Editorial
Liebe Leserinnen und Leser, ist Ihnen eigentlich auch schon aufgefallen, dass dieses (Früh-)Jahr ein ganz besonderes ist? Nicht nur, weil es wieder einmal kaum einen Winter gab, dafür aber der Februar um einen Tag länger war. Also gut: An Ersteres werden wir uns im Zuge der Klimaerwärmung gewöhnen müssen und Schaltjahre gibt es in regelmäßigem Abstand und sind nicht ganz so außergewöhnlich.
Nicht so häufig geschieht es jedoch, dass all die vielen Festivitäten der ersten Jahreshälfte - vom Karneval angefangen bis hin zu Pfingsten - auffallend zeitig gelegen sind. Da die kirchlichen Feiertage von Ostern ausgehend quasi alle an einem Faden hängen, muss man sich eigentlich nur fragen, warum das Fest der Christenheit diesmal bereits am 23. März begangen wird. Ich versuche das mal zu erklären. Theologen, Bibelkundige und sonst irgendwie christlich gebildete Menschen, sollten an dieser Stelle aufhören zu lesen, weil sie nachfolgende Erläuterungen sicher in- und auswendig kennen.
Mich als Heidin hat es jedoch überrascht, zu erfahren, dass dieses frühe Datum wirklich äußerst selten ist - den letzten Ostersonntag an einem 23. März gab es übrigens 1913. Noch seltener - nämlich statistisch gesehen aller 206,5 Jahre - fällt der Tag auf einen 22. März. Dies ist der frühest mögliche Termin überhaupt. Das liegt daran, dass vor beinah 1700 Jahren beschlossen wurde, den Ostersonntag auf den ersten Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond zu legen und da dieser sich ehestens am 21. März - dem kalendarischen Frühlingsbeginn - zeigen kann, löst sich das Rätsel der zeitigen Feiertage in kühler Logik auf.
Trotzdem: Für Christen ist das Wunder der Auferstehung - über das ich mich aus reiner Unkenntnis gar nicht äußern kann - Anlass eines der wichtigsten Feste in ihrem Kalender. Für alle anderen ist es ein guter Grund, sich wieder einmal in Familie oder Freundeskreis zusammen zu finden und den Frühling zu genießen. Vielleicht ärgert sich der ein oder andere, dass es in diesem Jahr noch etwas zu kühl für den ausgedehnten Spaziergang mit anschließendem Picknick im Gras sein könnte. Dennoch bleibt das Osterfest 2008 ein ganz besonderes. Auf das nächste an diesem Datum muss die Menschheit wieder 152 Jahre warten.
Klaudia Naceur>