Kehrtwende für Klinkenwirt?
Wertgutachten zum Theatrium ist fertig: Umzug ins Wunschobjekt wird immer wahrscheinlicher
Für Mike Seiffert hätte es schlimmer kommen können. Wäre alles nach Plan gelaufen, hätte der Gastwirt sein Inventar
schon Ende Juni aus dem Flachbau an der Miltitzer Allee räumen müssen, und hätte als Arbeitsloser zuschauen dürfen, wie der
neue Nachbar seine Gaststätte »Zur Klinke«
zu Supermarkt-Parkplätzen umfunktioniert
(»Grün-As«
berichtete).
Jetzt ist vieles anders - auch deswegen, weil die Stadtverwaltung nach langem Zögern ihre bedingungslosen Rückbaupläne
aufgeweicht hat. Hatte Gastwirt Seiffert sich anfangs von der Stadt allein gelassen gefühlt, sei er nun »schon
seit einer Weile nicht mehr sauer, weil endlich Bewegung in die Sache gekommen ist«
. Will heißen: Zum einen kommt
Netto Nord als neuer Eigentümer mit dem benachbarten Discounter-Neustart nicht so recht in die Gänge und habe Seiffert
deswegen mündlich bis mindestens Jahresende ein Bleiberecht zugesichert, das in den kommenden Tagen auch schriftlich
fixiert werden soll.
Andererseits hat die Stadtverwaltung nun auch Seifferts Wunschobjekt, nämlich das vom Theatrium genutzte Objekt ein paar
Meter weiter, auf die Liste der möglichen Alternativen gesetzt. Zuvor hieß es aus dem zuständigen Amt: Kommt nicht in
Frage, soll abgerissen werden, steht auf Rückbaugebiet, muss einer Grünfläche weichen. Für Seiffert wurde die Luft immer
dünner. Mehrere von der Stadt vermittelte Objekte bezeichnete er als »Alibi«
-Angebote. Das Amt für
Wohnungsbauförderung und Stadterneuerung konterte: Der Wirt müsse sich offensiver bemühen, die Suche sei zu allererst
Aufgabe des Unternehmers selbst.
Unterstützt von Stadträten und der Öffentlichkeit konnte der Abriss des Theatriums zunächst verhindert werden. Ein
Wertgutachten wurde in Auftrag gegeben, dessen Ergebnisse jetzt feststehen: Für 50.000 Euro kann Seiffert das Objekt samt
altem Blumenladen erstehen. »Vom äußeren Eindruck darf man sich nicht täuschen lassen«
, sagt der Wirt
nach einer Begehung, obwohl die Macher des ausziehenden Theatriums kein gutes Haar an der Immobilie ließen. »Die
wollten unbedingt raus, haben das deswegen in drastischen Worten dargestellt«
, meint Seiffert. Die äußere Hülle
sei jedoch in Ordnung, der Innenausbau hingegen komplett zu leisten.
Seine Gesamtinvestitionen schätzt der Wirt auf 150.000 Euro - und ist zuversichtlich, dass er die Finanzierung gestemmt
bekommt. Diese würde dann zur letzten Umzugshürde. Zu den komfortablen Optionen zähle, im dazugehörigen Blumenladen
Wohnraum zu schaffen - oder das Haus gleich ohne diese Fläche zu erstehen. Zudem spekuliert Seiffert auf eine
Preisminderung um 25 Prozent, die per Antrag auf Förderung möglich seien. Vom Liegenschaftsamt werden Seifferts Angaben
bestätigt und dessen Optimismus bestärkt. »Ständig wurde in der Verwaltung über die Klinke geredet, jetzt ist die
Sache endlich auch im zuständigen Amt angekommen«
, sagt Heinz Wiacek und meint sein eigenes: Als Abteilungsleiter
Objektmanagement ist die Anbahnung solcher Verkäufe letztlich seine Aufgabe.
Dass das Gebäude nach zunächst anderen Plänen nun doch zum Verkauf stehe, sei dem politischen Einfluss auf die
Verwaltung zu verdanken. Jetzt sei das Liegenschaftsamt am Drücker, habe »die Sache vom Kopf auf die Füße
gestellt«
- nun stehe einem Verkauf des Objekts von städtischer Seite nichts mehr im Wege. Vor wenigen Tagen war
Wiacek vor Ort, um mit Seiffert über das Gutachten, einen möglichen Verkauf und Fördermöglichkeiten zu sprechen:
»Letzteres geht nur per Antrag. Über diesen entscheiden allerdings die Stadträte im
Grundstücksverkehrsausschuss.«