Grün-As

Grünau-Projekt Stadtteilkunst

Bis 11. April in der EEG im Westwerk

Das »Grünau-Projekt Stadtteilkunst« aus Leipzig entwirft Utopia, den Ort, den es nicht gibt. In der Ausstellung im Rahmen von »Utopia Attraktor« zeigen Menschen aus Grünau und Leipzig ihre Zukunftsentwürfe und finden so ihren eigenen Platz. Wovon träumen wir als Kinder, Eltern, Menschen mit und ohne Obdach, Jugendliche und ältere Menschen, Menschen mit und ohne Arbeit, Menschen die schon immer hier gelebt haben und solche, die von weither gekommen sind? Unsere Träume und Ideen materialisieren wir in gemalten Bildern, Fotos, Videos, Skulpturen und Installationen.

Grünau - eine sozialistische Utopie?

Grünau ist das Symptom einer Utopie, die mittlerweile veraltet ist. Die Menschen in Grünau haben heute andere Träume als vor 30 Jahren, denn diese Träume sind ja auch immer Produkt des Zeitgeists und der Umstände. Insofern sind heutige Utopien der Menschen in Grünau, so mein Eindruck, nicht wirklich futuristisch, sondern oft rückwärtsgewandt und nostalgisch. Das hängt einfach mit täglichen Problemen zusammen, die ganz banaler Natur sind: wie zahle ich meine Miete, kann ich meinen Job behalten, kann ich das Schulessen für meine Kinder zahlen. Dinge, die vor rund 30 Jahren selbstverständlich waren, die Hoffnung auf einen wachsenden Lebensstandard, mal in den Urlaub zu fahren etc. sind Gegenstand heutiger Zukunftsentwürfe und Wünsche, weil sie eben nicht mehr selbstverständlich sind.

Das haben uns Menschen berichtet, die wir befragt haben. Was kann man an Grünau futuristischer machen? Naja, was wir heute unter futuristisch verstehen hat sich auch im Vergleich zu damals ebenfalls geändert. Damals hieß futuristisch effizient, funktional. Heute weicht die Effizienz der ökologischen Nachhaltigkeit und die Funktionalität der Kreativität und Ungebundenheit. Städtebaulich hieße das, den Menschen mehr Raum zu überlassen zum Selbstgestalten, neue und innovative Wohnformen zu entwickeln, Kunst und Kulturprojekte ins Leben zu rufen, die an den Tatendrang, die Eigeninitiative und den Mitgestaltungswillen der Menschen appellieren. Das wäre meine Idee von futuristisch.

Die Ausstellung

In der ersten Ausstellung werden Werke von Gruppen und Einzelnen zu sehen sein, die die Frage nach eigenen Zukunftsvorstellungen und -visionen beantworten. Das ist auf ganz unterschiedliche Art und Weise geschehen, mal eher gegenständlich, mal abstrakt, mal ironisch, mal bitterernst, in Bildern, Fotografien, Installationen, Skulpturen, Videofilmen. Etwas konkreter: es wird zum Beispiel eine Bilderreihe zu sehen sein zum Thema Autounfälle, ein Audio-Slide mit Interviews von Menschen in Grünau zu ihren Zukunftsvisionen, eine Installation zum Thema virtuelle Netze, Videos mit Lyrik, Schauspiel und Musik, eine Animation zum Thema zwischenmenschliche Beziehungen.

Grünau-Projekt Stadtteilkunst ist ein Projekt der SPI GmbH, gefördert von der ArGe Leipzig. Unser Ziel ist es, etwas mehr an Kunst nach Leipzig Grünau zu bringen, Kunst im Dienste der Menschen, die hier leben. Seit Juli 2010 sind wir in der Heilbronner Straße 16, im Kinder- und Jugendzentrum Leipzig Grünau. Seitdem haben wir einen Kindergarten um zwei selbstgemachte Puppenhäuser bereichert, das Kinder- und Jugendzentrum um ein neues Eingangsschild, die graue Wand des Cafè »Cheers« um eine bunte Fassade, einen Kindergarten um ein großes Mosaiksteinbild. Video- und Graffiti-Workshops haben wir gegeben, uns mit Malerei beschäftigt, mit Ton-, Holz- und Specksteinmodellen experimentiert, mit Fotografien unsere Umgebung neu in den Blick genommen.

Info: EEG/QM
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