Unsere Zukunft ist zeitnah unsere Gegenwart
IG Kulkwitzer See für Erhalt des Naherholungsgebietes
Der Bebauungsplanentwurf (BPlan) 232 der Stadt Leipzig wurde 2008 zum dritten Mal in fast unveränderter Form vorgelegt.
Selbst der ehemalige Leipziger Oberbürgermeister Wolfgang Tiefensee zeigte sich am Info-Stand der Interessengemeinschaft
(IG) Kulkwitzer See auf dem Schönauer Parkfest sehr verwundert darüber, hatte er doch den Vorgang 2005 nach 2.500
Protestunterschriften geschlossen. Der NABU-Regionalverband Leipzig e.V. hat die Pläne bekannt gemacht. Es gründete sich
die »IG Kulkwitzer See«
. Über 8.700 Unterschriften verdeutlichen, sie sind gegen diesen sehr einseitig
auf Fremdtourismus abzielenden Bebauungsplan. Fakt ist, ein B-Plan wird benötigt, damit Rechtssicherheit herrscht, was
erlaubt ist und wie vorrangig die Interessen der Anwohner und die Gegebenheiten des Sees gewahrt werden.
Einerseits hebt die Stadtverwaltung die Bedeutung des Sees als einziges Naherholungsgebiet (NEG) und Stadtteilpark für Grünau hervor. Sie betont, der Kulkwitzer See ist bedeutsam für wohnungsnahe Erholung und die Naherholungsinteressen der Bewohner sind zu verbessern. Andererseits will sie diese Naherholung am Ostufer deutlich verringern. 13 Sondergebiete für Touristen werden dargestellt. Seitenweise werden ökologische und soziale Risiken genannt. Das Stadtentwicklungskonzept besagt, dass auch der Kulkwitzer See zu den attraktiven Naherholungsmöglichkeiten unserer Stadt gehört. Stellt sich die Frage, warum diese Aspekte dann im B-Plan 232 nicht umgesetzt werden.
Auch die Geschichte scheint in Vergessenheit zu geraten. Nach dem Braunkohletagebau wurde 1973 das NEG eröffnet. Die
Kosten betrugen bis 1988 mehr als 35 Millionen Mark aus Staats- und Lottomitteln. Es gab 600 Strandkörbe, 100 Liegestühle -
beste Voraussetzungen für Naherholung. Ein Team von 70 Mitarbeitern schuf von 1969 bis 1976 ein Naherholungsgebiet für
Leipziger. Das Meiste erfolgte in Feierabendarbeit. Materialien mussten wegen schlechter Versorgungslage in der DDR zum
größten Teil selbst organisiert werden. »Ohne die vielen Helfer, die in ihrer Freizeit an der Entstehung und
Gestaltung des Erholungsgebietes mitwirkten, hätten wir das Projekt nie geschafft«
, berichtete 2003 der 1.
Technische Leiter, Frank Böhme. Jetzt stehen Hotels, Ferienhäuser, Gewerbe- und Dienstleistungsbetriebe in Campingbereichen
im Vordergrund. Öffentliche parkähnliche Anlagen würden verschwinden. Dem setzt die IG Kulkwitzer See eine Welle der
Öffentlichkeitsarbeit und naturkundlichen Exkursionen entgegen.
Auch im Internet unter www.kulkwitzersee.com gibt es detaillierte Informationen zu Planungen und Widersprüchen. Die IG Kulkwitzer See arbeitet mit der BI Pro Kulki aus Markranstädt zusammen (www.biprokulki.de). Das Motto lautet: Zwei Initiativen für einen See. Der See mit einer Vielzahl von Naturjuwelen ist nicht nur durch Bebauungspläne gefährdet. Die Taucher machen seit Jahren auf die nachweisliche Verschlechterung der Wasserqualität aufmerksam. Die aus kommerzieller Sicht hoch gelobte Wasserqualität ist Geschichte. Die Gefährdung durch menschliche Ausscheidungen wegen zeitweise geschlossener oder fehlender Toiletten, Vogelkot wegen illegaler Fütterungen im Winter und technisch unzureichender Lösungen bei der Wasserableitung ist nicht gebannt. Auch auf diese Problematiken sollte ein B-Plan Antworten geben. Sonst stehen in absehbarer Zeit Fischsterben und Badeverbot auf der Tagesordnung.
Die IG unterstützt die Aktion »Wasservögel nicht füttern«
und fordert alle Besucher des Sees auf,
sich anzuschließen. Der NABU-Regionalverband Leipzig unterbreitete in Grünauer Schulen und Kitas Angebote, den Kulkwitzer
See näher kennen zu lernen. Dazu ist das Interesse der Einrichtungen gefragt. Möchten auch Sie den See weiter zur Erholung
nutzen und uneingeschränkten Zugang haben, den Vandalismus bannen, sich mit uns einsetzen, dass erforderliche
Sanitäreinrichtungen geschaffen werden und zum Beispiel der Holzspielplatz wieder aufgebaut wird? Dann mischen Sie sich
ein, bestimmen Sie mit, wie sich der Kulkwitzer See weiter entwickeln soll. Der Kulkwitzer See ist einer der wichtigsten
Vorteile, in Grünau zu wohnen. Am 21.09.2009 wurden deshalb von der IG zur Quartiersratssitzung den Grünauer Stadträten,
die sich auch für den Erhalt des Naherholungsgebietes einsetzen wollen, sechs Fragen zur Zukunft am Kulkwitzer See
übergeben. Leider lagen zum Redaktionsschluss noch keine Antworten vor.