Hart, aber fair
Leipzig mag die schönste Stadt der Welt sein, ist aber leider nicht so groß wie Berlin! Nahverkehr im Minutentakt ist bequem, aber nicht bezahlbar. Es liegt wohl in der Natur des Menschen, gegen Verschlechterungen mobil zu machen. Oft ist das gut so. Doch in diesem Fall sind die harten Entscheidungen - nur Grünau verliert Straßenbahnanteile - fair gegenüber anderen Stadtteilen und auch im Städtevergleich.
Wer sich ärgert, weil nicht jede Bahn als Niederflurfahrzeug daherkommt, verkennt die Realität - und zwar ganz besonders
die finanzielle. Auch wenn Fahrkarten einst 10 Pfennige kosteten, ist heutzutage eine 2-Euro-Einzelfahrt noch lange nicht
kostendeckend für den hochsubventionierten Betreiber. Das unsäglichste aller Argumente (»Das war ja zu DDR-Zeiten
besser«
) zerbricht aber neben der Finanzierungsfrage an der Tatsache, dass zu besagter Vorwärts-Immer-Phase auch
doppelt so viele Menschen in Grünau lebten. Seinerzeit hat kaum jemand nach Niederflur gerufen, 20 Jahre später soll es der
Standard sein. Das geht einfach nicht, man überdenke seinen Anspruch.
Es bleibt zu hoffen, dass die LVB ihre Grünauer Fahrgäste und deren Sorgen ernst nehmen, denn einige Hinweise (Brückenbau Lützner Straße, Schülerverkehr) sind berechtigt und sollten in den Planungen Berücksichtigung finden.
Dennoch: Trotz abgespecktem »Netz 2010«
steht Grünau zukünftig gut da. Zwar nicht im Vergleich zum
luxuriösen Ist-Zustand. Ganz sicher aber im Vergleich zu westdeutschen Liniennetzen und Bedienhäufigkeiten. Und welch
antikes Material anderswo durch manche Vororte rollt - der Ottonormalgrünauer würde denken, er sei im Museum gelandet.