Grün-As

So oder so

Liebe Leserinnen und Leser, haben auch Sie das schöne Wetter in den vergangenen Tagen genutzt und sind an Grünaus »Badewanne« ein wenig spazieren gegangen? Ich schon und ich tat es in banger Erwartung. Eine alarmierende Pressemitteilung zum dramatischen Zustand des Kulkwitzer Sees noch im Kopf, machte ich mich auf das Allerschlimmste gefasst.

Auf sage und schreibe vier DIN A4-Seiten hatten deren Verfasser - Tauchsportfreunde, Eisbader, NABU-Vertreter und andere Freunde des Sees - geschildert, wie rasant sich die Qualität des beliebten Gewässers verschlechtert hätte; von jauchigem Geruch war die Rede genau wie vom Fehlen gewisser Fisch- und Pflanzenarten unter der Wasseroberfläche; die Sichtweite im einst so glasklaren See sei auf ein bis drei Meter geschrumpft. Daran, so die einhellige Meinung, trügen unter anderem unverbesserliche Wasservögelfütterer, campende Touristen aber auch Massen von Badegästen aus dem angrenzenden Stadtteil Schuld.

Bild Dass das Füttern von Enten, Rallen, Schwänen und anderen gefiederten Tieren, selbige zum unnatürlich langen Verweilen im Winter animiert und darum unterbleiben sollte, wissen aufmerksame Kulkibesucher und »Grün-As«-Leser seit langem. Trotzdem pilgern noch immer einige Omas mit ihren Enkeln an der einen und einer Tüte voller Brot in der anderen Hand ans Seeufer, um sich und den Vögeln eine Freude zu machen. So weit so schlecht.

Dass dadurch mehr Vogelkot erzeugt wird, kann der Laie kaum erkennen. Wohl aber, ob es sich um Tausende Tiere handelt oder um weitaus weniger. Ausgedehnte Wanderungen an sämtlichen Seen Leipzigs im ersten Vierteljahr 2010 haben mir jedenfalls die Erkenntnis gebracht, dass in Grünaus Naherholungsgebiet nicht weniger aber auch nicht mehr Vögel überwintern, als andernorts. Doch das ist eine rein subjektive Wahrnehmung und sagt nichts über den tatsächlichen Zustand des Kulkwitzer Sees aus.

Demnächst werden wir daher die Probleme am und im Wasser genauer unter die Lupe nehmen. Dabei wird auch die Stadt Leipzig zu Wort kommen, die auf die Katastrophenmeldung der See-Freunde und -Nutzer sofort reagierte, in dem sie angebliche Probleme runterspielte und Anschuldigungen zurückwies (siehe vorherige Online-Ausgabe). Nun steht Aussage gegen Aussage. Ob der Zustand des Sees tatsächlich so dramatisch ist, werden Sie im Juni erfahren. Bis dahin kann ich Sie zumindest in zwei Punkten beruhigen: Ich konnte in Ufernähe noch den Grund erkennen und mein olfaktorischer Sinn wurde nicht durch Jauchegeruch belästigt.

Ihre Klaudia Naceur
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