Grün-As

Antikapitalismus von rechts - Versuch und Irrtum

Argumente gegen Rechts

In Grünau und Lausen tauchen seit einiger Zeit immer wieder Aufkleber und großflächige Graffiti auf, die sich vornehmlich dafür aussprechen, den Kapitalismus abzuschaffen oder gleich konsequent »Kampf dem Kapital« fordern. Waren es früher vor allem Linke, die sich explizit mit dem Kapitalismus auseinandersetzten und dessen Abschaffung forderten, handelt es sich bei einem Großteil der Aufkleber um solche die inzwischen von Nazis geklebt werden. Meist zu erkennen an Begleitsprüchen wie »nationaler Sozialismus voran« oder der Verweis auf entsprechende Seiten von freien Kameradschaften. Besonders umtriebig in Leipzig ist dabei die Gruppe des freien Netzes Leipzigs. Grund genug, sich mit diesem Konzept auseinanderzusetzen und es zu decodieren.

Für die NPD und andere Gruppierungen am extremen rechten Rand hat die Besetzung der sogenannten Sozialen Frage eine herausragende Bedeutung, glaubt man doch, durch platten Populismus in der Bevölkerung Zustimmung zu finden. Dabei ist der Antikapitalismus von rechts ebenso wenig antikapitalistisch, wie der »nationale Sozialismus« sozialistisch ist. Denn der vorgebliche rechte Antikapitalismus richtet sich nicht gegen den Kapitalismus als solchen sondern nur gegen dessen Auswüchse, die als US-amerikanisches und jüdisches Produkt gedeutet werden. Ziel des rechten Randes ist es dabei, die »Arbeiterschaft in der Volksgemeinschaft unter dem Banner des nationalen Sozialismus zu integrieren«. Grundlage ist das Konzept einer raumorientierten Volkswirtschaft. Ausgangspunkt für die Frage, wer zu einem Wirtschaftsraum gehört, ist für die Nazis in jedem Fall die Frage nach der ethnischen, nationalen oder auch kulturellen Herkunft. Ob das wirtschaftlich effizient ist oder nicht, scheint dabei völlig nebensächlich.

Bild Das zugrundeliegende Modell der raumorientierten Volkswirtschaft ging dabei davon aus, dass möglichst vor Ort produziert werden müsste, da die Transportkosten ansonsten zu hoch seien und ie Wirtschaft zu erdrosseln drohe. Entwickelt wurde es vor über 100 Jahren für die Landwirtschaft - zu einer Zeit also, als die Transportkosten tatsächlich noch exorbitant hoch waren. Ganz nebenbei sind die Transportkosten gerade in den letzten Jahren rapide gefallen und machen nur noch einen Bruchteil des Gesamtpreises aus. Wenn also die NPD und andere von einer raumorientierten Volkswirtschaft schwadronieren, liegt dem ein Modell zu Grunde was a) nur für die Landwirtschaft gedacht war und b) dessen Randbedingungen den Transportpreis und somit den Ort als entscheidendes Kriterium für die Wirtschaft festlegte, heute einfach nicht mehr zutreffen. Unabhängig also wie antikapitalistisch dieses Konzept sein mag: Es kann gar nicht funktionieren, da es längst veraltet ist. Die Anwendung dieses Konzeptes würde besonders für die deutsche Wirtschaft dramatische Konsequenzen haben.

Aber auch andere von den Nazis vorgeschlagenen Instrumente, wie beispielsweise die geforderte »Befreiung von der Zinsknechtschaft« sind nicht in der Lage die wirtschaftlichen Probleme auch nur ansatzweise zu lösen. Im Gegenteil: All diese Maßnahmen wären absolut kontraproduktiv. Tatsächlich würden die vorgeschlagenen Maßnahmen jedwede Wirtschaft innerhalb kürzester Zeit ruinieren und damit zu noch mehr Armut führen. Die Nazis sind dabei auch nicht antikapitalistisch, denn sie bewegen sich mit ihren Vorschlägen innerhalb des kapitalistischen Systems. Dass sie dabei auch noch völlig untaugliche Mittel einsetzen wollen und sogar weit hinter den Kenntnisstand der nationalsozialistischen Regierung zurückfallen, ist schon erstaunlich. Dass sie dies dann aber noch als revolutionär und antikapitalistisch bezeichnen, ist geradezu wahnwitzig. Wirft man einen ergänzenden Blick auf die NPD im Sächsischen Landtag stellt man drüber hinaus fest, dass keiner der NPD-Vorschläge zur Sozialen Frage in irgendeiner Art und Weise ein tragfähiges, geschweige denn finanzierbares Konzept aufweist. Nicht ganz zufällig wurde die »Deutsche Stimme«, Kampfblatt der NPD, in Polen gedruckt und wird die bei Nazis beliebte Marke »Thor Steinar« in China produziert.

Bürgerinitative »Buntes Grünau«
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