»Hannes' Bistro«
Anne Gallinat am 18.3., 18 Uhr im KOMM-Haus
Anne Gallinat, Jahrgang 1965, studierte an der Filmhochschule Potsdam-Babelsberg. Seit 1999 arbeitet sie als freiberufliche Autorin. Ihre Vita verzeichnet mehrere Kinderbücher und bisher zwei Romane. Sie leitet in Saalfeld literarische Projekte in Schulen und im Stadtmuseum, führt Schreibwerkstätten und verfasst Buchrezensionen und Theaterkritiken.
Anne Gallinat ist Vorsitzende des Verbands deutscher Schriftsteller in Thüringen. Am Freitag, dem 18. März stellt sie ab
18.00 Uhr ihren neuen Roman im KOMM-Haus, Selliner Straße 17, vor. Geschichten, die auf der Straße liegen, hat Anne Gallinat
in ihrem neuen Roman verarbeitet. Herausgekommen ist »Hannes' Bistro«
.
Für ihre Milieustudie, an der sie drei Jahre geschrieben hat, war sie in ihrem Wohnort Saalfeld zuerst einmal auf
Feldforschung gegangen. Nicht alle der Wohnsitzlosen, die sie beobachtet hat oder mit denen sie ins Gespräch gekommen ist,
wissen, dass sie literarische Muse geworden sind. »Einer lebt gar nicht mehr. Der wirkliche Doktor ist im Winter
vor drei Jahren in seiner Wohnung erfroren, da war ich sehr erschüttert«
, sagt die Autorin, die »Hannes'
Bistro«
als einen Gegenentwurf zu ihrem ersten, Metapher gesättigten 2004er-Roman »Der blutrote
Ahornbaum«
, den sie rückblickend als elitär empfindet, verstanden wissen will.
Herausgekommen ist eine Geschichte, welche die Balance zwischen Schicksal, Schuld und Unschuld halten will und welche
den Blick gezielt auf die »Bierbüchsen-Leute«
lenkt, die sich in Hannes seiner Spelunke treffen. Denen hat sie - »weil
einfache Menschen Mundart sprechen«
- einen Fantasie-Dialekt in den Mund gelegt, der an das Thüringische erinnern soll. Ob
das beim Lesen jedermanns Sache ist, bleibt offen. Sicher ist, dass die Nöte und der Alltagstrott des fahrradverliebten
Ex-Chirurgen oder der kirchenchorgefestigten Bärbel nebst ihrer Gefährten zwischen zusammenramschendem Einkaufsverhalten,
Liebesmüh' und diakonischem Duschvergnügen tiefe Einblicke in die Randzonen der Gesellschaft bieten.
Eine schnörkellose Sprache in pädagogischer Einfachheit macht den Roman für Erwachsene prinzipiell auch für den
Mittelstufen-Schulunterricht geeignet. Vielleicht haben da ihre vorangegangenen Werke, die beiden Kinderbücher
»Straßenhändler«
und »Märchenzauber für die Grundschule«
, stilistisch ein bisschen durchgeschlagen.