Reaktionen
zu S-Bahn-Stilllegung und Grünolino
Nachdem wir in der letzten Woche von der Entscheidung des ZVNL berichten mussten, die Grünauer S-Bahn-Linie S1 bis 2013
stillzulegen, war die Enttäuchung in Grünau groß. Da konnte auch die Meldung vom baldigen Start der vor zehn Jahren im Club
der Nachdenklichen erträumten Quartiersbuslinie »Grünolino«
nicht hinweghelfen. Immerhin hatte sich nach
unserem Artikel im Dezember 2010 eine Bürgerinitiative gebildet und fast 10000 Unterschriften gesammelt.
»Wir möchten die Bürgerinitiative zugleich ermutigen, auch nach der verheerenden Abstimmung im Zweckverband
Nahverkehrsraum Leipzig ihre Tätigkeit fortsetzt, um zu erreichen, dass den Tausenden, die bislang die S-Bahn nutzen,
alternative Angebote unterbreitet werden. Darüber hinaus bleibt es unverzichtbar, bürgerschaftlich zu kontrollieren, dass
der S-Bahn-Betrieb Ende 2013 auch wirklich wieder aufgenommen wird.«
, erklärten die Landtagsabgeordneten der
Linkspartei Dr. Volker Külow und Dr. Dietmar Pellmann.
»Dass sich Grünauer aller gesellschaftlichen Bereiche und Altersgruppen selbstständig und überparteilich
organisiert haben ist beeindruckend und vorbildhaft«
, lobte der Grünauer SPD-Stadtbezirksbeirat Peter Hütter,
selber Mitglied der Bürgerinitiative. »9.600 Unterschriften für den Erhalt dieser Strecke in nur sieben Wochen,
seit der Gründung der BI am 21.12.2010, zeigt das sehr hohe Engagement der BI, der Grünauer aber auch der Gewerbetreibenden
im Stadtteil.«
Der Grünauer SPD-Stadtrat Heiko Bär ergänzt: »Für das weitere Engagement für Grünau, z.B.
beim Erhalt von Sparkassenautomaten in der Selliner Straße oder der Führung der Buslinie 62 ins Zentrum des WKs 8 wird
dieses Bürgerengagement vor Ort viel Rückenwind geben.«
»Die Hauptschuld an der beschlossenen Stilllegung tragen CDU- und FDP-Landtagsfraktionen, die mit ihrer
Zustimmung zum Landeshaushalt die massiven und völlig unbegründeten Kürzungen der Mittel für den öffentlichen
Personennahverkehr mit der Brechstange beschlossen haben.«
, erklärte die Linkspartei. »Damit lieferten
sie nicht nur ein miserables Beispiel für die vielfach beschworene Stadt-Umland-Kooperation, sondern machten zugleich den
Weg frei, gerade auf Kosten des ÖPNV die gigantischen Mehrkosten für den Leipziger City-Tunnel aufzubringen. Dazu gehören
auch die 41 Millionen Euro EU-Fördermittel, die wegen der jahrelangen Bauverzögerung bereits 2006 verloren gegangen sind.
Allein diese Summe hätte ausgereicht, um den Zuschuss für die S1 mehr als 10 Jahre lang zu zahlen.«
»Dadurch, dass die BI den ZVNL aber auch die Stadtverwaltung Leipzig für dieses Thema sensibilisiert hat,
wurden mehrere Maßnahmen zum Ausgleich geprüft und in der Verbandsversammlung auch festgeschrieben. Diese Maßnahmen müssen
nun durch den ZVNL getragen werden, da die schwarz-gelbe Landesregierung die Mittel für den Öffentlichen Personennahverkehr
seit Jahren erheblich einschränkt.«
, erklärte SPD-Stadtbezirksbeirat Peter Hütter. »Dies ist eine
einmalige Entwicklung in Deutschland. Die Bürgerinitiative sollte sich durch den Beschluss nicht entmutigen lassen und sich
weiterhin für die Infrastruktur in Grünau - aber auch überregional - einsetzen und die Durchführung der Ersatzmaßnahmen im
Stadtteil im Auge behalten.«
»Die Einrichtung des Quartiersbusses in Grünau ist vorbildlich, darf aber nicht dazu führen den Blick für die
notwendige Debatte über einen Ersatz für die S-Bahn-Linie S1 zu verstellen«
, kommentierte Jürgen Kasek,
Vorstandssprecher Bündnis 90 / Die Grünen und Stadtbezirksbeirat von Grünau die Eröffnung der neuen Buslinie in Grünau.
»Der Grünolino ist dazu gedacht, dass Angebot in Grünau insgesamt zu verbessern und nicht eine Ersatzleistung für
die gekürzte S-Bahn-Linie darzustellen. Vor diesem Hintergrund werden wir sehr genau darauf achten, welche Ersatzmaßnahmen
für die S-Bahn-Linie S1 geplant und umgesetzt werden«
, so Kasek weiter.
»In einzigartiger Art und Weise haben hier Bürger und Quartiersmanagement die Notwendigkeit zum Handeln erkannt
und auf die Erfordernisse der Neuzeit reagiert. Gerade in Grünau, wo die Herausforderungen im Hinblick auf eine zunehmend
älter werdende Gesellschaft und eine sinkende Bevölkerungszahl besonders deutlich werden, ist dieses Projekt als besonders
wichtig einzuordnen.«
, erklärten die Grünen zum Grünolino. »Das gezeigte Engagement verdient eine
Auszeichnung und macht deutlich, dass es Bürgern und Gewerbetreibenden gelingen kann tätig zu werden, ohne auf das Handeln
der Stadt zu warten. Das allerdings parallel dazu die S-Bahn-Linie eingestellt werde, sei eine herbe Enttäuschung. Damit
werden auch die Investoren, die das Projekt möglich gemacht haben, und die Bürger beschämt«
, kritisierte Jürgen
Kasek.