Grün-As

Editorial

Liebe Leserinnen und Leser, Grünau hat einen Grund sich zu freuen. Genauer gesagt eigentlich zwei: Mit dem Umzug der Freien Schule Leipzig an den Standort der ehemaligen 83. Grundschule und der Neueröffnung des Alternativen Jugendzentrums (AJZ) im ehemaligen Jugendklub Olympic im WK 8, gewinnt der Stadtteil wieder ein wenig an Kultur, Vitalität und alternativen Lebensentwürfen hinzu. Er wird einfach um ein paar Akzente bunter. Beide Einrichtungen haben lange um ein neues Domizil gekämpft. Während die Freie Schule in Connewitz beheimatet war und es sie eher zufällig hierher verschlug (mehr erfahren Sie in unserer nächsten Ausgabe), ist die Bunte Platte eine echte Grünauer Initiative.

Ganz bewusst wollten die Jugendlichen auch weiterhin in Ihrem Stadtteil tätig sein. Und sie bewiesen einen für ihre Altersspezifik beinah unnatürlich langen Atem. Entgegen allen bürokratischen Hindernissen und den hartnäckigen Protesten einiger Bewohner, hielten sie an ihrer Idee fest (mehr dazu können Sie im Augustheft lesen). Vielleicht werden sich jetzt einige von Ihnen entsetzt die Haare raufen. »Grünau soll kein Connewitz werden« - diesen Satz habe ich im Zusammenhang mit dem AJZ sogar von Leuten vernommen, die ich zuvor als durchaus tolerant und intelligent eingeschätzt habe.

Dass hier niemals ein Kiez, wie der viel gescholtene im Leipziger Süden entstehen kann, dürfte eigentlich jedem klar sein, der die Struktur beider Stadtteile kennt. Nur ein Bruchteil der dortigen Lebendigkeit würde Grünau eigentlich ganz gut tun. Viele Dinge, wie ein Stadtteilprofil oder teuer finanzierte Aktivitäten bräuchte man dann gar nicht. Aber darum geht es den Kritikern der Bunten Platte gar nicht. Connewitz, das ist für viele ein Synonym für Gewalt, Straßenschlachten, brennende Container, Chaoten. So etwas will man hier nicht. Aber da liegen die Betreiber des AJZ und die ruhebedürftigen Grünauer eigentlich ziemlich nah beieinander. Einen Alternativen Jugendklub verhindern, nur weil man damit rechte Schläger anziehen könnte (die man gar nicht mehr anziehen kann, weil sie schon längst im Stadtteil aktiv sind) und gewalttätige Auseinandersetzungen fürchtet, darf nicht die Lösung sein. Die Jugendlichen, die aufgrund dieser abstrusen Logik schon einmal ihre Räumlichkeiten verloren haben, bekommen nun eine neue Chance. Hoffentlich auch von Ihnen.

Ihre Klaudia Naceur
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