage bewegen müssen. Dumm nur, dass ausgerechnet dieses an jenem Wochenende kaputt war und auch absolut keine Möglichkeit bestand, einen Ersatzwagen zu besorgen...

Zwei Jahre hat die CDU nun Zeit, ihren Fuhrpark auf Vordermann zu bringen. Dann nämlich steht mit Bundestags-, Landtags- und Stadtratswahlen ein echtes Superwahljahr ins Haus, deren Ergebnisse man sicher nicht einfach aufs Spiel setzen möchte.

Im Übrigen spielen die Konservativen nicht nur beim Parkfest Verstecken, sondern geben sich auch ansonsten recht bürgerscheu in Grünau. Wer sich beispielsweise über den hiesigen Ortsverband im Internet erkundigen will, wird zwar eine Seite finden, die seit dem 1. April 2005 (ich überlege ernsthaft, ob das ein Aprilscherz sein soll, vermute aber eher nicht) frei geschaltet ist. Inhalte wurden jedoch keine hinterlegt. Über diesen Umstand allerdings wird in sechs verschiedenen Sprachen informiert - Respekt, da hat man wirklich mal an unsere ausländischen Mitbürger im Stadtteil gedacht - die hätten sonst alle ganz vergeblich danach gesucht, wer oder was der CDU-Ortsverband ist.

Bleibt also noch das Wahlkreisbüro, wo man sich spontan einfinden und informieren könnte. Vorausgesetzt natürlich, man findet es. Es gibt eins - irgendwo im Stadtteilzentrum WK IV. Das weiß ich genau. Eingefleischte Stammwähler werden es vielleicht kennen oder sogar schon einmal betreten haben.

Ich jedoch suche es seit Monaten vergeblich und biete hiermit einen Finderlohn für denjenigen, der mich davon überzeugen kann, dass die Grünauer CDU nicht nur ein Phantom ist, wie ich versucht bin, langsam anzunehmen.

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