Grün-As

Grünau dank Gusche

»Grün-As«-Porträt: Peter Niemann, ehemaliger Grünauer Revierleiter (3)

Der Zufall wollte es, dass er seine alte Stelle wieder bekam, obwohl diese Geschichte auch anders für den inzwischen verheirateten jungen Vater hätte ausgehen können: »Ich hatte zum 1. Mai keine Fahne aus dem Fenster gehangen und irgend jemand hatte mich deswegen bei meinen Vorgesetzten verraten. Als ich danach gefragt wurde, sagte ich, dass die Fenster meiner Wohnung so marode seien, dass ich nicht wüsste, wie ich den 'Lappen' daran befestigen könnte. Ich weiß gar nicht mehr, was sie darauf antworteten. Auf jeden Fallwurde ich danach als, für den Missionsschutz ungeeignet, wieder zurück zum Streifendienst beordert«, freut sich Niemann noch heute über die eigentliche Degradierung.

Bild Das blieb nicht der einzige Vorfall dieser Art und so verwundert es kaum, dass ihn seine »große Gusche« 1980 schließlich dorthin brachte, wo er nie hinwollte - nach Grünau in die Ringstraße 59, wo in einer 5-Raum-Wohnung das erste Revier für den noch im Bau befindlichen Stadtteil eingerichtet wurde. Daneben befand sich zu dieser Zeit das Pass- und Meldewesen und daneben wiederum die Kripo - ebenfalls in einer umfunktionierten Wohnung.

»Wir wuchsen praktischmit dem Viertel mit. Je größer Grünau, desto größer und personell stärker wurde auch die Dienststelle. Neben den besagten Bombenfunden, waren es vor allem Kellereinbrüche und Baustellendiebstähle, um die wir uns kümmern mussten«, resümiert Peter Niemann die hiesigen polizeilichen Anfänge. 1983 - aus dem einstigen Anwärter war mittlerweile ein Unterleutnant geworden - zog das Revier aus Platzmangel in die Alte Salzstraße 103 um. Ein Jahr späterwechselte Niemann, der nun auch in Grünau wohnte, zur Schutzpolizei und erlebt in diesem Ressort auch die Wirren der politischen Wende.

Einsätze mit Angst und Schrecken

»Ich war am 9. Oktober in der Stadt im Dienst und ich bin noch heute heilfroh, dass sich dort sowohl die Demonstranten als auch die Staatsmacht derart zusammengerissen haben. Von einem Schießbefehl wusste ich nichts, aber wir hatten alle Angst. Wer heute behauptet, er hätte keine gehabt, der lügt«, ist sich der einstige Volkspolizist ganz sicher. Viele Kollegen verloren noch im selben Jahr ihre Arbeit - Niemann dank seiner jahrelangen Unangepasstheit nicht.

Mit 40 Jahren wurde er zum Leiter der Schutzpolizei und blieb es bis 1991. In dieser Zeit kam es jedoch zu einem Vorfall, den er als schlimmsten seines Berufslebens bezeichnet.

Klaudia Naceur

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