Weihnachtsbräuche
Ilse Lauter
Zu Weihnachten trifft sich unsere große Familie, die aus meinem 95-jährigen Vater, unseren Kindern und Enkeln besteht -
also ein breites Altersspektrum. Was schenken? Was schenkt man einem betagten Menschen, der »schon alles
hat«
? Wir wollen ihm das für ihn Wichtigste geben, Zeit und Zuwendung. Was in diesem Fall heißt, Theaterkarten.
Wir fahren mit ihm in die Musikalische Komödie und sehen gemeinsam »Zar und Zimmermann«
.
Was schenke ich meinen viel beschäftigten Kindern? Ebenfalls Zeit, diesmal füreinander. Dazu verhilft ein Kinogutschein
mit unserer Verpflichtung, in der Kinozeit die Enkel zu betreuen. Was schenken wir den Enkeln, die schon so viel Spielzeug
haben? Ebenfalls Zeit und Zuwendung: Wir gehen gemeinsam in »Hänsel und Gretel«
. Und natürlich die
Gemeinsamkeit zu den Feiertagen, die Spiele und die Gespräche. Das Schöne an diesen Geschenken ist, dass wir damit uns auch
selbst beschenken. Eine schöne Zeit für uns und ein gutes Gefühl für uns.
Petra May
Mit dem Aufstellen des Weihnachtsbaumes begann das Fest. Nicht, dass die Wohnung vorher nicht geschmückt war, und doch erstrahlte nun alles in einem besonderen Licht. Die weihnachtliche Gemütlichkeit hielt Einzug. Geschmückt wurde der Baum immer von mir und den Kindern. Dazu gehörte das gemeinsame Aussuchen der Kugeln, das Verteilen der Lichter und natürlich das Anhängen des schweren Lamettas, welches nach dem Fest Jahr für Jahr in Zeitung eingerollt auf das kommende Weihnachten wartete.
Doch ein Detail blieb dabei nur mir vorbehalten - der Schokoladenschmuck. So erhielt unser Baum nicht nur Schmuck aus Glas und Glanz, sondern auch aus süßen Leckereinen. Kringel mit bunten Perlen, kleine Schokopäckchen, gefüllte Kugeln - all diese Köstlichkeiten warteten auf meine Naschkatzen. So bereitete es uns viel Freude, diesen essbaren Baumschmuck nach und nach zu verzehren.
Und heute? Heute bin ich Omi von zwei kleinen Mädchen und wenn meine große Kleine Enkeltochter vor dem geschmückten Baum
steht, sagt sie mit einem verschmitzten Lächeln auf dem Gesicht: »Aber da sind doch
Schokoladenkringel!«
. Die Freude ist die Gleiche geblieben, bei den Großen, wie bei den Kleinen.
Sylvia Börner
Ich verbringe das Weihnachtsfest in der Regel in meinem Elternhaus in Thüringen. Am Heiligen Abend wird am Morgen gemeinsam mit den Kindern der Baum geschmückt. Dabei hören wir weihnachtliche Musik, am liebsten die uralte Schallplatte mit Peter Schreier. Danach bereiten wir das Mittag - essen (Kartoffelsalat und Fisch) sowie die Salate für die Festtage vor wie Rindfleischsalat, Häckerle (Fischhappen), sauren Hering und Schwartenwurstsalat.
Dann müssen wir uns auch schon zum Weihnachtsgottesdienst rüsten, denn dieser beginnt in unserem Dorf relativ zeitig. Findet dieser ohne die Pfafferin statt (die es nicht schafft, in allen Dörfer jährlich den Heiligen Abend zu feiern) wird der Weihnachtsgottesdienst eben von den Einwohner/-innen selbst gestaltet. Denn diese Tradition ist allen wichtig, unabhängig von Glauben und Konfession.
Nach dem Kaffeetrinken wird beschert. Denn während des Gottesdienstes hat der Weihnachtsmann in einem riesigen Sack die Geschenke unter dem Tannenbaum abgestellt. Das jüngste Kind teilt diese mit Freuden aus und erst, wenn alle ihr Geschenk haben, darf (möglichst nacheinander) ausgepackt werden.