Warum der Fisch kein Wasser spuckt
Grünauer Kleinod seit 20 Jahren außer Betrieb
Mitte Mai erschien im Wochenkurier ein Artikel, der uns als »Grün-As«
aufhorchen ließ. Darin ging es um eine Familie, die
Geld für einen Brunnen vor dem Wintergartenhochhaus spendete, damit dieser wieder in Betrieb genommen werden kann. 1.000
Euro jährlich seien dafür lediglich erforderlich. Klingt nicht viel, aber summieren sich diese kleinen Beträge auf die
vielen Wasserspiele in ganz Leipzig, wird schnell klar, warum die Stadt auf solche Eigeninitiativen angewiesen ist. Zumal
dieser Betrag nur die tatsächlichen Wasserkosten abdeckt und weitere Gelder von städtischer Seite bereit gestellt werden
müssen. Nun hat Grünau mindest zwei solcher Wasserspiele, die durch private Initiative wieder zum Leben erweckt werden
könnten.
Die Brunnenstele in der Ludwigsburger Straße ist dabei mit 900 Euro veranschlagt. Auf einer Einkaufsmeile inmitten einer
funktionierenden Ladenzeile und darüber hinaus zwischen zwei großen Einkaufszentren gelegen, dürfte die Investition für die
Gewerbetreibenden eigentlich kein Problem sein. Schafft ein sprudelnder Brunnen doch ein gewisses Flair, welches den Laden
und Zentrenbesitzern durchaus Vorteile verschafft. Weniger günstig, da nicht von potenziellen Geldgebern umringt, liegt
jedoch ein anderer Wasserspender Grünaus. Um den Fischbrunnen in der Alten Salzstraße im WK II bemühen sich seit geraumer
Zeit Bewohner, Politiker, Ämter und Wohnungsunternehmer - mehr oder weniger intensiv. Auch »Grün-As«
berichtete mehrfach
über den traurigen Zustand der künstlerisch wertvollen Anlage. Die Steinskulptur - welche übrigens ein Detail des Leipziger
Mendebrunnens darstellt - führt laut Auskunft des Stadtreinigungsamtes bereits seit 20 Jahren kein Wasser mehr.
Tatsächlich sei der Trinkbrunnen auch schon vor der Wende selten in Betrieb gewesen, meint Jens Dietrich, Mitarbeiter
der für Reinigung und Unterhaltung von Brunnen zuständigen Abteilung Grünanlagen. Es mutet seltsam an, dass sich bereits
seit mindestens elf Jahren kommunale Stellen mit dem Fischbrunnen befassen und noch immer nichts erreicht wurde. Leider ist
es im Falle des »Kleinen Delphins«
- wie die Plastik liebevoll im Grünflächenamt genannt wird - nicht mitein paar hundert
Euro getan. »Die Sache ist etwas komplizierter«
, erklärt Jens Dietrich. Ursprünglich sei der Brunnen einst aus der
ehemaligen Konsum-Kaufhalle gespeist worden. Die technischen Einbauten hätte der Eigentümer irgendwann rückgebaut,
existieren demnach nicht mehr. Um den Fischbrunnen wieder in Betrieb nehmen zu können, müssten also zunächst die
technischen Voraussetzungen geschaffen werden. Infrage kämen dafür entweder Zu- und Ablauf oder die kostengünstigere
Variante eines Pumpenumlaufsystems.
»Dafür ist jedoch das Amt für Stadtgrün und Gewässer zuständig «
, verweist Dietrich auf das ehemalige Grünflächenamt.
Dieses hatte sich bereits vor Jahren mit dem Thema beschäftigen müssen als Stadtrat Karl-Heinz Obser eine Anfrage bezüglich
der Inbetriebnahme des Brunnens stellte. Der damals stellvertretende Amtsleiter Albrecht Graichen stellte im Juli 2005 die
Vorbereitung der Wiederinbetriebnahme in Aussicht. »Die Umsetzung«
, so hieß es in seinem amtlichen Schreiben »ist
insbesondere von der Mittelbereitstellung, der notwendigen Vorbereitungszeit und schließlich der Baudurchführung abhängig.«
Ein Jahr später fragte »Grün-As«
bei Birgit Seeberger, der für Grünau zuständigen Mitarbeiterin des Amtes für
Stadterneuerung und Wohnungsbauförderung nach, was aus den Bemühungen geworden sei. Sie betonte, dass das Amt den
Fischbrunnen nie aus den Augen verloren habe - bereits 1998 hätte es Planungen zur Wiederbelebung gegeben. Aber, da die
Bewirtschaftung mit der ganzen Brunnentechnik ein höchst kompliziertes Unterfangen wäre, sei die Stadt in dem Fall auf
Sponsoren angewiesen. Zum Schluss das Versprechen: »Auch da bleiben wir am Ball.«
Seither sind wieder drei Jahre vergangen und der nicht funktionierende Fischbrunnen wird immer mehr zum kleinsten
Problem der ehemaligen Ladenstraße. Sie bietet mit leeren Geschäften und verwilderten Grünanlagen einen überaus traurigen
Anblick. Einen kleinen Hoffnungsschimmer gibt es allerdings: Mit den Planungen für das Theatrium in jenem Bereich könnte
allgemeine Umbau- und Aufwertungsmaßnahmen für die gesamte Fußgängerzone einhergehen und vielleicht profitiert davon auch
das kleine Fisch-Arrangement aus Stein und Bronze. Einen guten Anlass, den Brunnen wieder sprudeln zu lassen bietet
beispielsweise im kommenden Jahr das 25-jährige Jubiläum des »kleinen Delphin«
. Wenn das kein Ansporn ist...