Neue Wasserwege in Leipzig
Ausstellung »Zu neuen Ufern«
»Leipzig wird nie ein zweites Venedig«
, schrieb ein anscheinend frustrierter Besucher ins Gästebuch
der Ausstellung »Wasser in Leipzig«
. Diese Aussage mag zwar zutreffen, ist allerdings ein hartes Urteil,
welches weder dem hehren Vorhaben der Aktion »Pleiße, beziehungsweise Elster ans Licht«
, noch deren
Urhebern, dem Förderverein »Neue Ufer«
und erst recht nicht der durchaus kurzweiligen Ausstellung
gerecht wird. Zu sehen war die Präsentation vergangener und zukünftiger Projekte zur Öffnung der Mühlgräben in Leipzig den
ganzen Juni über in der oberen Etage des Allee-Centers.
Niels Gormsen, ehemaliger Baudezernent der Stadt, Mitbegründer des Fördervereins und dessen derzeitiger
Ehrenvorsitzender weiß um die kritischen Stimmen aus der Leipziger Bevölkerung. Anfangs engagierte er sich vor allem um die
Akzeptanz bei den Bürgern. »Als wir vor knapp 12 Jahren das erste Teilstück freilegten, da war die Kritik noch
viel lauter«
, berichtet er dem heutigen Baubürgermeister Martin zur Nedden während der Eröffnungsfeier. Von
Geldverschwendung war damals die Rede und dass man doch lieber soziale Einrichtungen finanziell unterstützen solle.
Angesichts von 8 Millionen Euro, die das Projekt bislang verschlungen hat, nicht eben unberechtigt. »Ich kann die
Kritik verstehen, aber mittlerweile sehen die Leipziger auch den positiven Aspekt unserer Aktivitäten. Die Stadt gewinnt an
Attraktivität. Das lockt Touristen her und die bringen natürlich Geld mit«
, spricht Gormsen von den langfristigen
Erfolgen.
Auch Anwohner und Wohnungsunternehmen haben ihre anfängliche Skepsis mittlerweile überwunden. Einige hatten wohl noch
den ursprünglichen Zustand der Gräben vor Augen und vor allem in der Nase. Doch: »Mückenplagen, Müll, Ratten und
Gestank gehören der Vergangenheit an. Heute gewinnt beinah jedes Gebäude an den neu entstandenen Wasserläufen zehn Prozent
an Wert«
, weiß der 81-jährige Architekt aus Badem-Württemberg. Kein Wunder also, dass neue
Freilegungsbestrebungen kaum noch Bedenken heraufbeschwören.
Doch auch wenn der Wind nicht mehr so stark von vorn bläst - Es liegt noch eine ganze Strecke unterirdischen Rinnsals
vor den Visionären der Wasserstadt: Gerade mal ein Viertel der insgesamt vier Kilometer sind in Teilstücken freigelegt.
Allerdings waren dies auch die teuersten und prestigeträchtigsten. Jetzt soll es in kleineren Schritten weitergehen und
auch darüber informiert die Ausstellung anschaulich. »Ich glaube es hat sich gelohnt, diese Aufgabe für Leipzig
anzugehen und ich hoffe auf ein gutes Ende irgendwann«
, sagt Niels Gormsen und unterstreicht seine Schlussworte
mit einem zufriedenen Lächeln.
Wer es versäumt haben sollte, sich die umfangreiche Dokumentation im Allee-Center anzuschauen, kann dies im Stadtteilladen, Stuttgarter Allee 17 nachholen. Dort ist sie noch bis Ende Juli im Rahmen des Kultursommers ausgestellt.
kmn