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NABU fordert neuen Bebauungsplan für den Kulkwitzer See

Die Städte Leipzig und Markranstädt wollen durch Bebauungspläne (B-Plan) den Kulkwitzer See entwickeln. In Leipzig ist es seit 2002 der 3. Versuch, aus dem 1973 eröffneten NAHerholungszentrum ein Tourismusgebiet zu etablieren. 2005 sorgten über 2500 Unterschriften von empörten Anwohnern dafür, das Vorhaben zunächst zurückzuziehen.

Diese Planentwürfe zielen sehr einseitig darauf ab, die Einnahmen am See durch Ankurbelung des Tourismus zu erhöhen. Am Westufer kommt die absurde Idee dazu, mit Ferienhäusern auf Stelzen im Wasser gut betuchte Gäste zu gewinnen. Am Ostufer die Idee sind unter anderem ein Hotel mit 3 Geschossen und ein Tagungszentrum vorgesehen. Bei den vielfältigen Planungen wurden die ökologischen Belastungsgrenzen ebenso wenig beachtet wie die Interessen der Anwohner. Die Wasserqualität hat sich bereits jetzt deutlich verschlechtert. Genauere Informationen publizieren die Taucher des Tauchsportvereins Leipziger Delphine e.V. seit Jahren.

Steigt die Verschmutzung des Sees durch wachsende Besucherzahlen weiter, müsste der See, wie schon einmal in den 90er Jahren, aufwändig saniert werden. Die Kosten dafür dürften jedoch geplante zusätzliche Einnahmen aus Tourismus und Häuschenbau um das Mehrfache übertreffen. Wir fürchten auch, dass, verbunden mit dem Bau neuer Anlagen für Touristen, Maßnahmen folgen werden, um für diese die Attraktivität zu erhöhen. Wenn Gäste, die für guten Umsatz sorgen, damit drohen, künftig fernzubleiben, wenn sie nicht besser vor lärmenden Anwohnern und deren Kindern geschützt werden, sind alle Versprechen schnell vergessen, Strände offen zu halten und auf weitere Zäune zu verzichten. Im Ergebnis würden weite Ufergebiete oder parkähnliche Anlagen für die Anwohner nicht mehr zugänglich sein. Diese müssten entweder auf die vorhandenen Rückzugsgebiete für die Natur ausweichen oder per Auto zu anderen Seen fahren. Zugleich stiege die Verkehrsbelastung durch die anreisenden Ferntouristen. Mit nachhaltiger Entwicklung hat das nichts zu tun. Wir wollen aber, dass vor allem zu Fuß, mit dem Rad oder dem ÖPNV kommende Anwohner eine attraktive, artenreiche Natur am Kulkwitzer See erleben können.

Wir fordern daher die Stadträte in Leipzig und Markranstädt dazu auf, dafür zu sorgen, dass der jetzige Entwurf (Leipzig) und die Arbeiten an einem B-Plan (Markranstädt) zurückgezogen bzw. beendet werden. Danach sollte unverzüglich ein breites Beteiligungsverfahren zur Aufstellung eines neuen B-Planes für den gesamten See gestartet werden, der von beiden Städten in enger Zusammenarbeit erarbeitet wird. Dazu sollten alle Einwohner und natürlich die am See aktiven Unternehmen und Vereine eingeladen werden. Wir brauchen im Interesse von Anwohnern, Unternehmen sowie Natur und Landschaft eine enge Zusammenarbeit zwischen Markranstädt und Leipzig und keine Konkurrenz, um die attraktivsten Plätze für gut zahlende Touristen und Häuschenbauer zu Lasten der Anwohner und der Natur zu verkaufen oder zu verpachten. Die breite Bürgerbeteiligung für einen gemeinsamen B-Plan oder zwei sehr eng abgestimmte Pläne würde auch helfen, die Anwohner zu mobilisieren, sich gegen Vandalismus, Füttern der Wasservögel und achtloses Wegwerfen von Müll zu engagieren. Nur wenn möglichst viele Anwohner nicht mehr wegschauen, sondern JEDER mit seinen Möglichkeiten etwas gegen sinnlose Zerstörung und Verschmutzung von Einrichtungen, Natur und Landschaft versucht zu unternehmen, kann es gelingen, dem Vandalismus Einhalt zu gebieten.

Wir unterstützen daher die Bürgerinitiativen in Markranstädt und Leipzig, die sich gegen Pläne wenden, die den Interessen der Anwohner zu wider laufen. Wir fordern die Stadträte in beiden Städten auf, dafür zu sorgen, dass die Verwaltungen endlich den Interessen der Anwohner oberste Priorität einräumen. Die Verwaltungen sollten in ihren Plänen nicht nur ausführen, dass der Kulkwitzer See bedeutsam ist für wohnungsnahe Erholung, sondern dies auch konkret und detailliert in die Tat umsetzen.

Dr. Leonhard Kasek, Vorsitzender des NABU RV Leipzig e.V.
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