Zukunftswerkstatt
Leben in Grünau mit niedrigen Energiekosten
Die Agendagruppe Grünau, der KOMM e. V. und die VHS Leipzig hatten Ende März zu einer Expertendiskussion ins KOMM-Haus eingeladen. Ziel war es, auf der Grundlage der vorhandenen spezifischen Potenziale des Stadtteils Entwicklungsrichtungen für die Zukunft herauszuarbeiten. Dadurch soll Grünau an Attraktivität gewinnen und sich durch Qualitäten auszeichnen, die den Stadtteil von anderen Stadtteilen unterscheiden. Zu den Potenzialen gehören hier die vielen großen Freiflächen, die geringe Zahl an Eigentümern mit vielen Wohnungen, die standardisierte Bauweise der Gebäude.
Im Podium diskutierten Reinhard Müller von der HTWK, Carla Groß (Energieberaterin), Philipp Steuer vom Ökolöwen, Leonhard Kasek von Naturschutzbund, Stefan Geiss vom ASW und Stadtrat Roland Quester. Schlagworte der Diskussion waren steigende Rohstoffpreise und wachsende Betriebskosten, Solarthermie, Photovoltaik, moderne Haus- und Regeltechnik sowie ökologische Optimierung. Stadtumbau unter diesen Aspekten böte die Chance, dass es sich auch Bürger mit Durchschnittseinkommen leisten können, in energetisch sanierten Wohnungen - mit vielen Vorteilen wie günstige Betriebskosten, gesund, gute Durchlüftung, keine Schimmelbildung - zu wohnen.
Sehr interessant waren die Erläuterungen zu einem LWB-Modellprojekt in Lößnig. Hier wurde ein 11-Geschosser mit 176 Wohnungen nachhaltig saniert. Neben wesentlich besserem Wohnkomfort ist dort kein Vandalismus mehr zu verzeichnen, und für die begehrten Wohnungen gibt es Wartelisten. Auch andere Eigentümer machen sich Gedanken über regenerative Energien, über moderne Be- und Entlüftungssysteme. Problematisch sind jedoch gegenwärtig noch die hohen Investitionskosten für energetische Sanierung.
Aber die Entwicklung neuer Technik einschließlich Speichermöglichkeiten für regenerative Energien schreitet rapide voran. Andererseits wurden die positiven Effekte - energetisch günstig - der in Grünau vielfach verwendeten Dreischichtenplatte hervorgehoben. Diese Veranstaltung bildete den Auftakt für Überlegungen zum Stadtteilprofil. In nächsten Arbeitsschritten sollen jetzt Kontakte zu Bildungseinrichtungen geknüpft werden, um studentische Projekte zu dem Thema zu initiieren. Es wird weitere Gespräche mit Experten geben, Fördermöglichkeiten (besonders auch für öffentliche Gebäude) werden sondiert, in Zusammenarbeit mit regionalen Unternehmen wird über einen Katalog kleiner Maßnahmeschritte nachgedacht.
Zum Schluss wurden alle Podiumsteilnehmer gebeten, den folgenden Satz zu vollenden: Im Jahr 2020 sollte man in Grünau wohnen, weil ...
- ...morgens die Vögel zwitschern,
- ...ich weniger zahle als anderswo,
- ...es eine gute soziale Durchmischung gibt,
- ...man hier am schönsten und billig wohnt,
- ...Energie hier kostengünstig ist,
- ...hier Leute wohnen, die sich wohl fühlen.
Da das wichtige Thema Freiflächengestaltung und -nutzung zu kurz kam, wird es zu einem späteren Zeitpunkt eine Veranstaltung speziell zu diesem Schwerpunkt geben. Wohnen im Grünen stellt schließlich ein wichtiges Kriterium für die Wahl des Wohnortes dar. Und hierbei geht es nicht vorrangig um die Wiese zwischen den Häusern.
Evelyn Müller