Nix in Butter auf dem Kutter
»Immobilienkönig«
Wolfgang Kaiser noch immer auf Pächtersuche für die
Schiffsgaststätte am See
»Ahoi, Ihr Landratten! Das Schiff ist gesunken, die Piraten sind sesshaft geworden. Wir starten neu durch und
halten den Kurs: Ab sofort findet Ihr uns [...] auf der Isula Lausa, unweit des Wracks der Santa Anna.«
So steht
sie im Internet, die Umzugsanzeige des ehemaligen Schiffspächters VGS, der bereits im Winter gen Lausen umzog und seine
Erlebnisgaststätte an einem anderen Unternehmensstandort unter gleicher Flagge weiter betreibt.
Seither wird der Freisitz der MS Frieda, wie das Schiff am Kulkwitzer See mit richtigem Namen heißt, von Sascha
Rubitzsch betrieben, einem mit der Gaststätte »Seeblick«
bereits ansässigen Kulki-Wirt. Mehr schlecht
als recht, befindet der gelegentlich als Leipzigs »Immobilienkönig«
bezeichnete Schiffsbesitzer Wolfgang
Kaiser. Sowohl für den Altbetreiber als auch den derzeitigen Pächter findet der Eigentümer nur wenig lobende Worte. Zwar
habe die ehemalige Pächterin die Miete immer pünktlich bezahlt, das Restaurant sei auch unter guter Führung gewesen. Dann
jedoch sei die damalige Chefin der Santa Anna »nach Südamerika durchgebrannt«
und habe zuvor noch
»das Inventar geklaut«
.
Daraufhin kontert VGS-Geschäftsführer Bernard Dumaz nicht nur mit Spitzfindigkeiten (»Die Pächterin war die VGS
mit Sitz in Leipzig. Sie ist nicht durchgebrannt.«
), sondern weist auch den Vorwurf des Diebstahls entschieden
zurück: »Sämtliches Inventar war und ist Eigentum der VGS.«
Nach einem Einbruch mit Vandalismusschaden
habe sich die Firma geweigert, das nur »unzureichend wiederhergestellte Objekt«
wieder zu übernehmen -
und habe daraufhin die Kündigung vom Vermieter erhalten und akzeptiert.
Franziska Aich, die Tochter der verschwundenen »Anna«
-Kapitänin und heutige Restaurantmanagerin,
erklärt indes, über den Betrieb des Schiffrestaurants mangels Einblick in die damaligen Geschäfte keine Auskünfte erteilen
zu können. War das Restaurant zu Zeiten der Piraten noch als solches geöffnet, bemängelt Kaiser nun den unregelmäßigen
Betrieb ohne wirklich warme Küche. »Für solch ein Objekt ist das viel zu wenig. So kann das nicht
weitergehen«
, begründet der Besitzer die Suche nach einem neuen Pächter, die sich als schwierig erweise.
Derzeit würde mit zwei Leipziger Gastronomen verhandelt, die Vorstellungen bezüglich des Betriebs gingen allerdings weit
auseinander. »Ein langfristiges Konzept war nicht dabei«
, ärgert sich Kaiser: »Das ist nun mal
mein Schiff, die Leute wissen das. Da schäme ich mich auch, wenn das hier nicht läuft.«
Zumal die Lage perfekt
sei und nach Meinung des »Immobilienkönigs«
jeder Gastwirt ordentlich verdienen könne, wenn er nur die
Gaststätte konsequent öffnet.
Auch bei der zuständigen Verwaltungsgesellschaft LeipzigSeen wird das trostlose Dasein des Kulki-Flaggschiffs bedauert.
Reinhard Ihle würde sich über eine ausgiebigere Nutzung des Schiffsrestaurants freuen: »Das Schiff ist doch hier
der Anlaufpunkt.«
Noch immer kämen Gäste in der Erwartung, ein gutes Mittagessen serviert zu bekommen - und
reisten enttäuscht von dannen. »Zumindest sind wir mit dem Eigentümer übereingekommen, dass das Schiff wieder weiß
gestrichen wurde«
, sagt Ihle. Im Rahmen der Piraten-Enterung war zuvor ein bräunlicher Ton aufgetragen
worden.
Als Anzeichen oder gar Startschuss für einen Vollbetrieb mit neuem Pächter ist der erneute Farbwechsel allerdings nicht
zu werten. Ausgerechnet während dieser wenig betriebsamen Phase habe der Neffe des einstigen Schiffsbesitzers der MS Frieda
einen Besuch abgestattet, berichtet Reinhard Ihle. Ein Mittagessen auf »seinem«
Kutter hat er wohl nicht
bekommen - und auch ein Nutzungskonzept soll er nicht in der Tasche gehabt haben. Dem Onkel gehörte übrigens nicht nur der
1972 an den See verfrachtete ausrangierte Saalelastkahn. Sondern auch eine Ehefrau namens Frieda.