Editorial
Liebe Leserinnen und Leser, einigen von Ihnen wird folgendes Procedere bekannt vorkommen: Aller vier Jahre klopfen eifrige junge Mitarbeiter des Umweltforschungszentrums an der Tür, verteilen einen Stapel Zettel, führen Interviews und stellen stadtteilspezifische Fragen. Seit 30 Jahren wird die so genannte Intervallstudie Grünau nun schon durchgeführt und immer wieder warten sowohl die Initiatoren, als auch die Befragten auf die Auswertung der umfangreichen Befragungen.
Aber auch für Wohnungsgenossenschaften, Stadtteilakteure und kommunale Entscheidungsträger dürften die Ergebnisse von Bedeutung sein - geben sie doch einen Eindruck davon, wie Grünau von seinen Bewohnern tatsächlich wahrgenommen und beurteilt wird. Die letzte Befragung hat 2009 stattgefunden. In dieser Ausgabe können Sie nun Erkenntnisse darüber erlangen, wie zufrieden die Grünauer mit ihrem Wohnumfeld sind. Es wird die wenigsten von Ihnen überraschen, dass sich der überwiegende Teil der Stadtteilbewohner im hiesigen Viertel sehr wohl fühlt.
Dabei wird vor allem betont, wie schön grün und ruhig man es in den einzelnen Quartieren hat. Als noch relativ junger
Mensch, stoße ich mich allerdings an genau dieser Ruhebedürftigkeit der Grünauer ein wenig. Denn bei allem Verständnis für
dieses individuelle Bedürfnis vor allem älterer Leute, ist es jedoch gerade dieser Punkt, der die Zukunftschancen des
Gebietes dauerhaft hemmen könnte. Grünau muss sich verjüngen, will es in dieser Größe und Qualität weiterhin existieren.
Das wissen nicht zuletzt auch Stadtplaner, die sich seit geraumer Zeit mit dem Projekt »junge Alte
Salzstraße«
befassen.
Mit Eröffnung der Skaterhalle »Heizhaus«
ist seit Spätsommer 2009 eines der Bausteine
bereits realisiert, die Wiederinbetriebnahme der ehemaligen 83. Schule durch die Freie Schule Leipzig. Ein weiterer folgt
mit dem Neubau des Kinder- und Jugendtheaters Theatrium, welches anstelle des alten Postgebäudes an der Ladenzeile im WK 2
entstehen wird. Während die Theaterbetreiber, Kinder, Jugendlichen, Kulturinteressierten und die städtische Verwaltung
erleichtert aufatmen, weil endlich eine Ersatzlösung für die völlig marode bisherige Spielstätte in der Miltitzer Allee und
vor allem deren Finanzierungsmöglichkeit gefunden werden konnte, gilt es nun auch die letzten hartnäckig ruhebedürftigen
Mieter in unmittelbarer Nähe zu besänftigen.
Diese bangen aber nicht nur um ihre abendliche Fernsehidylle, die durch übermäßigen Besucherlärm gestört werden könnte, sondern auch um die freien Plätze für die wahren Lieblingskinder der Deutschen - ihre Autos. Auf einer Veranstaltung mühten sich darum das Amt für Stadterneuerung und Wohnungsbauförderung (ASW), das Quartiersmanagement, das mit dem Projekt betraute Architekturbürobund die Geschäftsführung des Theatriums, etwaige Vorbehalte gegen Bau und Spielbetrieb des - über die Stadtteilgrenzen weit hinaus bekannten - Theaters auszuräumen. Ob diese Überzeugungsarbeit gefruchtet hat, wird sich zeigen.
Für Grünau bietet sich jedenfalls die einmalige Gelegenheit bei jungen Familien, Kindern und Jugendlichen an Attraktivität zu gewinnen und sich damit seine eigene Zukunft zu sichern. Das sollten alle Grünauer als Chance begreifen.
Ihre Klaudia Naceur