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Am Tag nach dem Feuer...

KOMM-Haus von Brandstiftern zerstört

Montag, 24. November, Selliner Straße: Den Vorbeieilenden bietet sich an jenem Morgen ein bizarres Bild. Die Fassade des dort befindlichen KOMM-Hauses ist verrußt, Fenster und Türen zerborsten - der Eingangsbereich und das Büro der Mitarbeiter existieren praktisch nicht mehr - dazu rieselt leise der Schnee. Eine Gruppe älterer Frauen steht fassungslos vor der verbrannten Einrichtung. Eigentlich hätten sie jetzt ihren Sportkurs haben sollen. Aber daran ist wohl in nächster Zeit nicht mehr zu denken.

Passanten bleiben stehen, sie die so oft gescholtene schweigende Masse beginnt, sich zu artikulieren. »Schlimm so was«, »Hoffentlich finden sie die Schuldigen«, »Denen muss der Prozess gemacht werden«. Zu diesem Zeitpunkt, ist die These eines Brandanschlags noch Vermutung - nach der polizeilichen Untersuchung, bei der Brandbeschleuniger gefunden wurden, traurige Gewissheit: Hier wurde absichtlich Feuer gelegt. Auch über die Motivation dieser Tat kann nur spekuliert werden, obwohl die Vermutung eines politischen Hintergrundes nahe liegt.

Ein möglicher Anhaltspunkt ist in den monatlichen Treffen der Bürgerinitiative Buntes Grünau in den Räumlichkeiten des KOMM-Hauses zu suchen. Seit ihrer Gründung im Mai dieses Jahres häuften sich diverse Aktivitäten gegen die kommunale Einrichtung. Bislang kämpften die Mitglieder jedoch lediglich mit Nazi-Graffiti und eindeutig rechtslastigen Aufklebern, mit denen die Kultureinrichtung regelmäßig verunstaltet wurde.

Eine neue Qualität der Bedrohung ließ sich bereits in der Nacht zum 23. November erahnen, als vier Scheiben im Eingangsbereich des Hauses zu Bruch gingen und hinterlassene Nazi-Aufkleber die Spur ins rechte Umfeld wiesen. Dass bereits 24 Stunden später kaputte Fenster noch den geringsten Schaden darstellen könnten, so weit dachte an diesem Tag wohl noch Niemand.

Leidtragende am nächtlichen Feuerzauber sind natürlich in erster Linie die regelmäßigen Nutzer der Einrichtung. Vor allem die Volkshochschule, die im KOMM-Haus die verschiedensten Kurse für Senioren und Kinder anbietet, ist von der Zerstörung betroffen. Abgesehen davon, ist aber auch ein immenser Sachschaden entstanden, der zwar noch nicht genau beziffert ist, aber in die Hunderttausende gehen dürfte.

Auch ideelle Werte fielen den Flammen zum Opfer - beispielsweise Archivstücke oder private Gegenstände der Mitarbeiter. Trotz allem wird fieberhaft daran gearbeitet, adäquate Räumlichkeiten ausfindig zu machen, um einen Notbetrieb der Einrichtung gewährleisten zu können. Bei allem Übel, den so ein feiger Anschlag mit sich bringt - er schweißt wie meist in solchen Fällen auch zusammen. Spontane Sympathiebekundungen, Spendenangebote oder einfach tröstende Worte bekamen die KOMM-Haus-Mitarbeiter vielleicht noch nie so oft, wie am Tag nach dem Feuer...

Klaudia Naceur>
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