Grün-As

Die Reformation

»Hier stehe ich. Gott helfe mir. Ich kann nicht anders.«

Die kirchliche Erneuerungsbewegung, die im 16. Jahrhundert zur Spaltung des Christentums führte, beruhten auf die Bewegung der Lollarden und Hussiten, die bereits im 14. und 15. Jahrhundert Missstände im Klerus kritisierten. So lehnte der engliche Pfarrer John Wyclif im 14. Jahrhundert den Reliquienkult sowie das Zölibat ab und der Prager Universitätsprofessor Jan Hus erkannte im 15. Jahrhundert den Papst nicht als höchste Autorität in Glaubensdingen an. Beide wurden 1414 vom Konstanzer Konzil als Ketzer gebannt und verbrannt - Wyclif posthum.

In der Folge kam es zwischen den kirchlichen Erneuerungsgruppen und dem böhmischen König und den Papst zu den ersten Religionskriegen. Die vom Prager Fenstersturz ausgelösten fünf Kreuzzüge des Papstes Martin V. gegen die Hussiten führten schließlich zum Rückkehr der gemäßigten Hussiten zur katholischen Kirche.

Die eigentliche Reformation begann am 31. Oktober 1517, als Universitätsprofessor Martin Luther in Wittenberg die 95 Thesen veröffentlichte, die sich gegen den Ablasshandel des Papstes Leo X. richteten. Luther schickte sie in einem Brief an den Erzbischof von Mainz. Ob die 95 Thesen tatsächlich an die Schloßkirche von Wittenberg genagelt wurden ist heute umstritten. Die nachfolgenden ungeheueren Wirkung des Papiers entsprache nicht Luthers Absicht. Die Thesen sollten eigentlich als Diskussionsgrundlage diesen. Bei der Heidelberger Disputation (April 1518) wurden Luthers Thesen begeistert aufgenommen.

Nach Voruntersuchung und Verhör durch Kardinal Cajetan entging Luther nur durch Kurfürst Friedrich der Auslieferung nach Rom. Während der Leipziger Disputation (Juni 1519) bestritt Luther dann die Unfehlbarkeit des Papstes und verteidigte die Artikel von Jan Hus. 1520 definiert Luther mit den drei reformatorischen Hauptschriften sein theologisches Programm. Es enthält nicht nur den Aufruf zur Abschaffung des Zölibats und des Kirchenstaates, sondern auch Reformideen für ein staatliches Bildungswesen und eine Armenfürsorge.

Für Luther folgt daraufhin der Kirchenbann, die Exkommunikation und die Verhängung der Reichsacht. Nach einem Scheinüberfall wird Luther von sächsischen Soldaten zur Wartburg gebracht, wo er sich als Junker Jörg zwei Jahre versteckte. Anschließend übersetzt er, wieder in Wittenberg, das Neue und das Alte Testament in allgemeinverständlichen Worten in die deutsche Sprache. Die Reformation breitete sich unterdessen weiter aus, besonders in Hessen, Sachsen, Würtemberg und der Kurpfalz.

Weitere Religionskriege - der Schmalkaldischer Krieg und der Kappelerkrieg - führten zu einem zweigeteilten Mitteleuropa, wobei jeweils der Landesherr die Konfession bestimmte. Mit Calvin und Bullinger entsteht die reformierte Kirche. Die Gegensätze zwischen Katholischer Liga und Protestantischer Union führen schließlich 1618 zur Dreißigjährige Krieg. 1630 griff der schwedische König Gustav Adolf in den Krieg ein. Er starb am 16. November 1632 in der Schlacht gegen Wallenstein bei Lützen.

1648 endet der Krieg mit dem Westfälischen Frieden, der katholische, lutherische und reformierte Konfession gleichberechtigt anerkannte. Die reichsrechtlichen Regelungen des Westfälischen Friedens wurden Bestandteil der Verfassungsordnung des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation bis zu dessen Ende im Jahr 1806.

Lutz Rodenhauser
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